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Nach Corona wieder mehr Touristen in Kassel als erhofft

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Von: Axel Schwarz

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Lange Schlangen vor den Ausstellungsorten am Friedrichsplatz: Am vorletzten documenta-Wochenende war viel los in Kassel.
Die documenta hat auch die Tourismuszahlen in Kassel wieder in die Höhe getrieben. Lange Schlangen vor den Ausstellungsorten am Friedrichsplatz gab es im Sommer am vorletzten documenta-Wochenende. © anna weyh

Nach zwei Corona-Jahren mit deutlichen Besucherrückgängen hat sich das touristische Geschehen in Kassel 2022 einen großen Schritt in Richtung Normalität bewegt.

Kassel – Laut dem Statistischen Landesamt haben Stadtbesucher zwischen Januar und Dezember gut 891.000 Mal in Kassel übernachtet – ein Plus von fast 80 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor.

Die 100 Tage der documenta fifteen im Sommer waren laut den städtischen Touristikern ein wichtiger Treiber, aber nicht der einzige Faktor für ein „unerwartet gutes Gesamtergebnis“, so Geschäftsführer Andreas Bilo von Kassel Marketing. Alle fünf Jahre sorgt die Weltkunstschau für eine touristische Sonderkonjunktur. Im documenta-Jahr 2017 wurde mit 1,031 Millionen Übernachtungen die bisherige Kasseler Rekordmarke gesetzt, 2019 war fast ebenso stark gewesen. Nach zuletzt nicht mal einer halben Million Übernachtungen ist nun immerhin wieder das Niveau von 2016 und 2018 erreicht. Für die bevorstehende Saison hofft Bilo auf weitere Steigerungsraten, da nun nach der Pandemiezeit „das erste volle Normaljahr“ bevorstehe.

Allgemein werden im zentral gelegenen Kassel über 70 Prozent aller touristischen Umsätze mit Tagungs- und Geschäftsreisenden gemacht. Obwohl das erste Jahresquartal 2022 noch von pandemiebedingten Einschränkungen geprägt war, hatte sich früh abgezeichnet, dass wieder Schwung ins berufsbedingte Reisegeschehen kommt.

Im Mai, einem fürs Tagungsgeschäft wichtigen Monat, kamen allein fast 43.000 Reisende in Kassel an – das waren dreieinhalb mal so viele wie im Vorjahresmonat. Überdurchschnittlich fiel laut Kassel Marketing auch der Gästezuwachs im Dezember aus: Rund 14.000 Übernachtungen in jenem Wintermonat entsprechen einer Steigerung um gut 35 Prozent, was einen Zusammenhang mit dem Kasseler Märchen-Weihnachtsmarkt nahelegt. Die bundesweit beachtete, spektakuläre Show des fliegenden Weihnachtsmannes soll es auch im kommenden Winter geben, wie soeben bekannt wurde.

Während der Tourismus in Kassel 2022 deutlich stärkere Zuwächse verzeichnet hat als im hessischen Landesdurchschnitt (58,5 Prozent), fiel die Erholung im Landkreisgebiet etwas bescheidener aus: Zwischen Bad Karlshafen und Söhrewald wurden 734.400 touristische Übernachtungen registriert, das entspricht einem Plus von gut 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Tourismusbilanz: Bei der documenta haben sich Reisebeschränkungen bemerkbar gemacht

Wenn man all die nachwirkenden Corona-Widrigkeiten in Rechnung stellt, war die documenta fifteen trotz eines leichten Besucherrückgangs wieder die Stütze schlechthin für die touristische Entwicklung Kassels.

Beim statistischen Blick auf die Sommermonate der Weltkunstschau fällt auf: Im Vergleich zur Ausstellung 2017 haben zwar weniger ausländische Gäste in Kassel übernachtet, die weitaus höhere Zahl der Schlafgäste aus dem Inland ging aber nur marginal zurück. Wenn das attraktive Angebot der 9-Euro-Bahntickets für die Monate Juni bis August nicht quasi passgenau für einen documenta-Tagestrip gekommen wäre, hätten sich womöglich noch mehr inländische Gäste fürs Übernachten in Kassel entschieden.

Mit gut 89.000 Übernachtungen wurde im September die stärkste Resonanz bei Besuchern aus Deutschland verzeichnet. Der Juli wiederum war mit gut 26.000 Übernachtungen von Touristen aus dem Ausland am besten in diesem Segment nachgefragt.

Aufs ganze Jahr gesehen kamen Touristen aus den Benelux-Ländern – der für die Stadt wichtigste Gästemarkt – beinahe genauso zahlreich zur documenta wie fünf Jahre zuvor. Gut 33.000 Mal übernachteten sie in Kassel, 2017 waren es noch 2000 Übernachtungen mehr gewesen.

Die wichtigsten Herkunftsländer von Übernachtungsgästen in Kassel waren die Niederlande, mit einigem Abstand in Reihenfolge die Schweiz, Dänemark, Belgien, die USA, Polen, Österreich, Großbritannien und Schweden. Insgesamt 137.500 Übernachtungen ausländischer Gäste wurden 2022 gezählt, im documenta-Jahr 2017 waren es 183.000 gewesen.

Wie sich die weltweiten pandemiebedingten Reisebeschränkungen bemerkbar gemacht haben, lässt sich mit Blick auf den Anteil von Kassel-Besuchern aus Asien einschätzen: Wurden im documenta-Jahr 2017 noch über 25.000 Übernachtungen von Asiaten gezählt, waren es diesmal nur noch rund 6800. Besonders drastisch die Diskrepanz bei Gästen aus China mit der dort drakonischen Corona-Politik: Gut 10 000 Übernachtungen von chinesischen Touristen waren es 2017, fünf Jahre später gerade mal 825.

Zum beliebten Quartier für Gäste aus dem europäischen Nahbereich hat sich das frisch aufgewertete städtische Campinggelände an der Fulda gemausert. Laut den Betreibern von Kassel Marketing wurden dort im Vorjahr fast 41.500 Übernachtungen registriert; das ist nahezu das Doppelte wie im bisher besten Jahr 2019 vor Corona. Campingfans aus 32 Nationen haben auf dem Platz Station gemacht, der Übernachtungsanteil ausländischer Gäste lag bei 33 Prozent. Ganz vorn auch hier: die Niederländer.

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