Stadtreiniger: Neue Müllautos nutzten Wasserstoff für E-Antrieb

Die finanzielle Förderung des Bundes macht es möglich. Kassels Stadtreiniger testen leise und abgasfreie Elektrofahrzeuge, die bislang noch deutlich teurer sind als konventionelle Lkw.
Kassel – Sie sind sehr viel schwerer, schnurren aber fast so leise über die Straße wie ein E-Auto. Seit dieser Wochen sind bei Kassels Stadtreinigern zwei große Müllfahrzeuge unterwegs, die mit Strom aus Wasserstoff betrieben werden. Das bedeutet, dass sie ohne Abgase und deutlich leiser als die konventionellen Lkw zum Mülleinsammeln unterwegs sind.
Und zwar zunächst einmal in der Kasseler Innenstadt, wo die Mitarbeiter der Stadtreiniger umweltfreundlich Restmüll und Altpapier einsammeln.
Die Fahrzeuge der Firma Faun sind jeweils mit zwei Brennstoffzellen sowie vier Wasserstofftanks ausgestattet und werden von Elektromotoren angetrieben. Der Wasserstoff macht die Fahrzeuge unabhängiger, denn sie können damit den für den Antrieb benötigten Strom selbst produzieren. Mit den neuen Müllautos wolle man einen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität leisten, sagt Kassels Abfalldezernent Dirk Stochla. Möglich wird das durch Fördermittel des Bundes.
Der übernimmt 90 Prozent der Mehrkosten, die für so einen Wasserstoff-Lkw anfallen. Noch klafft da eine erhebliche Lücke. Ein konventionelles Müllauto schlägt mit rund 300 000 Euro zu Buche, die Wasserstoffversion kostet eine glatte Million Euro. Wenn sich die neue Technik in der Praxis bewährt, steigen die Chancen für eine kostengünstigere Serienproduktion.
Die neuen Fahrzeuge sind Teil einer Entwicklung. Bereits seit einigen Jahren stellen die Stadtreiniger ihren Fuhrpark immer mehr auf alternative Antriebe um. Derzeit sind im Fuhrpark des städtischen Eigenbetriebes bereits zehn Fahrzeuge mit Elektroantrieb im Einsatz, vom Pkw bis zu Gehwegkehrmaschinen.
Betriebsleiter Dirk Lange ist gespannt, wie sich die neuen Fahrzeuge in der Praxis bewähren. Außerhalb der Innenstadt müssen die auch bergige Strecken bewältigen. Von der Wilhelmshöher Allee bis zu sehr engen Straßen sei ein flexibler und zuverlässiger Betrieb nötig. Das soll jetzt ausgiebig in der Praxis erprobt werden.
Die neuen Fahrzeuge erkennt man übrigens leicht. „Ich fahre mit sauberem Wasserstoff“, ist an den Seiten zu lesen. Die Stadtreiniger sind mit jeweils 30 000 Euro pro Wasserstoff-Lkw finanziell an den Kosten des Probebetriebs beteiligt. Hinzu kamen Schulungen für das Team der Werkstatt und die Fahrer.
Jetzt kann es also losgehen mit dem Einsatz abgasfreier Müllautos, die mit Strom fahren und nicht dauernd an die Steckdose müssen.