So kombiniert die Kasseler Sparkasse die Sparkassen-Card mit der Debit Mastercard. Ersatz für die Karten mit Verfallsdatum Dezember startet im August. Die Santander-Bank hat mit dem Austausch bereits begonnen. Sie hat das Visa-Debit-System gewählt. Die Volksbank Kassel Göttingen hat hingegen ihre Bankkarte an den Visa-Dienst VPay gekoppelt und mit Maestro nichts zu tun. Die Sparda-Bank Hessen setzt auf eine nur im Inland nutzbare Bankkarte und verweist für das Ausland auf Kreditkarten.
Die Kreditwirtschaft betont derweil, die Girokarte bleibe bestehen. Mit der Konkurrenz von den Bezahlsystemen von Apple und Google im Nacken soll der Oldie mit neuen Funktionen für Online-Nutzung und Smartphone aufgemöbelt werden. Händler befürchten hingegen höhere Kosten, wenn jemand mit Debit- oder Kreditkarte zahlt.
Die neue Sparkassenkarte funktioniere im Inland „zu etwa 95 Prozent automatisch als Girocard“ mit günstigen Händlerkonditionen, erklärt die Kasseler Sparkasse. „Wir geben die Karten lediglich aus“, heißt es bei der Sparda-Bank Hessen. Zu den Kosten für den Handel könne man deshalb keine Aussagen machen. Generell entsprächen die Kosten denen der Girocard, erklärt Santander. „Individuelle Verträge, die ein Händler abgeschlossen hat, können nicht bestimmt werden.“
Die Verbraucherzentralen haben hingegen eine Schwäche der neuen Debitkarten ausgemacht: Sie würden von nicht so vielen Händlern und Restaurants hierzulande akzeptiert wie die gängige Girokarte.
Karte ist nicht gleich Karte. Mit der Girocard können Verbraucher Geld abheben und im Geschäft bezahlen – allerdings nur in Deutschland. Das Konto wird sofort belastet. Debitkarten gibt es von verschiedenen Zahlungsdienstleistern. Auch hier werden Zahlungen sofort abgebucht. Kreditkarten setzen dem Nutzer einen Verfügungsrahmen. Gezahlt wird erst später. Bei Hotelbuchungen und Mietwagen-Kautionen ist die Kreditkarte mittlerweile Standard.
Für viele Verbraucher, die eine Girokarte – im Volksmund noch immer EC-Karte genannt – haben, ist das Maestro-Logo ein vertrauter Anblick. Maestro, eine Marke des Zahlungsdienstleisters Mastercard, sorgt bislang dafür, dass die Girocard-Besitzer auch im Ausland flüssig sind. Doch ab Juli zieht sich der US-Konzern zurück. Wer eine Maestro-Karte hat, kann sie ohne Einschränkungen bis zu ihrem Ablauf nutzen.
Das neue Plastikgeld gestaltet jede Bank selbst. Eines immerhin bleibt wie gehabt: Auch die Neuen sind Debitkarten. Zahlungen werden sofort vom Konto abgebucht. Als sogenanntes Co-Badge zur Girokarte und damit als Ersatz für das Maestro-System im Ausland, dominieren Mastercard und Visa.
Die Kasseler Sparkasse kombiniert die Sparkassencard mit der Debit Mastercard. Diese Variante sei „auf dem deutschen Markt bisher einzigartig und wird zukünftig von rund 60 Prozent der Sparkassen in Deutschland eingesetzt“, sagt Sprecherin Nicola Mütterthies. „Alle anderen Sparkassen setzen auf das Modell mit Visa.“ Nutzbar sei die neue Karte weltweit überall, wo Mastercard und Girocard akzeptiert werden, etwa an Bezahlterminals, an Geldautomaten, in Online-Shops und mit Smartphones.
Für Kunden der Volksbank Kassel Göttingen ändert sich hingegen nichts. Die Girocard des genossenschaftlichen Geldhauses ist mit „VPay“ des Zahlungsdienstleisters Visa gekoppelt und damit vom schleichenden Maestro-Abschied nicht betroffen. Die Raiffeisenbank Baunatal wiederum prüft nach eigenen Angaben derzeit, wie sie ihre Bankkarten künftig ausstattet. „Daher haben wir uns entschieden die Kartenausstattung im Jahr 2023 noch mit der Maestro-Funktion auszuliefern.“
Die Sparda-Bank Hessen gibt ab Oktober nur noch eine reine Debitkarte, eine „Bankcard only“, ohne Co-Badge aus. Sie funktioniert nur im Inland. Im Ausland müssen die Sparda-Kunden zur Kreditkarte greifen, die Bank bietet Mastercard Standard und Platinum an.
Die Commerzbank verweist auf ihr Angebot von Girocard, virtueller Debitkarte und Kreditkarten und hält noch eine Weile an Maestro fest: „Im laufenden Kartentausch werden Girocards erneut mit dem Maestro-Logo ausgegeben“, erklärt ein Sprecher. „Somit ist eine Laufzeit bis mindestens Dezember 2026 sichergestellt.“ Bei der Deutschen Bank heißt es knapp: „Hinsichtlich der Girocard ergeben sich für unsere Kundinnen und Kunden kurzfristig keine Änderungen.“
Die Santander Bank stattet ihre Neukunden seit Oktober 2022 mit der Visa-Debitkarte aus, Bestandskunden erhalten sie voraussichtlich bis April. Die Akzeptanz der Visa Debit sei schon fast auf einem ähnlichen Niveau wie die Girocard und im Ausland sogar höher als die Girocard-Maestro-Kombination.
Verbraucher sollten trotzdem die Logos ihres Plastikgeldes studieren. Denn mit dem Maestro-Rückzug werden die Karten neu gemischt. Möglich ist, dass sich eine Bank bei dieser Gelegenheit vom Girocard-System verabschiedet, das hierzulande im Handel weithin akzeptiert ist und stattdessen eine reine Debitkarte von Visa oder Mastercard ausgibt. Diese nimmt jedoch nicht jeder Händler an.
Und bei Zahlungen im Ausland, etwa bei Mietwagenanbietern, werden häufig Kreditkarten verlangt. Deutschlands Verbraucher dürften also in Zukunft eher mehr Plastikgeld im Portemonnaie haben als weniger. (Barbara Will)
In Kassel entsteht Deutschlands größte Sparkassenfiliale. Bis 2024 baut die Bank hier ihre neue Hauptstelle.