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Gedenken an Walter Lübcke: „Der Mord ist ein Auftrag an uns“

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Von: Matthias Lohr

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Buntes Gedenken: Deutsche und ukrainische Schüler der Wolfhager Walter-Lübcke-Schule ließen Luftballons mit Wünschen für Frieden und Demokratie steigen.
Buntes Gedenken: Deutsche und ukrainische Schüler der Wolfhager Walter-Lübcke-Schule ließen Luftballons mit Wünschen für Frieden und Demokratie steigen. © Matthias Lohr

Am dritten Todestag von Walter Lübcke ließen Wolfhager Schüler Luftballons für den ermordeten Regierungspräsidenten steigen. Eine Politikerin mahnte: „Der Mord ist ein Auftrag an uns.“

Kassel/Wolfhagen – Als Pfarrer Willi Temme am Donnerstag bei der Gedenkveranstaltung für den ermordeten Regierungspräsidenten Walter Lübcke dessen Witwe begrüßte, gab es besonderen Applaus. Es sei beeindruckend, wie Irmgard Braun-Lübcke und ihre Familie den Kampf ihres Mannes für Freiheit und Demokratie unerschrocken weiterführen – „und das trotz des Leids, das sie ertragen mussten“, wie Temme an der Kasseler Martinskirche vor 80 Teilnehmern sagte.

Die Familie trat im Prozess gegen den Rechtsextremisten Stephan Ernst als Nebenklägerin auf. Im Juli steht die Revision in Karlsruhe an. Und auch am dritten Todestag ihres Mannes stellte sich Braun-Lübcke der Öffentlichkeit.

Dieses von der evangelischen Kirche und der Initiative „Offen für Vielfalt“ organisierte Gedenken war erneut ein würdiger Akt für einen besonderen Politiker, der „wegen seiner Menschlichkeit gegenüber Flüchtlingen erschossen wurde“, wie die parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter sagte, die die verhinderte Bundesinnenministerin Nancy Faeser vertrat.

Die SPD-Politikerin erinnerte an die 89 Maßnahmen gegen Rechtsextremismus, die die Bundesregierung beschlossen hat. Der Kampf gegen Rechts habe oberste Priorität. Nicht nur an Jahrestagen gedenke man Lübcke und der anderen Opfer rechter Gewalt, sondern jeden Tag: „Der Mord ist ein Auftrag an uns.“

Das Läuten der Osanna-Glocke im Turm der Martinskirche rief „zu Rechtsstaat, Freiheit, Demokratie und innerem Frieden auf“, wie Temme sagte. Zudem ließen 40 Schüler der Wolfhager Walter-Lübcke-Schule Luftballons in den Himmel steigen. An jedem hing eine Karte, auf die die Schüler Wünsche für Frieden und Demokratie notiert hatten. Der Wind trug sie in die Welt.

Unter den Schülern waren 20 geflüchtete Jugendliche aus der Ukraine, die in Intensivklassen unterrichtet werden. Alle zusammen hatten in Kassel zuvor eine Stadtführung unternommen und das Regierungspräsidium besucht, Lübckes Arbeitsplatz, wo sie von dessen Nach-Nachfolger Mark Weinmeister begrüßt wurden. „Den Schülern war es wichtig, ein Zeichen zu setzen“, sagte die stellvertretende Schulleiterin Katrin Bergmann.

Auch anderswo wurden Zeichen gesetzt. In Wiesbaden erinnerte die neue Landtagspräsidentin Astrid Wallmann an ihren Parteikollegen: „Der feige Mord war ein Angriff auf die Grundfesten unseres Zusammenlebens.“ Und in Berlin hatte die Initiative „Offen für Vielfalt“ bereits am Dienstag mit heimischen Politikern im Bundestag Walter-Lübcke-Tassen verteilt. (Matthias Lohr)

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