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Letzte Ruhe im Kasseler Ruhewald

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Hier soll der Ruhewald auf dem Hauptfriedhof entstehen: Eckehart Göritz (links), Chef der Friedhofsverwaltung, und Jörg Ickenstein, Gärtnermeister des Hauptfriedhofs, auf dem Areal.
Hier soll der Ruhewald auf dem Hauptfriedhof entstehen: Eckehart Göritz (links), Chef der Friedhofsverwaltung, und Jörg Ickenstein, Gärtnermeister des Hauptfriedhofs, auf dem Areal. © Ulrike Pflüger-Scherb

Die privaten Friedwälder rund um Kassel bekommen Konkurrenz. Auf dem Hauptfriedhof in der Nordstadt gibt es eine neue Grabform: Verstorbene können ab sofort im so genannten Ruhewald beigesetzt werden. Und dies nicht nur in Urnen, sondern auch in Särgen, so Eckehart Göritz, Leiter der Friedhofsverwaltung.

Kassel - Mit dem Ruhewald habe der Kasseler Hauptfriedhof jetzt ein sehr reichhaltiges Angebot an Bestattungsformen, das es kaum an anderen Stellen in Deutschland geben würde, so Göritz (siehe Hintergrund).

Die Idee für den Ruhewald, der eine Fortführung des bereits vorhandenen Friedparks und der Baumgräber ist, habe er bei einem Besuch in Wien bekommen. Dort gibt es auf dem Zentralfriedhof ebenfalls einen Ruhewald.

Diese Grabform nehme den Grundgedanken der Waldbestattung und die Nähe der Menschen zu Bäumen auf. Der Ruhewald wird auf dem Hauptfriedhof in den Grabfeldern 22, 23 und 34 entstehen. Hier gebe es unter alten Bäumen eine Großzahl von Gräbern, deren Ruhe- und Nutzungszeit abgelaufen ist.

Das Friedpark-Konzept der Kasseler Friedhöfe habe den Waldbestattungsgedanken noch nicht vollständig aufgenommen, so Göritz. Während es in dem Friedpark noch kleine Gestaltungsmöglichkeiten für die Gräber durch Angehörige gibt, wird das im Ruhewald nicht mehr möglich sein.

Die Gräber sollen durch nicht sichtbare Einbettung in die Parkstruktur des Friedhofs einen naturhaften Waldcharakter aufrechterhalten, der durch individuelle Gestaltung nicht gestört werden dürfe. Grabsteine, Einfassungen, Grablichter und Blumenschmuck sind hier nicht erlaubt. Die Grababmessungen werden durch vier Ecksteine in den Boden eingelassen. Auf einer unauffälligen Beschriftungsplakette, die am Boden angebracht wird, steht der Name des Verstorbenen.

Eine Grabstätte im Ruhewald sei allerdings immer noch teurer als ein Platz in einem privaten Friedwald, so Göritz. Eine Grabstätte für zwei Urnen (Laufzeit 25 Jahre) kostet zusammen mit der Bestattungsgebühr zum Beispiel 3306,50 Euro. Eine Mehrwahlgrabstätte mit Platz für zwei Särge und vier Urnen (Laufzeit 30 Jahre) kostet mit Bestattungsgebühr 7594 Euro.

Dennoch sieht der Leiter der Friedhofsverwaltung Vorteile gegenüber der Friedwälder im Landkreis. Viele ältere Menschen hätten ihm berichtet, dass sie im Nachhinein bereuen, ihre Angehörigen in einem Friedwald beigesetzt zu haben. Sie hätten oft das Problem, dass sie die Grabstätten in den Wäldern nicht gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen könnten. Das sei beim Ruhewald, in dem Angehörige sich nicht um die Grabpflege kümmern müssen beziehungsweise dürfen, anders. Die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist laut Göritz ausgezeichnet, auch mit dem Rollator sei die Fläche gut zu erreichen.

Um den Waldcharakter in dem Areal zu unterstreichen, sollen Unterpflanzungen mit verschiedenen Stauden erfolgen, kündigt Jörg Ickenstein, Gärtnermeister des Hauptfriedhofs, an.

Hintergrund

Auf dem Kasseler Hauptfriedhof gibt es folgende Bestattungsformen: Erd- und Urnenreihengräber, Erd- und Urnenwahlgräber, Friedpark, Urnengemeinschaftsgrab, Urnenkulturgrab, anonymes Urnenreihengrab, Baumgräber, Kinderreihengräber bis 5 Jahre und Totgeburten, Urnengemeinschaftsgrab für Sternenkinder, Sternenkinder-Gemeinschaftsgrab „Behütet“, „Ruhewald-Hauptfriedhof“. Zudem ist die Beisetzung im Mausoleum möglich.  (Ulrike Pflüger-Scherb)

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