Parkplatznot in Kassel: Quartiersgaragen sollen Verkehrswende vorantreiben

In vielen Gegenden Kassels gibt es zu viele Autos. Und weitere Parkplätze werden wegfallen. Quartiersgaragen sollen das Problem in dicht besiedelten Vierteln lösen.
Kassel – In Kassel gibt es immer mehr Autos und damit auch zunehmend Parkprobleme. Jedes Jahr kommen etwa 2000 neue Fahrzeuge hinzu. Zugleich werden Parkplätze zurückgebaut, um die Stadt attraktiver zu machen und Raum für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. Eine Lösung für dieses Problem könnten Quartiersgaragen sein.
Die CDU hat gerade einen entsprechenden Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht. Darin wird der Magistrat aufgefordert, ein Konzept zur Schaffung von Quartiersgaragen zu erstellen. Im Verkehrsausschuss hatte die grün-rote Koalition das Ansinnen noch abgelehnt. Im Parlament stimmte sie nach einer Änderung doch zu. Aber was sind Quartiersgaragen eigentlich?
Mit grauen Beton-Parkhäusern von einst haben sie kaum etwas gemein. Meist liegen auch sie oberirdisch. Mit ihnen werden Parkmöglichkeiten an einem Ort versammelt, um Viertel vom „ruhenden Verkehr“ zu befreien. Zugleich sind sie mehr als Parkplätze, wie Dominique Kalb, verkehrspolitischer Sprecher der CDU, sagt: „Quartiersgaragen bieten auch sichere Stellplätze für Fahrräder und Lademöglichkeiten für E-Autos. Sie sind nachhaltige und intelligente Mobilitätslösungen in hochverdichteten Quartieren wie im Vorderen Westen.“
Besonders angetan ist Kalb vom Parkhaus Lüders in Kopenhagen, das auch Spielplatz und Fitnessparcours ist. Vom Dach des mehrfach ausgezeichneten Baus hat man zudem einen tollen Blick über die Stadt, die für viele Verkehrsplaner ein Modell für die Zukunft ist. Aber auch ein paar Nummern kleiner könnte sich das Projekt für Kassel lohnen, ist Kalb überzeugt. Denn mit den Einnahmen aus Quartiersgaragen könnte man den ÖPNV unterstützen. Am Magazinhof in Niederzwehren gibt es bereits eine moderne Quartiersgarage.
Im ursprünglichen Antrag fehlte SPD und Grünen dennoch etwas. Laut Sozialdemokrat Sascha Gröling dürfen Quartiersgaragen „keinen zusätzlichen Parkraum schaffen, sondern nur alten ersetzen“. Erst nachdem der CDU-Antrag entsprechend ergänzt wurde, stimmten die Koalitionäre zu. Abgelehnt wurde er lediglich von der AfD. Die Linke enthielt sich – unter anderem auch wegen der Befürchtung, dass Quartiersgaragen von Investoren betrieben werden könnten.
Eine Marktanalyse soll klären, welche Preise Anwohner für Stellplätze zahlen würden. Für den Grünen-Verkehrsexperten Sven Schoeller könnten sich Quartiersgaragen auszahlen – allerdings nur, wenn sie in ein nachhaltiges Mobilitätskonzept eingebettet sind, das autofreie Quartiere schafft: „Wir wollen die Flächen, die von Autos eingenommen werden, den Menschen zurückgeben. Wir müssen aufhören, unsere Stadt wie einen Drive-in-Schalter zu planen.“ (Matthias Lohr)