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Extreme Trockenheit: Wie steht es um die Kasseler Wasserversorgung?

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Von: Bastian Ludwig

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Wegen der Trockenheit in der Region soll Trinkwasser gespart werden. symbol
Kein Notstand, aber es drohen künftig Probleme: Noch liefern die Kasseler Brunnen und Quellen genug Trinkwasser © Oliver Berg/dpa

Seit Mai hat es viel zu wenig geregnet. Welche Auswirkungen das für die Trinkwasserversorgung hat, erfahren Sie hier.

Kassel - Seit Monaten ist es viel zu trocken. Nach Daten des städtischen Eigenbetriebes Kasselwasser lagen die monatlichen Regenmengen in Kassel von Mai bis August bei 30 bis 50 Prozent der langjährigen Mittelwerte. „Den letzten ergiebigen Regen hatten wir im April“, sagt Uwe Neuschäfer, Betriebsleiter von Kasselwasser. Umso erleichterter sei er, dass in Kassel – anders als in südhessischen Regionen – kein Trinkwassernotstand herrscht.

Dass Kassel trotz Dürre gut mit Wasser versorgt ist, liegt an der breit aufgestellten Versorgung. Diese stützt sich auf 17 Tiefbrunnen, 19 Quellen und die Gewinnung von Uferfiltrat der Fulda. Wobei die Tiefbrunnen mit 70 Prozent den Großteil der jährlich 12,9 Millionen Kubikmeter fördern. Weil die Brunnen und Quellen, mit denen Kasselwasser die Städte Kassel und Vellmar versorgt, sich nicht auf ein Gebiet konzentrieren, wirken sich einzelne sinkende Pegelstände nicht so stark aus. Das Wasser strömt aus dem Habichtswald, Bettenhausen, Simmershausen, Kaufunger Wald und Nieste ins Netz. „An einigen Stellen sinken die Pegelstände jahreszeitlich bedingt, anderswo haben wir eine ausreichende Neubildung“, sagt Neuschäfer.

Eine Rolle spielte auch, dass die Kasseler deutlich mehr Wasser sparten als im Jahrhundertsommer 2018. So gab es vor vier Jahren an mehr als 60 Tagen eine erhöhte Wasserentnahme von mehr als 40 000 Kubikmetern. Dieses Jahr war dies nur an zwei Tagen der Fall. „Unsere Appelle zeigen Wirkung. Dafür sind wir dankbar.“

Obwohl die Versorgungslage gut sei, suchten Geologen neue Quellen. Mit Blick in die Zukunft sei dies vernünftig. „Wir werden uns daran gewöhnen müssen, den Regen der Wintermonate länger zu speichern, um damit etwa Gärten zu bewässern“, so Neuschäfer. Zisternen und Regenwassertanks seien nur zwei Möglichkeiten.

Für die Kläranlage sind die geringen Regenmengen kein Problem – im Gegenteil. Es sei viel schwerer, aus großen Wassermengen eine verhältnismäßig kleine Schmutzmenge herauszuholen, als eine kleine Menge mit erhöhter Schmutzkonzentration zu reinigen. Auch gebe es nicht vermehrt Beschwerden infolge von Geruchsbelastungen aus den Kanälen. Dies zeige, dass die reguläre Kanalreinigung weiter funktioniere.

Für heute ist Regen angekündigt. Bis Jahresende wären noch 250 bis 300 Liter pro Quadratmeter nötig, um eine mittlere Niederschlagsmenge zu erreichen.

Noch sprudelt das Trinkwasser

Ein Blick auf die Bäume und in die Bäche lässt viele erschrecken. Der sehr trockene Sommer hat auch in Kassel seine Spuren hinterlassen. Auch wenn Kasselwasser derzeit keine Probleme für die Trinkwasserversorgung in Kassel und Vellmar sieht – die beide vom Eigenbetrieb beliefert werden – warnt Uwe Betriebsleiter vor zu großer Sorglosigkeit im Umgang mit dem wertvollen Nass.

Seit 1998 misst die Stadt Kassel an verschiedenen Stationen in Kassel die Niederschläge. „Wir haben also einen guten Blick auf die Entwicklung“, sagt Neuschäfer. Über die 23 Jahre seit Beginn der Messungen sind pro Jahr im Schnitt 592 Millimeter Regen gefallen – das entspricht 592 Litern pro Quadratmeter.

Von diesem Durchschnittsjahr sind die aktuellen Werte noch weit entfernt. Bis Ende August waren es erst 304 Liter pro Quadratmeter – wobei der meiste Regen im Januar und Februar fiel.

Noch liefern die Brunnen und Quellen genug Trinkwasser: Hier ein Blick in den Hochbehälter am Osterberg zwischen Harleshausen und Vellmar. Archiv
Noch liefern die Brunnen und Quellen genug Trinkwasser: Hier ein Blick in den Hochbehälter am Osterberg zwischen Harleshausen und Vellmar. Archiv © HNA

Nach einem sehr trockenen März war auch der April noch mal relativ nass. „Das heißt, in den verbleibenden vier Monaten muss noch einmal so viel Regen fallen wie seit Januar, um eine durchschnittliche Menge zu erreichen“, so Neuschäfer. Beim Blick auf die Pegelstände in den Tiefbrunnen ergibt sich kein einheitliches Bild. An einigen Standorten sei ein Absinken deutlich zu erkennen, an anderen Standorten hingegen nicht. Es gebe insofern noch kein klares Bild über die Auswirkungen der Trockenheit auf die Brunnen und Quellen in Kassel und im Umland, so Neuschäfer. Teilweise gebe es sogar eine gute Grundwasserbildung. „Wir sind zum Glück weit entfernt von Problemen, wie sie Frankfurt hat, wo Trinkwasser aus dem Vogelsberg in die Stadt transportiert werden muss“, sagt Neuschäfer.

Obwohl die extreme Trockenheit in diesem Jahr noch zu keinem Wassernotstand in der nordhessischen Metropole geführt hat, sieht Neuschäfer große Aufgaben auf Politik und Bevölkerung zukommen. Die Innenstadt müsse auf häufigere trockene Jahre mit Hitze vorbereitet werden. Mehr Gründächer und Versickerungsflächen seien nur zwei Stichpunkte. Hauseigentümer sollten über die Nachrüstung von Wassertanks zum Speichern von Regenwasser und Zisternen nachdenken. Auf diese Weise lässt sich auch bei den Niederschlagsgebühren sparen (Bastian Ludwig).

Der städtische Eigenbetrieb Kasselwasser rät Bürgern aktuell zum Wassersparen. Dazu folgende Tipps:

- Regentonnen und Zisternen nutzen. Wer solche Behälter mit mindestens 500 Litern Fassungsvermögen hat, die mit einem Überlauf am Kanal angeschlossen sind, kann bei Kasselwasser eine Gebührenermäßigung beantragen. Je 500 Liter Regenwasser werden 10 Quadratmeter Dachfläche erlassen – das entspricht einer Reduzierung von 8,20 Euro.

- Maximal zwei Mal pro Woche Pflanzen im Garten bewässern. Rasen nicht gießen.

- Auf das Befüllen von Pools verzichten.

- Kein Trinkwasser zum Waschen von Fahrzeugen und zur Außenreinigung von Gebäuden und Terrassen nutzen.

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