Uni Kassel entwickelt für das Smartphone ein Warnsystem für Radfahrer und Fußgänger

Radfahrer und Fußgänger sind auf den Straßen besonders gefährdet. Ausgerechnet Smartphones, die auch für viele Risiken im Verkehr sorgen, sollen künftig zum Schutz der schwachen Verkehrsteilnehmer eingesetzt werden.
Kassel - Am Fachgebiet Kommunikationstechnik der Universität Kassel wird an einem entsprechenden System gearbeitet, das Autofahrer, Fußgänger, Roller- und E-Scooter-Fahrer vor nahenden Gefahren rechtzeitig warnt und so hilft, Unfälle zu verhindern.
Schon seit Längerem gibt es entsprechende Systeme in Autos, erläutert Projektleiter Professor Dr. Klaus David. Radarsensoren und Kameras machten Autofahrer auf Risiken im Umfeld aufmerksam. Ein vergleichbares System soll es bald für Fußgänger und Radfahrer geben. Wobei die Warnung in beide Richtungen erfolgen soll: Der Autofahrer soll auf Fußgänger und Radfahrer hingewiesen werden und umgekehrt.
Während entsprechende Gefahrenhinweise über die Bordsysteme in einem Auto leicht abzubilden sind, müssen sich die Forscher für Fußgänger und Radfahrer etwas Neues einfallen lassen. Dabei kommt das Smartphone – aber auch Geräte wie Smartwatches – ins Spiel. Diese sind weit verbreitet und können entsprechend mit den Systemen in den Autos vernetzt werden. Mittels einer App sollen Fußgänger und Radfahrer auf das Netzwerk zugreifen können. Bei einer Netzabdeckung wie in Kassel könne das System zuverlässig arbeiten.
„Sobald sich ein Auto gefährlich nähert, wird der Fußgänger oder Radfahrer gewarnt“, so David. Die Warnung könne beispielsweise über einen Warnton oder eine Vibration erfolgen. Wobei sich dabei noch das Problem ergebe, dass einige ihr Smartphone nicht am Körper tragen, sondern im Rucksack. Für das Fahrrad könne man sich einen intelligenten Lenker vorstellen, der mit dem Smartphone vernetzt sei und bei Gefahren vibriere. Auch entsprechende Befestigungen für Smartphones am Lenker gebe es bereits.
Bei der Programmierung der Künstlichen Intelligenz, die Grundlage des Systems ist, sind die Forscher so weit, dass diese verlässliche Vorhersagen zum Verhalten von Verkehrsteilnehmern treffen kann. So kann sie so rechtzeitig auf Risiken hinweisen, dass etwa Fußgänger und Radfahrer noch Zeit hätten, diesen auszuweichen.
Weil der Rad- und Fußverkehr in Kassel gestärkt werden solle und damit auch die Wahrscheinlichkeit für entsprechende Unfälle steige, sei eine solche Entwicklung ein wichtiger Baustein, um eine Zunahme von Unfällen zu verhindern, so David. Ein solches IT-System ergänze aber nur die Maßnahmen für sichere Rad- und Fußwege.
Wenn alles nach Plan läuft, soll in anderthalb Jahren – auch mit Unterstützung von Partnern aus der Wirtschaft wie die Continental AG – ein Prototyp entwickelt worden sein. Um diesen nicht mit lebenden Personen testen zu müssen – die damit einer Gefahr ausgesetzt wären – greifen David und sein Team auf die Expertise der Kasseler Firma Flavia IT-Management zurück, die bei der Erzeugung virtueller Realitäten viele Erfahrungen hat. So können verschiedene Unfallszenarien virtuell erzeugt und so das neue System getestet werden. (Bastian Ludwig)