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"Mary's Bilderladen" in Kasseler Innenstadt schließt nach 35 Jahren

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Von: Christina Schröder

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Mary's Bilderladen
Schließt ihr Geschäft zum Ende des Jahres: Inhaberin Marlis Blank findet keinen Nachfolger für „Mary’s Bilderladen“ in der Neuen Fahrt. © Christian Hedler

Mit "Mary’s Bilderladen" schließt ein weiteres Traditionsgeschäft in Kassel. Aus Altersgründen gibt Inhaberin Marlis Blank ihren Laden auf.

Kunstwerk für Kunstwerk reiht sich aneinander, bunte Postkarten empfangen an der Eingangstür, hier steht ein mannshoher Kerzenleuchter, dort glitzern Christbaumkugeln. Kunden schlendern durch die Gänge, andere lassen sich beraten. Dazu erklingt sanfte Jazzmusik. Doch schon bald können die Kasseler nicht mehr in „Mary’s Bilderladen“ auf jedem Quadratmeter etwas Neues entdecken. Denn Inhaberin Marlis Blank schließt ihr Geschäft. Nach 35 Jahren.

„Ich bin gefühlt schon seit 100 Jahren Geschäftsfrau. Irgendwann muss ich die Reißleine ziehen“, sagt Blank, die 78 Jahre alt ist. Zwar fühle sie sich noch fit, die Geschäfte laufen gut, aber einen Nachfolger habe sie nicht gefunden. „Ich glaube, viele Menschen wollen ungern samstags arbeiten. Und wenn man nur acht Tage am Stück im Jahr Urlaub hat, kann das auch abschrecken.“

Der Räumungsverkauf läuft bereits. Noch bis Ende Dezember will Blank das operative Geschäft laufen lassen. „Wir haben ja noch Weihnachtsdeko gekauft. Die wollen wir noch verkaufen.“ Solange nehme sie auch noch Aufträge für Bilderrahmungen an. Bis Ende Januar will sie den Laden in der Neuen Fahrt komplett geräumt haben. Ob ein Geschäft nach ihr einzieht, das weiß Blank nicht.

Sie sei immer mit Leidenschaft Verkäuferin gewesen, jedem Kunden könne sie sagen, was zu ihm passe. „Ich liebe einfach schöne Dinge“, sagt die 78-Jährige. Mit Luxus wolle sie andere umgeben, auf das Notwendigste könne man verzichten, zitiert Blank Oscar Wilde und lacht.

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Der Räumungsverkauf läuft schon: Postkarten, Kunstdrucke, Geschenk- und Dekoartikel werden zu einem günstigeren Preis verkauft. © Christian Hedler

Bevor Blank ihren Bilderladen eröffnete, arbeitete sie als Zentraleinkäufer für einen großen Möbelverband in Gelsenkirchen und richtete Boutiquen und Bildergalerien ein. „Durch die Arbeit war ich in Deutschland überall von Nord bis Süd. Das Reisen war ich irgendwann müde.“

1984 mietete die Kasselerin also einen Laden in ihrer Heimatstadt an und eröffnete die Ladengalerie in der Opernstraße an. „Das Geschäft habe ich dann ausgeweitet. Es war für meine Tochter gedacht. Sie sollte es weiterführen, was sie auch bis zu ihrem Tod tat“, sagt Marlis Blank. 1998 zog sie dann in die Neue Fahrt 5, wo sie „Mary’s Bilderladen“ bis heute geblieben ist. Der Spitzname Mary stammt aus ihrer Jugend. Mit zwei Freunden machte sie Musik, die sich an der US-Band „Peter, Paul und Mary“ orientierte.

Alle Kunstwerke, Deko- und Geschenkartikel habe sie selbst ausgewählt und gekauft. Dafür sei sie auf Messen in Frankfurt, Hamburg und Paris gewesen. Und immer sei es ihr Anliegen gewesen, ausgefallene Ware anzubieten, die es sonst nicht in Kassel gibt, jedoch immer zu einem bezahlbaren Preis.

Heute plagt Marlis Blank immer noch die Frage, ob sie mit der Schließung die richtige Entscheidung getroffen habe. „Viele Kunden fragen, wie ich ihnen das antun könne“, sagt Blank.

Über ihren Ruhestand hat sie sich trotzdem schon Gedanken gemacht. Nach einer ausgiebigen Erholungsphase wolle sie sich um Sprachen kümmern. Italienisch, Spanisch oder Französisch. Oder alle drei. Auch dem Schwimmen will sie sich wieder widmen. „Vielleicht schreibe ich auch einfach einen Krimi“, sagt sie und lacht. An kreativen Ideen mangelt es ihr nicht.

Kontakt zu "Mary’s Bilderladen", Neue Fahrt 5, Tel. 17472, E-Mail: marysbilderladen@hotmail.de.

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