Kassel / Göttingen. Die fast zweijährige Hängepartie für Beschäftigte und Management der Mercedes-Benz-Niederlassung hat ein Ende.
Sie alle hoffen, dass das Autohaus mit dem Verkauf an die Schweizer Emil-Frey-Gruppe schon bald in ruhigeres Fahrwasser kommt. Denn sie haben wahrlich ein Wechselbad der Gefühle hinter sich.
Zunächst sollte Kassel-Göttingen mit der Niederlassung Fulda zusammengehen. Einige Monate später hieß es: Kommando zurück. In der zweiten Hälfte 2014 schließlich wurde der Verbundstandort mit denen in Hannover, Hildesheim und Braunschweig zur Vertriebsdirektion Mitte (VD) verschmolzen. Die Fusion war kaum eingeleitet, da wurde der Verkauf von Kassel-Göttingen beschlossen.
Branchenprimus Frey
Jetzt wissen Mitarbeiter und Kunden, woran sie sind. Im nächsten Jahr übernimmt die Emil-Frey-Gruppe die Standorte in Kassel-Bettenhausen und Göttingen-Grone. Die Schweizer mit 80 Standorten, 3800 Beschäftigten, 86 000 verkauften Neu- und 23 000 Gebrauchtwagen und einem Jahresumsatz von 2,36 Milliarden Euro allein in Deutschland sind die unangefochtene Nummer eins im größten Automarkt Europas. Konzernweit setzt das Familienunternehmen mit 7000 Beschäftigten 7,5 Mrd. Euro im Jahr um – mit Autoverkauf, Werkstattketten, Ersatzteilen, Ingenieurbüros und Immobiliengeschäften.
Die Schweizer gelten als kompetent, entscheidungsfreudig und schnell. Den Kasselern dürften diese Eigenschaften entgegenkommen. Denn die Niederlassung leidet seit Jahren – auch wegen der langen Ungewissheit über die künftige Niederlassungsstruktur – unter einem Investitionsstau, von dem die Beschäftigten nun hoffen, dass er rasch aufgelöst wird. Immerhin haben die in die Jahre gekommenen Gebäude an der Ecke Dresdener / Sandershäuser Straße in den vergangenen Wochen eine neue Fassade und einen neuen Ausstellungsraum für die Daimler-Edelmarke AMG bekommen.
Der Pkw-Center-Leiter in Kassel, Marko Duchow, mochte unter Hinweis auf die laufenden Gespräche keine Stellung zum Verkauf nehmen – ebenso wenig Nutzfahrzeug-Vertriebsdirektor der VD Mitte, Detlef Barthelmes, der den Übergang als ranghöchster Daimler-Repräsentant in der Region begleitet.
Betriebsratsvorsitzender Frank Trampedach jedenfalls wirkt nach dem langen Hin und Her um die einstige Niederlassung Kassel-Göttingen erleichtert. „Wir wollen die Zukunft für Standorte und Mitarbeiter aktiv mitgestalten“, sagte er. Für die Kunden jedenfalls ändere sich nichts, betonten er und Daimler-Sprecherin Meri Todorovic.
2014 verkaufte das Mercedes-Benz-Haus in Kassel 1100, das in Göttingen 400 Neufahrzeuge. An beiden Standorten kamen gut 2300 gebrauchte Autos hinzu. Umsatzzahlen für die Niederlassungen nennt Daimler nicht. Die Emil-Frey-Gruppe nahm bis Redaktionsschluss keine Stellung zu der Übernahme.