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Einkaufsbummel auf der Friedrich-Ebert-Straße in Kassel trotz Sperrung

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Von: Christina Hein

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Thomas Ernst stellt biozertifizierte Pralinen her.
Pralinenwerkstatt: Thomas Ernst stellt biozertifizierte Pralinen her. © Christina Hein

Zwischen Annastraße und Friedenskirche ist die Friedrich-Ebert-Straße bis Ende Mai wegen Gleisbauarbeiten für den Straßenverkehr gesperrt. Anlass für einen Einkaufsbummel.

Kassel - Wir beginnen mit dem Abschnitt Annastraße bis Querallee. Keine Straße Kassels bietet über eine so lange Strecke einen genussvolleren Einkaufsbummelfaktor als die Friedrich-Ebert-Straße. Insbesondere im Abschnitt zwischen Annastraße und Friedenskirche, wo die Straße aktuell wegen Gleisbauarbeiten gesperrt ist, reiht sich ein individuelles und inhabergeführtes Geschäft an das andere.

Hier finden sich kleine feine Modegeschäfte und Läden für Möbeldesign, Interieur und Antiquitäten, aber auch Blumen, italienisches Eis, Naturkosmetik und Wein werden verkauft. Sogar der Waschsalon hat eine besondere Aufenthaltsqualität, weil hier Kunst zu sehen ist.

Sonja Buehrig – hier mit Hundedame Elle – verkauft in „Elsbeth“ nachhaltige Mode und mehr.
„Elsbeth“: Sonja Buehrig – hier mit Hundedame Elle – verkauft nachhaltige Mode und mehr. © Christina Hein

Die von Sigmund Aschrott im 19. Jahrhundert als Ausfallstraße in Richtung Westen konzipierte damalige Hohenzollernstraße ist im stadtauswärtigen Bereich von Kriegszerstörungen fast verschont geblieben und kann hier ihre architektonische Gründerzeitpracht entfalten. Restaurants wie das Voit und das Asahi residieren in historischen Ladenlokalen hinter hohen Fensterfronten.

Das Entrée zum Straßenabschnitt (im Anschluss an die Partymeile, die am Platz der elf Frauen endet) bildet das Traditionscafé Lange. Dort wird fürs Sehen-und-Gesehenwerden nach Ostern auch wieder die Terrasse an der Ecke Annastraße öffnen.

In der Nachbarschaft macht der nachhaltige Modeladen „Elsbeth“ den Auftakt im originellen Ladenreigen. Hier trifft man Inhaberin Sonja Buehrig und ihre Hundedame Elle an. „Ich fühle mich in diesem Umfeld und in direkter Geschäftsnachbarschaft zu Lucie Hicks wohl“, sagt Buehrig. Für ihre Kundinnen nimmt sie sich Zeit und an ihrer rosafarbenen Nähmaschine werden Änderungen vor Ort vorgenommen. An einer Einkaufsstraße mit Modeketten würde es „Elsbeth“ nicht geben, sagt die Geschäftsfrau mit Nachdruck. Allerdings kämen die meisten ihrer Stammkundinnen gezielt von außerhalb nach Kassel.

Um nichts vom Flair zu verpassen, muss man auf der Ebert-Straße rauf und runter, gegebenenfalls zickzack flanieren und shoppen. Hier kann man links wie rechts Spannendes entdecken. Leerstand ist kaum zu sehen. Eine Schokoladenseite gibt es nicht. Ausgenommen natürlich die Pralinenwerkstatt von Thomas Ernst mit ihren Köstlichkeiten aus Schokolade, Nougat und Krokant. Der Koch und Konditor Ernst ist vor 13 Jahren bewusst an die FES gezogen. Heute sagt er: „Dass ich Corona überlebt habe und auch die Baustelle vor meiner Türe überstehen werde, verdanke ich nicht meinem Laufpublikum, sondern einer neuen Geschäftsidee“: Seit seine Werkstatt biozertifiziert ist, verkauft Ernst seine Schokoterrinen an 70 Bioläden in ganz Deutschland.

Malte Knigge verkauft in seinem Geschäft Vintage-Design-Klassiker und transportiert sie wenn möglich auch mit dem Lastenrad.
„Viermalvier“: Malte Knigge verkauft in seinem Geschäft Vintage-Design-Klassiker und transportiert sie wenn möglich auch mit dem Lastenrad. © Christina Hein

Was Sonja Buehrig, Thomas Ernst und Malte Knigge, der an der Ebert-Straße 83 das Geschäft Viermalvier mit Vintage-Design-Klassikern führt, ärgert, ist die „schlechte Informationspolitik der Stadt“. Sie alle hatten erst vor wenigen Wochen erfahren, dass die Straße bis Ende Mai gesperrt ist. „Leider sind wir auch nicht in die Planungen einbezogen worden“, sagt Knigge. Das sei eine vertane Chance. Sanierungsvorschläge, etwa Querungshilfen, oder Ideen für mehr Aufenthaltsqualität gebe es genug.

Wie anziehend die FES ist, haben in der Vergangenheit die von Knigge mitorganisierten Quartiersfeste gezeigt, zu denen zuletzt mehr als 10 000 Gäste aus ganz Kassel in den Westen kamen.

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