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Nach langer Krankheit: Manfred Springer aus Kassel im Alter von 84 Jahren gestorben

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Von: Ulrike Pflüger-Scherb

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Er war ein Freund der italienischen Lebensart: Manfred Springer ist im Alter von 84 Jahren gestorben.
Er war ein Freund der italienischen Lebensart: Manfred Springer ist im Alter von 84 Jahren gestorben. © Privat

Vielen Menschen war er als Betreiber des „Grappa-Hauses“ bekannt. Er war aber auch Soldat und Maler. Manfred Springer aus Kassel ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

Kassel – „Meglio vivere un giorno da leone, che cento anni da pecora.“ Das war das Motto von Manfred Springer: „Es ist besser, einen Tag als Löwe zu leben, als hundert Jahre als Schaf.“ Dieses Motto hat Springer bis zuletzt gelebt. Kürzlich ist er im Alter von 84 Jahren nach langer Krankheit verstorben.

Er war Soldat, Weinhändler und Künstler. Daneben genoss er das Leben an der Seite seiner Frau, den drei Söhnen, fünf Enkelkindern und vielen Freunden. Geboren wurde Manfred Springer 1938 in Schlesien. Von dort wurde er 1946 mit Eltern, Bruder und Großeltern vertrieben. Aus diesem Grund habe er immer großes Verständnis für Menschen ohne Heimat gehabt. „Er war ein fröhlicher, offener, herzlicher und großzügiger Mensch“, sagt Jutta Jung-Springer über ihren Mann, den sie vor 50 Jahren in der Orthopädischen Klinik in Kassel kennengelernt hat.

Manfred Springer aus Kassel: Von der Karriere in der Bundeswehr zum italienischen Weinhändler

Damals war Springer noch Fallschirmspringer bei der Bundeswehr. Nach einem Sturz lag er mit drei Wirbelbrüchen im Gipsbett der Klinik, wo Jutta Jung eine Ausbildung zur Krankengymnastin machte. Es war Liebe auf den ersten Blick.

Nach dem Sturz wechselte Springer zur Artillerie, denn er hatte auch eine Spezialausbildung zum Einzelkämpfer gemacht. 1974 wurde er Chef des Raketenartilleriebataillon 22 in Treysa und zum Major befördert. Ab 1983 hatte Springer keinen langen Weg mehr zur Arbeit. Er wurde Chef der Stabsbatterie des Artillerieregiments 2 in der Kasseler Lüttich-Kaserne. Das war nur wenige Minuten entfernt von dem Haus, in dem er mit seiner Familie an der Kohlenstraße lebte.

Zwei Fallschirmspringer-Flugzeuge fliegen am Himmel vor einer Wolke
Viele Jahre seines Lebens verbrachte Manfred Springer in Fallschirmspringer-Flugzeugen der Bundeswehr © BeckerBredel via www.imago-images.de

„Mein Vater war sein Leben lang Major. Auch zu Hause. Er war liebevoll streng“, sagt sein jüngster Sohn Robin. Nachdem die Kasernen in Kassel dichtgemacht worden waren, entschied er sich dagegen, als „Schreibtisch-Hengst“ ins Bundesverteidigungsministerium nach Bonn zu wechseln. Mithilfe des späteren Nato-Generals Klaus Naumann wurde Major Springer 1988 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Danach begann seine zweite Karriere. Springer, ein großer Fan von Italien, eröffnete einen Wein- und Spirituosenhandel. Regelmäßig fuhr er mit seiner Familie an den Gardasee, zudem unternahm er viele Reisen mit der Deutsch-Italienischen Gesellschaft.

Mit seinem Grappa-Haus kehrte er auch in die Lüttich-Kaserne auf die Marbachshöhe zurück. Eine Attraktion war das Grappa-Haus auch für viele Jahre auf der Wehlheider Kirmes. Jedes Jahr bewirteten Springer und seine Frau dort vier Tage lang die Besucher. Das Grappa-Haus wurde zum Treffpunkt der Kirmes. Damit war es vorbei, als die Springers 2005 mit ihrem Geschäft die Kaserne verlassen mussten.

Verkostung in Vila Nova de Gaia
Zur Liebe zu Italien gehörte für Springer die Liebe zum Wein, die er mit dem Grappa-Haus zu seinem Beruf machte. © Andreas Drouve/dpa-tmn

Kassel: Auch trotz Krebsdiagnose war Springer bis zuletzt voller Lebensfreude

Anschließend widmete sich Springer seiner Leidenschaft, dem Malen. Vor seiner Zeit bei der Bundeswehr hatte er eine Lehre als Technischer Zeichner und Grafiker gemacht. Er richtete sich ein eigenes Atelier in einer umgebauten Garage ein. Seine impressionistischen Motive (gern aus der Natur) brachte er auf Leinwand, Metall und Holz. 2018 hatte er seine letzte Ausstellung in der d-gallery in Wehlheiden. Vor fünf Jahren wurde dann der Krebs bei ihm diagnostiziert.

Davon ließ er sich aber nicht unterkriegen. „Er hat fünf Jahre kraftvoll durchgehalten. Er wollte nicht sterben“, sagt seine Frau. „Er hat das Leben genossen. Guten Wein, gutes Essen, gute Freunde und Sonne.“

Und Musik war Springer wichtig. Vor einigen Monaten hat er zu seinem Sohn Robin gesagt: „Spielt an meiner Beerdigung meine und Mamas Lieblingsmusik aus der Zeit, in der wir uns kennengelernt haben.“ Dieser Wunsch wurde erfüllt. Auf Manfred Springers Trauerfeier war neben anderen Songs „My first, my last, my everything“ von Barry White zu hören. (Ulrike Pflüger-Scherb)

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