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„Klein aber fein“: Leben in einem Tiny House im Kreis Kassel

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Von: Claudia Feser

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Tom Balhorn steht vor seinem Haus in Dennhausen.
Tom Balhorn wohnt in einem 27-Quadratmeter-Tiny House in Dennhausen. Unterm Vordach hat er sich einen zusätzlichen Raum an der frischen Luft geschaffen. © Claudia Feser

Tom Balhorn lebt seinen Wohntraum in einem Tiny House. Auf nur 27m2 hat er alles, was er braucht.

Kassel – Noch vor einigen Jahren war sein Zuhause ein Reihenhaus im Kasseler Stadtteil Bad Wilhelmshöhe – auf 145 Quadratmetern lebte er mit seiner Familie. „Dann kam die Trennung, und ich habe in meinen Träumen gewühlt“, berichtet der Vater von zwei Kindern, „und ich wollte am Wasser wohnen, am liebsten auf kleinem Raum.“

Tiny Haus im Kreis Kassel: „Ich brauche kein Leben in riesigen Hallen“

Zur Probe zog Balhorn nach Dennhausen: in ein Minihäuschen mit Wohnwagen auf dem Campingplatz. Bei einem Brand dieses Test-Zuhauses verlor er sein Hab und Gut. „Alles war weg. Da war mir klar: Ich muss jetzt klein gucken.“ Aber die Vorstellung war ihm auch sehr sympathisch, „denn ich wollte ressourcenschonend leben, schließlich ist Wohnraum knapp, und ich brauche kein Leben in riesigen Hallen.“

Dabei geht der Trend in Deutschland in die andere Richtung: In immer mehr Wohnzimmern stehen Riesen-Couch-Landschaften gegenüber wandfüllenden TV-Bildschirmen und neben Esstischen, an denen ein Paar mit zehn Kindern Platz hätte. Stattdessen ist dieser Wohnraum immer häufiger das Zuhause von Single-Personen. Die Anzahl von Tiny Houses wird vom Statistischen Bundesamt nicht erfasst, wohl aber, dass die durchschnittliche Wohnfläche pro Person in den vergangenen Jahren bundesweit gestiegen ist.

„An häuslichem Luxus vermisse ich nichts, stattdessen habe ich Lebensqualität gewonnen mit der Nähe zum Fluss.“

Tom Balhorn

Ein kleines Apartment in Kassel hat Tom Balhorn trotzdem noch – weil er das Großstadtflair sehr schätzt. „Ich lebe eigentlich zwei Mal tiny“, sagt er. Sein Traumgrundstück mit Gartenhaus, das er zum Tiny House umbaute, liegt nur wenige Meter vom abgebrannten Test-Zuhause und ein paar Schritte von der Fulda entfernt.

Nicht mehr nur ein Gartenhaus: Mann aus Kassel kümmert sich um die Grundmodernisierung

Sein Glück: Die Anschlüsse für Wasser und Strom lagen bereits in der Straße. „Ich musste für den Anschluss ans Gartenhaus sorgen, das war die Auflage der Gemeinde.“ Die Abwasserleitungen musste er ausbaggern, verlegen und anschließen lassen. Außerdem erneuerte Balhorn das Dach des Häuschens, das er von innen kernsanierte: mit neuem Boden, gedämmten Wänden und dreifachverglasten Fenstern. Er baute ein kleines Bad ein und separierte ein kleines Schlafzimmer. „An häuslichem Luxus vermisse ich nichts, stattdessen habe ich Lebensqualität gewonnen mit der Nähe zum Fluss.“

In seinem Tiny House ist auch Platz für ein Sofa in L-Form und einen Sessel vorm Ofen. Dieser macht es jetzt im Winter gemütlich warm im Häuschen. Das Brennholz hackt Balhorn selbst und stapelt es unterm Vordach, sodass mit Sitzecke und Teppich ein zusätzlicher Raum an der frischen Luft entstanden ist. Von dort genießt Balhorn den Blick auf die Fulda.

Tiny House
Klein heißt nicht beengt: In Tiny Houses wird der Raum wird bis an die Decke ausgenutzt. © Christian Charisius/dpa/dpa-tmn

Auch wenn sein Tiny House „klein, aber fein“ ist, kann er im Garten, der zum Haus gehört, auch mit 50 Leuten feiern. „Da wird dann eben improvisiert, und die Leute sitzen im Garten auf dem Boden.“ Das ist auch einer der Werte, die er seinen Kindern vermitteln möchte: „Man kann auch einfach leben.“ (Claudia Feser)

So ein Umbau eines Wohnraums muss aber nicht zwingend selbstständig erfolgen. Erste Firmen reagieren auf den Tiny House Trend und liefern sie einzugsbereit – so wie das Unternehmen Winster im Kreis Kassel.

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