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Radfahren in Karlsaue: Bislang gibt es noch keine Lösung

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Von: Matthias Lohr

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Noch ist dies verboten: Auch eine Querung der Karlsaue etwa über die Brücke über den Küchengraben an der Kunsthochschule ist derzeit nicht erlaubt.
Noch ist dies verboten: Auch eine Querung der Karlsaue etwa über die Brücke über den Küchengraben an der Kunsthochschule ist derzeit nicht erlaubt. © Andreas Fischer

Radfahren in der Karlsaue ist seit Jahren ein Streitthema in Kassel. Eigentlich sollte es jetzt eine legale Querungsmöglichkeit geben. Doch noch gibt es keine Lösung.

Kassel – Vor acht Monaten war Martin Eberle zuversichtlich, dass das Radfahren in der Kasseler Karlsaue in diesem Jahr kein Problem mehr sein würde. Die Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK), deren Chef der Kunsthistoriker ist, hat das Radeln in der Aue verboten. Spaziergänger, die sich von Radfahrern belästigt fühlen, finden das gut. Andere fragen sich indes, ob das noch zeitgemäß ist. Darum brachte Eberle vorigen Sommer eine legale Querung der Karlsaue ins Spiel. Damals sagte er: „Ich habe ein sehr positives Gefühl, dass wir bis zum Frühjahr eine Lösung hinbekommen.“

Nun steht der documenta-Sommer vor der Tür, doch in der Karlsaue werden Radfahrer immer noch von Mitarbeitern der Sicherheitsfirma Protex angehalten. Im schlimmsten Fall drohen Bußgelder. Auch viele Mädchen und Jungen der Offenen Schule Waldau müssen morgens bislang illegal durch einen menschenleeren Park radeln, wenn sie nicht einen langen und gefährlichen Umweg über die Damaschkebrücke nehmen wollen.

Fragt man bei der MHK nach, wann sich diese Situation ändern könnte, wird man von der Sprecherin an die Stadt verwiesen. Dort heißt es: „Zwischen MHK und Stadt wurden diesbezüglich Varianten diskutiert und unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen erörtert. Ein abschließendes Ergebnis liegt noch nicht vor.“ Wann es ein Ergebnis geben könnte, konnte der Sprecher des Rathauses nicht sagen.

Im HNA-Interview im vorigen August hatte MHK-Direktor Eberle gesagt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir Radfahren in der ganzen Karlsaue erlauben werden. Das würde viele Beeinträchtigungen mit sich bringen. Eine Querung halte ich aber für möglich. Viel spricht für die Querung in der Mitte in Höhe der Kunsthochschule.“

Eine andere Querung entlang des Aueteichs wird Radlern derweil seit Jahren im Fahrrad-Stadtplan vorgeschlagen, den die Stadt verteilt. Allerdings war auch diese Variante stets illegal. Lediglich im documenta-Sommer 2012 war das Radfahren erlaubt. Probleme gab es damals keine.

Mittlerweile habe sich die Situation jedoch verschärft, heißt es bei der MHK. Fußgänger beschweren sich immer wieder über rasende Rad-Rowdies. Viele seien auf E-Bikes unterwegs. Auch Eberle fühlt sich belästigt von Radfahrern, wenn er die geraden Alleen in der Aue genießen will: „Die möchte ich von der Mitte des Weges aus erleben und nicht vom Rand, an den sich viele gedrängt fühlen, weil ständig jemand von hinten klingelt.“

Eine MHK-Sprecherin teilt mit, dass „der Radverkehr in unseren Parkanlagen während der Pandemie wie auch überall anders zugenommen hat“. Darum sind auch jetzt wieder Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes Protex in der Aue unterwegs. Firmenchef Ernesto Plantera sagt: „Zum größten Teil haben die Menschen Verständnis, wenn wir ihnen das Verbot erklären.“

Trotzdem wird weiter geradelt – und zwar „unter der Woche sehr rücksichtsvoll“, wie Anwohner Takis Keldenich festgestellt hat, dessen Kinder in der Karlsaue Radfahren gelernt haben. Konflikte gebe es kaum. Am Wochenende beobachtet Keldenich aber immer wieder sportlich fahrende Radler: „Die geben den Ausschlag, dass die MHK das so handhabt.“ (Matthias Lohr)

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