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Lebensmittel retten: Kasseler Betriebe unterstützen Projekt „Too good to go“

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Violetta Winter vom Haus der Kirche in Kassel zeigt die „Magic Bags“.
Setzt sich gegen Lebensmittelverschwendung ein: Violetta Winter vom Haus der Kirche in Kassel zeigt die „Magic Bags“. © Annika Beckmann

Die App „Too good to go“ zur Rettung von Lebensmitteln ist für viele Menschen noch ein Geheimtipp. Wir haben Teilnehmer in Kassel befragt.

Kassel – Mithilfe dieser App nach Angaben der Internetseite „Too good to go“ bereits 9,7 Millionen Menschen weltweit Lebensmittel aus Restaurants, Bäckereien, Supermärkten und Hotels, die sonst im Müll landen würden. Das Prinzip ist simpel: Der Kunde bestellt in der App eine sogenannte „Magic Bag“ (deutsch: Wundertüte), die mit unterschiedlichen Produkten gefüllt ist.

Das Besondere: Der konkrete Inhalt ist für den Kunden stets eine Überraschung. Anschließend kann die Bag innerhalb eines bestimmten Zeitraums vor Ort abgeholt werden. Wir haben uns in Kassel bei teilnehmenden Betrieben umgehört.

Haus der Kirche in Bad Wilhelmshöhe

Violetta Winter, Kantinenleiterin im Haus der Kirche in Wilhelmshöhe, unterstützt das Projekt seit Jahren. Sie habe „Too good to go“ durch die Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ entdeckt. „Unser Koch kocht immer viel zu viel“, sagt sie. Um das Essen nicht wegwerfen zu müssen, bieten Winter und ihr Team mithilfe der App täglich sechs vegetarische und sechs Fleischgerichte für 3,90 Euro an. Diese können anschließend von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr im Haus der Kirche abgeholt werden. „Das Angebot wird sehr gut genutzt. Die Gerichte sind immer weg“, sagt sie.

Kunden seien beispielsweise Menschen, die in der Umgebung wohnen oder das Haus der Kirche bereits kennen. Aber auch Touristen aus anderen Städten nutzen die App. Sie bedauere es, dass „Too good to go“ nicht von mehr Restaurants in Kassel genutzt werde. Das Konzept sei jedoch auch teuer. Nicht nur die Verpackung für die Magic Bags müsse bezahlt werden. Zusätzlich fordere die App rund ein Drittel des Umsatzes ein.

Dennoch hält Winter an dem Projekt fest. „Mittlerweile sind viele Mitarbeiter des umliegenden Bürogebäudes im Home Office. Ich bin jetzt umso mehr auf externe Besucher angewiesen“, sagt sie. Die App sei für sie in gewisser Weise bezahlte Werbung. „Trotzdem gefällt mir das Konzept. Man kann die Welt dadurch ein bisschen besser machen“, ergänzt Violetta Winter.

Edeka Wenzel in der Nordstadt

Junge Mitarbeiter des Edeka-Supermarktes an der Fiedlerstraße (Nordstadt) brachten Marktleiter Marco Wenzel 2020 auf die Idee, „Too good to go“ dort zu etablieren. „Wir möchten nicht, dass Lebensmittel in der Mülltonne landen. Deswegen bieten wir praktisch alle Produkte des Marktes an, die sich noch im Mindesthaltbarkeitsdatum befinden“, sagt Marco Wenzel. Zwei Mal pro Woche können sich Kunden über frische Lebensmittel freuen, übrig gebliebene Backwaren sind hingegen täglich über die App reservierbar. Kosten: zwischen 3,00 und 4,50 Euro.

Nie bleibe eine Tüte übrig – ganz im Gegenteil: „Manche Kunden rufen uns an und fragen, wann endlich wieder Magic Bags verfügbar sind“, sagt Wenzel. Damit das Projekt langfristig funktionieren kann, sei allerdings auch Eigenengagement notwendig. Die Magic Bags können täglich um 21 Uhr an der Lagertür des Marktes abgeholt werden.

Stamm-Kaffee in der Kasseler Innenstadt

„Wir bieten ausschließlich Backwaren an“, sagt Stamm-Kaffee-Mitarbeiterin Sylvia Ambrolat. Auch Kuchenstücke können an manchen Tagen dabei sein. Das Projekt laufe im Sommer wesentlich besser. „Im Winter bleiben manchmal gepackte Tüten übrig. Anscheinend haben viele keine Lust, bei schlechtem Wetter noch einmal rauszugehen“, sagt Ambrolat. In der Woche bietet das Café an der Kölnischen Straße zwischen sieben und zehn Magic Bags für drei Euro an. Die Kundschaft sei gemischt. „Von jungen Leuten bis zum Rentner ist alles dabei.“ (Annika Beckmann)

„Too good to go“ wurde in Dänemark gegründet

Die App „Too good to go“ wurde im Jahr 2015 in Dänemark gegründet. Mittlerweile sind 18 634 Betriebe Teil der Plattform und bieten dort die sogenannten „Magic Bags“ an. Die App und die anschließende Erstellung eines eigenen Accounts ist kostenlos. Eine Barzahlung vor Ort ist allerdings nicht möglich – der Betrag muss direkt über die App bezahlt werden. Mithilfe einer digitalen Karte kann der Kunde die Suche anschließend eingrenzen und sich Geschäfte aus seiner Umgebung anzeigen lassen, die die App „Too good to go“ unterstützen. 

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