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Neubauten an Bunsenstraße: „Kasseler Modell“ soll Schule machen

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Von: Katja Rudolph

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Pläne in Rekordzeit vorgelegt: Auf dem Gelände an der Bunsenstraße sollen drei Wohnhäuser entstehen.
Pläne in Rekordzeit vorgelegt: Auf dem Gelände an der Bunsenstraße sollen drei Wohnhäuser entstehen.

Kassel. Allein das Tempo, in dem die Neubauten an der Bunsenstraße entstehen sollen, ist rekordverdächtig. Nächste Wochen sollen die Bagger anrollen, im Juli soll das neue Wohnheim für Flüchtlinge schon in Betrieb gehen.

Bisher ohne Beispiel ist auch die Zusammenarbeit von Stadt, Wohnungsbaugesellschaft GWG sowie von Kasseler Architekten und Bauunternehmern. Wir erklären das „Kasseler Modell“, das sie zusammen entwickelt haben - und das bei weiteren solcher Bauvorhaben Pate stehen soll.

Die Idee

Die Stadt Kassel braucht dringend weitere Unterkünfte für Flüchtlinge. Allein im ersten Quartal des Jahres muss sie voraussichtlich über 1000 neue Asylbewerber aufnehmen. Geeignete feste Gebäude werden langsam knapp. „Viele Kommunen setzten inzwischen auf Containerbauten oder Modulbauweise“, sagt Stadtrat Christof Nolda. Solche

Flexible Nutzung: Die Wohnhäuser, die von einer Arbeitsgemeinschaft Kasseler Architekten entworfen worden sind, sollen zunächst als Flüchtlingsunterkunft und später als normale Mietwohnungen der GWG dienen. Ansicht: Arge Bunsenstraße/GWG
Flexible Nutzung: Die Wohnhäuser, die von einer Arbeitsgemeinschaft Kasseler Architekten entworfen worden sind, sollen zunächst als Flüchtlingsunterkunft und später als normale Mietwohnungen der GWG dienen. Ansicht: Arge Bunsenstraße/GWG

Übergangsbauten würden später meist wieder abgerissen. Auch das Gelände auf der Bunsenstraße war vor zwei Jahren schon als Standort für Containerbauten im Gespräch. Seitdem habe man dazugelernt, so Nolda.

Jetzt setzt die Stadt auf Neubauten, die vorübergehend als Flüchtlingsheim und später als normale Wohnungen genutzt werden können. Denn auch für die Kasseler Bevölkerung werde Wohnraum benötigt.

Die Partner

Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GWG als Bauherr arbeitet für das Vorhaben mit Kasseler Architekten und Bauunternehmen zusammen. Sechs Kasseler Architekturbüros (Baufrösche, Foundation 5+, HHS, Kober, Spöth und Reichel) haben sich zusammengetan und innerhalb weniger Wochen die Häuser für das Gelände an der Bunsenstraße geplant. Den Ausführung übernehmen die beiden Kasseler Bauunternehmen Hermanns und Emmeluth, die sich zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben.

Das Bauvorhaben

Die GWG wird das städtische Grundstück an der Bunsenstraße kaufen und darauf drei einfache, aber massiv gebaute Häuser errichten. Die Investitionskosten betragen Sieben Mio. Euro. Ein Kampfmittelräumdienst sondiert das Gelände bereits, damit am Montag die Bagger anrücken können, so GWG-Geschäftsführer Peter Ley. Neben einem Eingangsgebäude wird es zwei U-förmige Häuser mit Innenhof geben, erklärt Manfred Lenhart (Baufrösche) für die beteiligten Architekturbüros. Insgesamt entstehen rund 2500 Quadratmeter Nutzfläche in den Gebäuden.

Das Flüchtlingsheim

Die Häuser werden nach ihrer Fertigstellung im Sommer zunächst als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge genutzt. Dafür werden 36 Wohnungen eingerichtet, die für jeweisl zwei bis acht Personen ausgelegt sind. Jede Einheit hat eine eigene Küche und ein Bad. An den Treppenhäusern werden zwei „Spielhäuser“ für Kinder eingerichtet. Auch Räume für Sprachunterricht, ein Waschsalon mit angeschlossener Teeküche und eine Werkstatt sind vorgesehen. „Geflüchtete sollen dort in wohnlicher Atmosphäre leben können und nicht nur untergebracht werden“, sagt Architekt Lenhart.

Die GWG wird auch Betreiber des Wohnheims sein sowie die Sozialbetreuung übernehmen. Ein Heimleiter, ein „empathischer Hausmeister“ und Sozialarbeiter sollen für die Bewohner da sein, so Ley. Die Nutzung als Wohnheim ist für sieben Jahre geplant.

Die Folgenutzung

Wenn die Häuser nicht mehr zur Unterbringung ür Flüchtlinge benötigt werden, sollen darin Apartments (mit Größen von 26 bis 76 Quadratmetern) für Bewohner mit wenig Geld entstehen. Alle dafür nötigen Anforderungen seien bei der Planung bereits berücksichtigt. „Das Mietshaus schlummert schon in den Grundrissen“, sagte GWG-Chef-Ley. Ein Umbau lasse sich für einige 10.000 Euro innerhalb weniger Wochen realisieren.

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