Kilometerlange Ölspur in Kassel: Mit dem Kärcher für Erwachsene

Eine Ölspur zog sich kilometerlang durch Kassel. Ein Spezialfahrzeug rückte aus. Kein alltäglicher Einsatz.
Kassel - Wer sich am Mittwoch womöglich wunderte, dass der Nachbar noch spät am Abend mit dem Staubsauger die Wohnung auf Vordermann bringt, der sah sich getäuscht. Die typischen Geräusche verursachte nicht der Mieter von nebenan, sondern eine opulente Maschine auf der Straße. Mit ihrer Hilfe wurde eine Ölspur beseitigt, die sich kilometerlang durch Kassel zog: von der Diakonissenstraße und der Friedrich-Ebert-Straße über die Pappenheimstraße, die Tannenkuppenstraße und die Berliner Brücke im Vorderen Westen bis hinein in die Loßbergstraße und Harleshäuser Straße in Kirchditmold. Dort endete die Spur in Höhe des Edeka-Marktes. Und die Frage ist: Was war denn da los?
Die Polizei erhielt um 17.45 Uhr über die Feuerwehr Kenntnis von der gefährlichen Straßenverschmutzung. Später riefen auch einige besorgte Menschen direkt bei der Polizei an, wie Pressesprecherin Ulrike Schaake erzählt. Da es sich um eine sehr breite und vor allem lange Ölspur handelte, lag hier kein Fall für die Feuerwehr vor, sondern für die Firma Aschenbrenner, die für solche Fälle wiederum einen Vertrag mit der Stadt hat. Zum Fuhrpark bei Aschenbrenner gehört nämlich auch das notwendige Spezialfahrzeug, um einen solchen Schaden zu beheben.
Christian Fey, Betriebsleiter bei Aschenbrenner, rückte schließlich mit der Ölbeseitigungsmaschine aus. Für den 38-Jährigen ein nicht alltäglicher, aber längst kein außergewöhnlicher Einsatz, wie er sagt. Immer mal wieder gibt es Ölspuren, die für Gefahr sorgen, weil sie sehr schmierig sind. Außerdem belasten sie die Umwelt. Das eher Ungewöhnliche diesmal waren Länge und Breite der Spur, die Intensität, wie Fey es ausdrückt.
Aber auch diese ungewöhnliche Ölspur war kein Problem für das Spezialfahrzeug, das drei Systeme vereint. Es besteht aus einer Vorsprühanlage, die Reinigungsmittel auf den Boden aufträgt. Mit heißem Wasser aus der Heißwasseranlage wird der Untergrund zudem mit Hochdruck gereinigt. Zeitgleich ist die Absauganlage aktiv, die schließlich dafür sorgt, dass das Öl von der Straße gänzlich verschwindet.
Eine Art großer Kärcher – „ein Kärcher für Erwachsene“, wie Fey das mit Augenzwinkern sagt. Eine mechanische Reinigung sorgt darüber hinaus für maximale Gründlichkeit. Insgesamt holt die Maschine auf diese Weise Rückstände bis zu vier Zentimetern aus dem Boden. „Das ist der Vorteil gegenüber einfachem Bindemittel“, sagt Fey. Mit der Ölbeseitigungsmaschine sei nach dem Einsatz zudem die Griffigkeit der Straße wieder bestens hergestellt.
Für die annähernd zwei Kilometer am Mittwoch benötigte Fey rund fünf Stunden. Gegen 23.30 Uhr war er fertig, die Straße wieder sauber. Wer die Ölspur verursacht hat, war bis gestern nicht geklärt. Die Polizei hatte zwar zunächst einen Verdacht, der erhärtete sich allerdings nicht. Jetzt sucht sie weiter.
Sollte der Verursacher noch gefunden werden, müsste wohl dessen Versicherung für die Beseitigung des Schadens aufkommen. Wie hoch der ist, darüber konnte Fey aber keine Angaben machen. (Florian Hagemann)
