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ÖPNV in der Region Kassel: NVV-Aufsichtsrat lehnt Preiserhöhung ab

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Von: Andreas Hermann

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Altmarkt in Kassel
Es bleibt nun doch bei den Ticketpreisen für Busse und Bahnen in Nordhessen. Der NVV-Aufsichtsrat hat die geplante Preiserhöhung zum Sommer abgelehnt. Unser Foto zeigt den Altmarkt in Kassel. © Lothar Koch

Zum Sommer wird es keine erneute Erhöhung der Ticketpreise für Busse und Bahnen geben: Der NVV-Aufsichtsrat hat die vom Land geforderte Anhebung abgelehnt.

Kassel – Im öffentlichen Nahverkehr der Region bleibt es bei den seit Januar geltenden Tarifen. Der Aufsichtsrat des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV) hat die Pläne für eine erneute Anhebung der Ticketpreise zum 1. Juli 2022 abgelehnt. Das hat am Freitag der NVV-Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Siebert (SPD), Landrat des Landkreises Kassel, mitgeteilt.

Die Absage an die von der hessischen Landesregierung geforderte 3,9-prozentige Tariferhöhung zum Sommer hin sei im Aufsichtsrat mit den Stimmen des Kasseler Oberbürgermeisters und aller nordhessischen Landräte erteilt worden, betonte Siebert. „Die Fahrt mit Bus und Bahn muss bezahlbar bleiben. Gerade jetzt brauchen wir ein attraktives Angebot, das den Umstieg vom Auto auf die Öffentlichen erleichtert. Eine Tariferhöhung zum jetzigen Zeitpunkt wäre daher das falsche Signal.“

Die sechs kommunalen Mitglieder des NVV-Aufsichtsrats – die Stadt Kassel sowie die Landkreise Hersfeld-Rotenburg, Kassel, Schwalm-Eder, Werra-Meißner und Waldeck-Frankenberg – seien einhellig der Meinung, dass das Land seinen ÖPNV-Finanzierungsanteil deutlich erhöhen müsse. In der Finanzierungsperiode von 2017 bis 2022 kommen rund drei Prozent der NVV-Mittel aus dem Landeshaushalt, die restlichen 97 Prozent stemmen Bund und Kommunen, so Siebert. „Statt höherer Ticketpreise wollen wir eine ausgewogenere Lastenverteilung zwischen Bund, Land, Kommunen und Fahrgästen erreichen, um die großen Zukunftsaufgaben des ÖPNV mit Blick auf Klimawandel und Verkehrswende langfristig ausreichend zu finanzieren.”

Bereits zum Jahreswechsel hatte der NVV die Ticketpreise für die Nutzer von Bus und Bahn im Durchschnitt um 1,4 Prozent erhöht. Anfang Februar hatte der NVV Überlegungen für eine erneute Erhöhung zum Sommer eingeräumt und begründete diese mit den Einnahmeausfällen in der Pandemie sowie den gestiegenen Kraftstoff- und Energiekosten. Mit Verweis darauf hatte der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ab Sommer bereits einen Aufschlag um 3,9 Prozent angekündigt. Mit seinem Nein reagiert nun der NVV-Aufsichtsrat auf die von der Landesregierung geforderte Preiserhöhung anders als der Verkehrsverbund in Südhessen.

Schon im Vorfeld der Sitzung am Donnerstagnachmittag hatte der neue NVV-Aufsichtsratsvorsitzende Siebert angedeutet, dass die vom Land gewünschte Tariferhöhung wohl keine Unterstützung finden werde. Wie berichtet, waren die Pläne zur erneuten Anhebung der NVV-Ticketpreise auf scharfe Kritik von Parteien sowie von Umwelt- und Verkehrsverbänden in der Region gestoßen. Einig sind sich die Kritiker dabei, dass die Preiserhöhung ein falsches Zeichen für die Verkehrswende und den Ausbau des ÖPNV sein würde.

Bei der Frage der Verantwortlichkeit gehen die Ansichten jedoch auseinander. Während etwa die Linken in Stadt und Kreis Kassel fordern, die schwarz-grüne Landesregierung müsse mehr Geld für den ÖPNV zur Verfügung stellen, betonen die Kasseler Grünen, das Land Hessen habe zuletzt eine Rekordsumme für den ÖPNV bereitgestellt und könne daher nicht allein in die Verantwortung genommen werden.

(Andreas Hermann)

Andreas Siebert NVV-Aufsichtsratsvorsitzender
Andreas Siebert, Landrat des Landkreises Kassel und NVV-Aufsichtsratsvorsitzender © Privat

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