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Betrunkener Lastwagen-Fahrer in Kassel: Fünf Promille war höchster Wert

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Am Montag wurde in Kassel ein stark alkoholisierter Lkw-Fahrer gestoppt. Der Mann musste pusten. Der Atemalkoholtest ergab einen Wert von 4,3 Promille.
Am Montag wurde in Kassel ein stark alkoholisierter Lkw-Fahrer gestoppt. Der Mann musste pusten. Der Atemalkoholtest ergab einen Wert von 4,3 Promille. © Uli Deck/dpa

Ein Lkw-Fahrer wurde am Montag mit 4,3 Promille auf der Holländischen Straße gestoppt. Wie oft die Polizei mit solchen Fällen zu tun hat, beantwortet Polizeisprecher Matthias Mänz.

Normalerweise ist eine Blutalkoholkonzentration von 3,5 Promille bereits lebensgefährlich. Kommt es oft vor, dass die Polizei in Kassel Fahrer stoppt, die eine höhere Blutalkoholkonzentration haben?

Matthias Mänz: Nein, das ist tatsächlich der absolute Ausnahmefall. Solche hohen Werte werden bei den von uns festgestellten Trunkenheitsfahrten sehr selten erreicht. Herausragende Fälle waren zuletzt ein aus dem Verkehr gezogener Sattelzugfahrer mit rund 3,3 Promille in Baunatal Ende Juli und ein Autofahrer, der Anfang Juli in Wehlheiden rund 4 Promille pustete.

Wie erklären Sie sich, dass sich Menschen mit so viel Alkohol im Blut überhaupt noch ans Steuer setzen können?

Mänz: Nach unseren Erkenntnissen erreichen Menschen, die nur gelegentlich Alkohol konsumieren, solche Werte in der Regel nicht. Oftmals sind hier sehr wahrscheinlich Suchterkrankungen oder zumindest eine Alkoholgewöhnung mit ursächlich. Viele Menschen sind bei unseren Einsätzen bereits bei Alkoholisierungen von Promillewerten mit der 2 vor dem Komma nicht mehr in der Lage, sich auf den Füßen zu halten. Andere sind sogar schon bei deutlich niedrigerem Wert mit der 1 vor dem Komma sturzbetrunken.

Was war die bislang höchste Alkoholkonzentration, die bei einem Verkehrsteilnehmer in Kassel festgestellt worden ist?

Mänz: Die Alkoholwerte werden statistisch nicht erfasst. Wir erinnern uns jedoch an einen Fall, aus dem Februar 2015, bei dem der Atemalkoholtest eines Autofahrers nach einem Unfall in Oberzwehren fünf Promille anzeigte.

Man gewinnt den Eindruck, dass verhältnismäßig oft Männer aus Osteuropa mit überdurchschnittlich hohen Promillewerten erwischt werden. Ist dieser Eindruck richtig?

Mänz: Auch Männer aus Osteuropa sind an solchen Fällen beteiligt. Im Stadtverkehr und am Steuer von Pkw können wir anhand der letzten Fälle mit hoher Promillezahl grundsätzlich nicht sagen, dass sie häufiger als andere auffielen. Bei Alkoholfahrten mit hohen Promillewerten stellten wir im Schwerlast- und Fernverkehr aber schon häufiger Fahrer mit osteuropäischer Herkunft fest. Hier kommt vermutlich zum Tragen, dass eine Vielzahl der Berufskraftfahrer auf nordhessischen Autobahnen, auch am Steuer der Lkw deutscher Unternehmen, mittlerweile ost- und südosteuropäischer Herkunft sind.

Der 45-Jährige musste pusten und der Atemalkoholtest zeigte 4,3 Promille an. Dieser ist aber nicht gerichtsverwertbar. Warum?

Mänz: Um später vor Gericht den Alkoholisierungsgrad beweisen zu können, muss dieser so präzise wie möglich bestimmt werden. Die mobilen Atemalkoholtestgeräte sind zwar schon sehr verlässlich, werden regelmäßig geprüft, unterliegen aber gewissen äußeren Einflüssen, die ein Ergebnis mitunter leicht beeinflussen können.

Dieses Video ist ein Inhalt der Videoplattform Glomex und wurde nicht von der HNA erstellt.

Kann es sein, dass der Promille-Wert der Blutentnahme deutlich geringer ausfällt?

Mänz: In der Regel sind die Werte schon recht genau. Das Blutergebnis bestätigt den zuvor mittels mobilem Messgeräts festgestellten Alkoholisierungsgrad sehr oft. Abweichungen, insbesondere bei sehr hohen Werten, sind jedoch möglich. Dass jemand aber nur leicht alkoholisiert war und das Gerät einen solch hohen Wert anzeigt, ist weitestgehend ausgeschlossen, sofern nicht noch unmittelbar vor dem Test Alkohol getrunken wurde.

Am Montag ist der Mann von einer Rettungswagenbesatzung aufgehalten worden, nachdem er ein Verkehrsschild umgefahren hatte. Wie haben die Sanitäter ihn konkret gestoppt?

Mänz: Den Sanitätern des Deutschen Roten Kreuzes gelang es, sich auf dem linken Fahrstreifen neben den Sattelzug zu setzen und dem Fahrer durch Gesten zum Anhalten zu bewegen. Dies hatte der Mann trotz der mutmaßlich starken Alkoholisierung wahrgenommen und hielt an. Vorsorglich blieben die couragierten Sanitäter bei ihm, bis die alarmierte Polizeistreife eintraf.

Eine kuriose Polizeikontrolle ereignete sich am Freitag (21.02.2020) auf der A7 am Kirchheimer Dreieck in Osthessen: Die Polizei hält einen VW-Bus an, der zuvor wegen Schlangenlinien aufgefallen war - die Reaktion des Fahrers ist ungewöhnlich.

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