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„Willkommen in Kassel“ – sprachliche Hürden zwischen Deutschen und Ukrainern überwinden

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Von: Christina Hein

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Ukrainer treffen sich regelmäßig auf dem Königsplatz: Hier Viktor Buryachok
Viktor Buryachok auf dem Königsplatz. © Foto: Andreas Fischer

Es gibt viel Hilfsbereitschaft für Geflüchtete, vor allem auch aus der ukrainischen Gemeinschaft in Kassel. Ein Vorteil ist, dass viele Englisch oder Deutsch sprechen.

Kassel. Der Kasseler Ukrainer Viktor Buryachok, der als Sprachlehrer arbeitet, hat zurzeit eine Menge um die Ohren, denn er engagiert sich wie ein Großteil seiner Landsleute intensiv bei Hilfen für Menschen, die vor Putins Angriffskrieg aus ihrer Heimat fliehen. Täglich werden es mehr. Bislang beläuft sich die Zahl der bislang in Kassel Registrierten auf rund 1000.

Auch wenn es in diesen Tagen turbulent zugehe in den Gängen des Kasseler Rathauses, sei die Situation aber nicht chaotisch – anders, als es Bilder aus Berlin oder Hamburg zeigten. Buryachok ist mit anderen regelmäßig vor Ort, um zu übersetzen. Viele Kasseler Helfer, die Geflüchtete begleiteten, hätten aber in Eigeninitiative ebenfalls für Übersetzer gesorgt. Das funktioniere ganz gut, so Buryachoks Einschätzung. Die Ukrainer hätten ihre gültigen Ausweispapiere dabei, und eine Registrierung mache in den meisten Fällen keine Probleme.

Um Hilfe und Angebote für Geflüchtete besser organisieren und koordinieren zu können, sind Buryachok und seine Mitstreiter dabei, den Verein „Ukrainer in Kassel und Umgebung“ zu gründen. „Wir befinden uns in der Gründung, ich bin gerade damit beschäftigt, eine Satzung zu schreiben.“ In der Regel treffen sich die Ukrainer täglich um 18 Uhr auf dem Königsplatz zur Kundgebung, die inzwischen zur zentralen Infobörse geworden ist.

Wir fragten Viktor Buryachok, wie die Kasseler am besten den geflüchteten Menschen aus der Ukraine freundlich gegenübertreten können. Was sollte beachtet, wie Kontakt aufgenommen werden? „Da gibt es nichts Besonderes zu beachten“, erwidert Buryachok: „Die Ukrainer sind Europäer ohne eine große kulturelle Distanz zu anderen. Die essen alles und gehen in die christlich-orthodoxe Kirche.“ Ein Vorteil sei, dass viele der Jüngeren in der Schule Englisch oder Deutsch gelernt hätten. Deutsch sei in der Ukraine lange erste Fremdsprache gewesen. Sprachbarrieren können bei den Älteren auftreten.

Auch die Frage des Impfstatus beschäftigt viele hierzulande. Dazu Buryachok: „Viele Ukrainer sind impfbereit oder sind bereits geimpft.“ Generell seien Ukrainer keine Impfverweigerer.

Was die Geflüchteten vertragen könnten, sei „ein bisschen Ruhe. Das würde nicht schaden.“ Doch das sei natürlich nicht einfach. „Es ist eine unfassbare schwere Situation für die Geflüchteten. Jede Stunde kommen neue Horror-Nachrichten aus der Heimat. Aber: Die können ja nicht nur ständig aufs Handy starren.“ Deshalb sei der Kontakt zu anderen Menschen sehr wichtig. „Es tut gut, wenn die Geflüchteten zu unseren Demonstrationen kommen, wo sie andere Ukrainer kennenlernen. Wir versuchen, sie in unsere Aktivitäten einzubinden, etwa bei den Maltesern zu helfen, in den Sammelstellen beim Sortieren, etwas Sinnvolles, Produktives zu tun.“ Klar sei: „Sie wollen alle helfen.“

Was die Bedürftigkeit der Geflüchteten betreffe: Sie benötigten Kleidung, „Sie sind ja nur mit einer Tasche gekommen.“ Mittelfristig bräuchten sie Gegenstände für den Haushalt: Handtücher, Bettzeug, Geschirr.

Schließlich fällt Viktor Buryachok doch noch etwas ein, das man bei Ukrainerinnen und Ukrainern bedenken müsse: Sie seien sehr bescheiden und sagten nicht gerne von alleine, was sie benötigen. „Man muss in der Regel zwei Mal nachfragen, bevor sie etwas sagen.“

Glossar ukrainischer Wörter

Wir haben aufgeschrieben, mit welchen ukrainischen Sätzen und Wörtern Kasseler den Menschen aus der Ukraine begegnen können. Hier ein Mini-Glossar:

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