Neue TV-Gebühr: Arbeitgeber befürchten Kostenexplosion
Kassel. Auf Unternehmen, Behörden und Organisationen kommen deutlich höhere Kosten zu: Experten rechnen mit einer Kostenexplosion um mehrere 100 Prozent durch den neuen Rundfunkbeitrag. Dabei würden teilweise bisher schon fünfstellige Gebührensummen bezahlt.
Die neue Beitragsregelung sei unzumutbar und ungerecht, sagen Wirtschafts- und Kommunalverbände - zumal in Büros und Geschäftsräumen in aller Regel gearbeitet werde und nicht Fernsehen geschaut oder Radio gehört. Die Kasseler Stadtverwaltung etwa rechnet damit, statt bisher 13.000 künftig 34.000 Euro an Rundfunkbeiträgen überweisen zu müssen.
Besonders heftig trifft es den in Kassel ansässigen CVJM-Gesamtverband: Die Zentrale der christlichen Jugendorganisation soll für ihre bundesweit fünf Freizeit- und Gästehäuser statt bisher 2700 Euro GEZ-Gebühr künftig 25.000 Euro Rundfunkbeitrag zahlen. Jedes einzelne Zimmer - obwohl in den allermeisten Fällen ohne TV-Gerät - sei neuerdings beitragspflichtig. „Eine absolut unbillige Härte“, klagt der CVJM.
Bei der Handwerkskammer Kassel und beim Einzelhandelsverband Hessen-Nord heißt es, vor allem Betriebe mit einem Filialnetz oder mit einem größeren Fuhrpark müssten mit empfindlichen Kostensteigerungen rechnen.
Hintergrund: Der Rundfunkbeitrag wird nicht mehr nach der Zahl angemeldeter Geräte bemessen. Für jeden Privathaushalt ist neuerdings eine Monatspauschale von 17.98 Euro fällig. Für Firmen, Behörden und Organisationen hingegen gelten Staffelpreise, die sich nach Anzahl der Mitarbeiter, der Betriebsstandorte und der Firmenfahrzeuge richten.
„Vielen Selbstständigen wird das wohl erst richtig auffallen, wenn demnächst die erste Rechnung kommt“, sagt Einzelhandels-Geschäftsführer Hans Joachim Ebert. Der Gesetzgeber unterstelle schlicht, dass alle Menschen während ihrer Arbeitszeit auch Rundfunkteilnehmer seien. Das sei nicht akzeptabel.
Von Axel Schwarz
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