1. Startseite
  2. Kassel

Mit Kleinstwagen auf großer Tour: Erinnerungen an Kasseler Fuldamobil-Club gesucht

Erstellt:

Von: Bastian Ludwig

Kommentare

Aufnahme von 1952: Der Kasseler Fuldamobil-Club auf dem Friedrichsplatz vor dem noch zerstörten Fridericianum. Im Vordergrund ist vermutlich der Vereinsvorsitzende Hans Kusterer zu sehen. Rechts die Reste des Hofverwaltungsgebäudes, das später abgerissen wurde.
Aufnahme von 1952: Der Kasseler Fuldamobil-Club auf dem Friedrichsplatz vor dem noch zerstörten Fridericianum. Im Vordergrund ist vermutlich der Vereinsvorsitzende Hans Kusterer zu sehen. Rechts die Reste des Hofverwaltungsgebäudes, das später abgerissen wurde. © privat

Es war ein Auto der Superlative: „Das Fuldamobil war der Kleinstwagen aus Deutschland mit der längsten Bauzeit, der gleichzeitig in sehr geringer Stückzahl hergestellt wurde“, sagt Gerrit Schulte-Südhoff aus Osnabrück vom Freundeskreis Fuldamobil.

Kassel - Schulte-Südhoff recherchiert derzeit zum Kasseler Fuldamobil-Club, der in den 50er-Jahren existierte. Historische Gruppen- und Reisefotos, die Kasseler Clubmitglieder zeigen, hatten ihn nach Nordhessen geführt.

Das Fuldamobil wurde von 1951 bis 1969 von Elektromaschinenbau Fulda aus der gleichnamigen Stadt hergestellt. In den 18 Jahren wurden nicht einmal 3000 Fahrzeuge produziert. Anfangs hatten diese drei Räder, später vier. Die Karosserie wurde stetig weiterentwickelt: Von Sperrholz über Aluminium zu Kunststoff.

Der minimalistische Wagen hatte in Kassel eine größere Fangemeinde. So existierte ab 1952 der Fuldamobil-Club Kassel, dem zeitweise 16 Halter samt Fahrzeugen angehörten. Aus einem erhaltenen Briefwechsel des Kasseler Vereinsvorsitzenden Hans Kusterer mit dem Fuldawerk hat Sammler Schulte-Südhoff einige Informationen zum damaligen Vereinsleben erfahren.

In der Nähe vom Elsass unterwegs: Die unbekannte Kasselerin in ihrem Fuldamobil.
In der Nähe vom Elsass unterwegs: Die unbekannte Kasselerin in ihrem Fuldamobil. © privat

So entstand vor 70 Jahren das obige Bild auf dem Friedrichsplatz mit dem noch zerbombten Fridericianum im Hintergrund. Das Gruppenbild hatte Kusterer offenbar voller Stolz ans Werk nach Fulda geschickt. Auf dem Bild sind gut die Kennzeichen mit den Kombinationen H94 und H22 zu erkennen. Diese standen beide für den Zulassungsbezirk Kassel – KS gab es damals noch nicht.

Kusterer war nicht nur der Vereinsvorsitzende des automobilen Clubs, sondern der Autoschlosser übernahm später auch die Generalvertretung für Fuldamobile in Kassel. Diese hatte ihren Sitz an der Kohlenstraße 42a, unweit der Einmündung Wittrockstraße. Wie lange der Club existierte, ist unklar. Noch 1954 berichtete die HNA über Fuldamobil-Fahrten durch die Stadt.

Historische Fotos aus dem Fundus von Schulte-Südhoff belegen zudem, welche Strecken die Kasseler Clubmitglieder zurücklegten. Mit 6,5 bis 10 PS und bis zu 75 km/h – je nach Bauart – ging es nach Zürich, Straßburg, Konstanz, zum Kochelsee, zur Fernpasshöhe, zum Großglockner und auf die Edelweißspitze. Auf den hier abgebildeten Reisebildern ist das Fahrzeug zu sehen, das auf dem Gruppenbild mit dem Clubschild versehen ist. Es hat zudem eine markante Antenne.

Belastungstest bestanden: Kasselerin ließ sich auf der 2600 Meter hohen Edelweißspitze der Großglockner Hochalpenstraße fotografieren.
Belastungstest bestanden: Kasselerin ließ sich auf der 2600 Meter hohen Edelweißspitze der Großglockner Hochalpenstraße fotografieren. © privat

Um mehr über die Hintergründe und Reisen des Kasseler Fuldamobil-Clubs zu erfahren, sucht der Freundeskreis Fuldamobil nach Zeitzeugen. „Vielleicht erinnert sich ja jemand in und um Kassel, was seine Oma oder Mutter und sein Opa beziehungsweise Vater vor genau 70 Jahren unternommen haben“, sagt Schulte-Südhoff.

Sucht Erinnerungen: Gerrit Schulte-Südhoff vom Fuldamobil-Freundeskreis.
Sucht Erinnerungen: Gerrit Schulte-Südhoff vom Fuldamobil-Freundeskreis. © privat

Alles was der Sammler aus Osnabrück bisher über die Kasseler Aktivitäten erfahren hat, weiß er aus Archivbeständen des Fuldamobil-Werkes, die ein Freund in den 80er-Jahren übernommen hatte.

Die Form des Fuldamobils fand übrigens nicht nur in Deutschland Liebhaber. Es wurde von anderen Herstellern auch im Ausland in Lizenz gefertigt. In Argentinien war das Fuldamobil als Bambi auf dem Markt, in Chile als Nobel und in Griechenland als Alta und Attica. (Bastian Ludwig)

Kontakt: Wer Informationen zum Kasseler Fuldamobil-Club hat, wendet sich bitte telefonisch an Gerrit Schulte-Südhoff 0152/ 34 78 72 25

Auch interessant

Kommentare