Kassel. Irgendwann während dieses Rundgangs durch das Staatstheater bekommen die Spieler der MT Melsungen einen Eindruck davon, dass es nicht nur im Sport schnell nach oben oder unten gehen kann.
Die Handballprofis stehen auf einem Teil der Bühne, das sich bewegen lässt. So gelangen sie in den Untergrund, und wenig später schon können sie von oben auf alles hinabblicken: auf die Kulisse und den Zuschauerraum des Staatstheaters. Für Augenblicke ist die MT eine Fahrstuhlmannschaft. Das Theater macht es möglich.
Es ist ja nicht so, dass die Sportler nicht auch regelmäßig auf einer Art Bühne stehen und ein Publikum begeistern wollen. Und doch betreten sie an diesem Nachmittag Neuland – dafür sorgt die Kooperation der MT mit dem Kasseler Staatstheater. Schnell wird klar, dass es viele Gemeinsamkeiten gibt: Auch beim Theater arbeiten viele Menschen unterschiedlicher Nationen. Es gibt eine Saison mit einer Phase, in der die Proben im Vordergrund stehen. Und, darauf weist auch MT-Trainer Michael Roth hin: Hier und da sind Schauspieler aktiv: „Jeder spielt halt seine Rolle.“ Im Theater – und auf dem Handballfeld.
Gruselige Maske
Die Jungs von der MT bekommen an diesem Nachmittag ein paar Anregungen für ihre Rolle. Torwart Nebojsa Simic zum Beispiel findet Gefallen an einer etwas gruseligen Maske, mit der sich womöglich der Gegner erschrecken lässt; Kreisläufer Timm Schneider probiert eine übergroße Hand aus, die dem Schauspieler als Verkleidung dient – und womöglich auch nicht das Schlechteste für einen Handballer wäre. Außerdem interessiert er sich für das, was die Maskenbildner sonst noch im Programm haben: das Haar auf dem Kopf wieder ein bisschen voller erscheinen zu lassen. Theater kann fast alles, das wird während der Führung von Thomas Hof, dem Leiter des Jugendtheaters, deutlich.
Am Ende regt Melsungens Trainer Michael Roth an, doch mal mit der gesamten Mannschaft eine Vorstellung zu besuchen. Insofern hat der Rundgang etwas bewirkt. Denn: „Wir Sportler sind ja alle eigentlich Kulturbanausen.“ Umgekehrt hofft Thomas Hof nun, einmal hinter die Kulissen der MT schauen zu dürfen. Das wird sich einrichten lassen.
Erst einmal steht für die Melsunger aber das Auswärtsspiel in Leipzig an – morgen ab 15 Uhr. Vielleicht treffen sie dort ja Thomas Bockelmann, den Intendanten des Staatstheaters. Der ließ sich bei dem Termin mit der MT entschuldigen, weil er auf einer Preisverleihung weilte – ebenfalls in Leipzig. Auch bei seiner Reise war die Hoffnung auf einen Sieg groß.