Kassel. Dr. Willi Hilfer, Vorsitzender des Mieterbundes Nordhessen, warnt jetzt davor, einen amtlichen Mietspiegel für die Stadt Kassel überstürzt einzuführen. „Man muss damit rechnen, dass durch die Einführung eines Mietspiegels die Mieten weiter deutlich ansteigen werden.“
Für viele Vermieter würde sich per Mietspiegel weiterer Gestaltungsspielraum im Hinblick auf mögliche Mieterhöhungen ergeben, befürchtet der Kasseler Mieterbund-Chef. Ohne Mietspiegel sei eine Mieterhöhung nämlich wesentlich schwieriger durchzusetzen.
Problematisch sei insbesondere, dass in einen offiziellen Mietspiegel nur die in den vergangenen vier Jahren abgeschlossenen Mietverträge einfließen würden. Gerade in diesen Jahren seien die Mieten in Kassel drastisch gestiegen.
Wenn jetzt wegen der Einführung der zusätzlichen hessischen Mietpreisbremse ab 1. Dezember ein Mietspiegel bejaht werde, müsse man auch die zu erwartenden Nachteile prüfen. „Nur wenn die Vorteile tatsächlich die Nachteile für alle, also auch die schon seit vielen Jahren laufenden Altverträge, überwiegen, sollte ein Mietspiegel für Kassel erstellt werden“, fordert Hilfer.
Die zusätzliche Mietpreisbremse – ab Dezember darf die Miete bei der Neuvermietung im Stadtgebiet nur noch maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen – sei zunächst auf fünf Jahre begrenzt. Die Einführung eines Mietspiegels gelte jedoch dauerhaft.
Hilfer schlägt vor, die Entwicklungen in der Mietpolitik abzuwarten. Die große Koalition in Berlin haben vereinbart, die Vergleichsmiete künftig auf eine breitere Basis zu stellen. Dann sollten nicht nur Verträge der vergangenen vier Jahre, sondern auch älterere Mietverträge mit deutlich geringeren Mieten für die Berechnung der Vergleichsmiete berücksichtig werden.
Kassel sei gut beraten, im Hinblick auf einen Mietspiegel diese Gesetzentwürfe abzuwarten. Immerhin sei die Stadt über viele Jahre hinweg auch gut ohne Mietspiegel ausgekommen.
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