Letzte Corona-Regel fällt: Maskenpflicht in Kliniken endet – Psychische Last noch spürbar

Fast genau drei Jahre nach dem ersten Lockdown läuft nun die letzte noch geltende Corona-Regel aus.
Kassel – Besucherinnen und Besucher müssen ab Samstag dann keine FFP2-Maske mehr tragen, wenn sie eine Arztpraxis, ein Krankenhaus sowie ein Alten- oder Pflegeheim betreten. Medizinerinnen und Mediziner aus Kassel begrüßen den Wegfall der Maskenpflicht, sehen aber auch ihren Nutzen.
„Viele sind erleichtert, dass sie keine Maske mehr tragen müssen“, sagt Dr. Christoph Claus, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Kassel. Jeden Tag mehrere Stunden lang eine FFP2-Maske zu tragen, sei vor allem für die Mitarbeitenden gewöhnungsbedürftig gewesen. Claus geht aber davon aus, dass einige im Gesundheitsbereich auch weiterhin freiwillig eine Maske tragen werden. Während der Infektionswellen sei das auch sinnvoll, sagt er.
Das sieht Dr. Thomas Fischer, Ärztlicher Direktor des Klinikum Kassel, ähnlich. Er sagt: „Das Tragen der Maske ist unabhängig von gesetzlichen Vorgaben ein guter Schutz vor Infektionen, den unsere Patienten und Besucher nun eigenverantwortlich nutzen können.“ Nicht nötige Besuche im Krankenhaus sollten bei Erkältungssymptomen vermieden werden. „Auf Stationen mit besonders gefährdeten Patienten oder bei wieder steigenden Infektionszahlen werden wir Regeln zum Schutz von Patienten und Mitarbeitern in ausgewählten Bereichen erlassen“, so Fischer.
In der Innenstadt ist wieder mehr los
Auch im Einzelhandel und in der Gastronomie gibt es mittlerweile keine Einschränkungen mehr. Eine Zurückhaltung bemerkt Alexander Wild, Vorsitzender der Kasseler City-Kaufleute, bei den Kundinnen und Kunden nur noch selten: „Die Leute haben auf jeden Fall wieder Lust auf soziale Kontakte und auf Gesellschaft. Eher sogar mehr, als vor der Pandemie“, sagt er. Viele kaufen aber weniger ein. „Ob das an Corona oder eher an der Inflation liegt, lässt sich schwer sagen.“
Die Pandemie beeinflusst mittlerweile zwar den gesellschaftlichen Alltag weniger. Noch immer bleiben aber Folgen von Einsamkeit, Ängste und Unsicherheiten für viele Menschen verstärkt spürbar. „Die Erfahrungen und Auswirkungen der zurückliegenden Jahre und die Krankheitsfolgen wie Long-Covid werden im Therapiebedarf von psychischen Erkrankungen über längere Zeit spürbar sein“, sagt Dr. Annette Menzel, Leitende Oberärztin im Ludwig-Noll-Krankenhaus.
Auch bei Patientinnen und Patienten im Kindes- und Jugendalter sei das zu beobachten. „Durch Corona haben sich viele psychische Störungen manifestiert oder chronifiziert. Damit haben wir noch viel zu tun“, sagt auch Dr. Lioba Fröhlich, Oberärztin in der Tagesklinik der Kasseler Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit. Vor allem die Kinder und Jugendlichen, die es vor der Pandemie schon nicht leicht hatten, benötigen nun viel Unterstützung, sagt sie.