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Ein Philanthrop sagt ade: Mediziner Stephan Giesler starb mit 61 Jahren

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Von: Helga Kristina Kothe

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Stets ein Lächeln auf den Lippen: Dr. Stephan Giesler war ein Mensch voller Lebensfreude und Herzenswärme, der es liebte, auf Reisen die Welt zu erkunden und Wagner-Opern in Bayreuth zu lauschen.
Stets ein Lächeln auf den Lippen: Dr. Stephan Giesler war ein Mensch voller Lebensfreude und Herzenswärme, der es liebte, auf Reisen die Welt zu erkunden und Wagner-Opern in Bayreuth zu lauschen. © privat/nh, Repro: Helga Kothe

Er mochte die Menschen und liebte das Leben. Jene, die Dr. Stephan Giesler nahestanden, bezeichnen ihn deshalb gerne als Philanthropen.

Kassel – Er habe mit jedem auf Augenhöhe reden können, er sei ein Mensch voller Lebensfreude gewesen. Wer ihm begegnete, traf auf eine aufgeschlossene Persönlichkeit: herzenswarm, zugewandt, interessiert, zupackend. Im März ist der Bettenhäuser Allgemeinmediziner nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Er wurde nur 61 Jahre alt.

Seine Patienten haben die Nachricht mit Bestürzung aufgenommen: Viele hat Stephan Giesler in seiner Hausarztpraxis, die er 1993 im Stadtteil eröffnete, ein Leben lang begleitet. Nach dem Abitur verbrachte der gebürtige Kasseler zunächst ein halbes Jahr in einem Kibbuz in Israel und studierte danach Medizin in Göttingen und Wien. Für die Facharztausbildung kehrte er in die Heimat zurück.

Der Mediziner wurde mitten aus dem Leben gerissen. Er sei ein aktiver Mensch gewesen, der das Motorrad- und Radfahren und Reisen in die Ferne liebte: „Er war neugierig auf neue Ziele, selten sind wir zweimal an den gleichen Ort gereist“, sagt seine Witwe, Dr. Ute Giesler, die seit acht Jahren in der alteingesessenen Bettenhäuser Praxis tätig ist. Und er liebte die klassische Musik, spielte Cello und besuchte als Wagner-Freund gern die Bayreuther Festspiele.

Herzenssache war es für Stephan Giesler, sich als Arzt sozial zu engagieren: jahrzehntelang im Männerwohnheim der Heilsarmee und bei den Diakonie Wohnstätten in Waldau. Außerdem hat er die Fahrenden Ärzte Kassel mit aufgebaut und war lange für sie auf der Straße unterwegs. Und mit seiner Frau hat er Patenschaften für vier Kinder in Uganda übernommen und dort auch besucht. „Wenn Not am Mann war, hat er geholfen“, beschreibt Ute Giesler sein Naturell.

Die beiden haben sich vor 50 Jahren während ihrer Schulzeit auf dem Friedrichsgymnasium kennengelernt. 35 Jahre lang waren sie ein Paar, sie haben einen Sohn und eine Tochter großgezogen. Daneben hinterlässt der Bettenhäuser Arzt einen Enkel und eine Enkelin. Die Geburt des dritten Enkelkinds in sechs Wochen darf Stephan Giesler, der für jeden ein Lächeln übrighatte und gern lachte, nun nicht mehr erleben. Geliebter Weggefährte war auch Familienhund Cooper: Der acht Jahre alte Australian Shepherd habe ihn bis zum Schluss treu begleitet.

„Mein Mann hat immer nach vorne und nie zurückgeschaut“, sagt Ute Giesler. „Er hat das Leben geliebt und ein erfülltes, aber viel zu kurzes Leben gehabt.“ So bleibt er seiner Familie und auch seinem Praxisteam in Erinnerung. Für Katja Mohr, Sandra Leimbach, Anke Röhmholdt, Angela Ackermann und Irmtraud Dilchert ist sein überraschender Tod ein trauriger Einschnitt.

Das Verhältnis sei sehr familiär und von großem Vertrauen geprägt gewesen: „Er hat unsere Kinder aufwachsen sehen“, sagt Sandra Leimbach. Und er habe viel Humor besessen: „Wir kannten ihn nicht verärgert, es gab nie ein böses Wort von ihm“, beschreiben ihn Anke Röhmholdt und Katja Mohr.

In Erinnerung bleiben auch die gemeinsamen Reisen: Einmal im Jahr packten Stephan und Ute Giesler und ihr Team die Koffer, um Städte wie Barcelona, Lissabon oder Venedig oder im vergangenen Jahr die Insel Sylt zu erkunden. „Die Reisen waren toll. Wir hatten viel Spaß. Als Stadtführer war es mit ihm nie langweilig, seine Erzählungen waren lustig“, erzählt Sandra Leimbach.

Die Hausarztpraxis an der Leipziger Straße wird Dr. Ute Giesler weiterführen. Unterstützt wird sie von dem Ärzte-Ehepaar Dr. Jürgen und Dr. Ulrike Ganasinski, den Schwiegereltern ihres Sohnes. Der Internist und die Allgemeinmedizinerin sind für die Patienten der Praxis Dr. Giesler keine Fremden. Denn bereits in den vergangenen Jahren haben sie sich um die Urlaubsvertretungen gekümmert.

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