Granitstein fehlt: Baustopp auf Moritzstraße am Kasseler Uni-Campus

Seit Wochen liegt die Baustelle auf der Moritzstraße am Uni-Campus brach. Wir haben nachgefragt, woran es hakt - und erfahren, dass das Problem in China liegt.
Kassel – Absperrbaken und Schotterprovisiorien auf der Moritzstraße erwecken den Eindruck, dort würde gebaut. Wie berichtet, soll die Straße, die zwischen den beiden Teilen des Uni-Campus verläuft, aufwendig umgestaltet werden. Doch Arbeiter und Maschinen wurden dort seit Wochen nicht gesehen.
Wie die HNA auf Nachfrage erfuhr, ruhen die Mitte Juni begonnenen Bauarbeiten bis auf Weiteres. Außer einigen Vorarbeiten an Kanälen und Leitungen im Randbereich der Straße ist noch nicht viel passiert. Anfang September sollte planmäßig mit dem eigentlichen Straßenbau begonnen werden, wie ein Sprecher des Landesbetriebs Bau und Immobilien Hessen (LBIH) bestätigte. Der LBIH ist Bauherr des Vorhabens.
Grund für den Baustopp sind Probleme bei der Lieferung des Steins, der eingebaut werden soll. Dafür war Diorit aus China vorgesehen, ein granitähnliches Gestein, das bereits für die meisten im Zuge der Campuserweiterung neu angelegten Flächen verwendet wurde. Aus Gründen der Einheitlichkeit sollte dieser Stein auch auf der Moritzstraße verlegt werden.
Allerdings seien die Frachtkosten für den Diorit zuletzt sprunghaft angestiegen, wie Alexander Hoffmann-Glassneck vom LBIH auf Anfrage erklärte. Mit der beauftragten Baufirma, die auch für die Beschaffung des Materials zuständig ist, würden nun „verschiedene Optionen diskutiert, um zu einer Lösung zu gelangen“, so der Sprecher, ohne Details zu nennen. Wann eine Bestellung und Lieferung des benötigten Baumaterials erfolge, sei noch offen. Man rechne mit einer Verzögerung im Bauablauf von mehreren Monaten.
Auf die Frage, warum man Diorit aus dem weit entfernten China verwende, sagte der LBIH-Sprecher: „Der Stein hat zum Beginn der Arbeiten an der Campuserweiterung ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufgewiesen.“ Zwar wären als Alternative auch Granite aus Europa denkbar. Allerdings sei dann die „gestalterische Einheitlichkeit“ nicht im gewünschten Maß gewährleistet. Außerdem sei europäischer Granit grundsätzlich teurer als der Stein aus China.
Bis die Materialfrage nicht geklärt sei, könne auf der Baustelle nicht weiter gearbeitet werden, so der Sprecher. Im Klartext heißt das offenbar, dass vermutlich in diesem Jahr nichts mehr passiert auf der Moritzstraße.
Es sei zwar ärgerlich, dass man nun über Monate mit einer begonnenen Baustelle auf dem Campus leben müsse, sagte Karl Haase, Leiter der Bauabteilung der Uni. Die Problematik sei aber auf die infolge der Pandemie erschwerten Marktbedingungen zurückzuführen, die aktuell viele Branchen beträfen. Alle Partner seien sehr bemüht, schnellstmöglich eine Lösung zu finden.
Eigentlich war die Fertigstellung der Straße für September 2022 vorgesehen. Derzeit sieht es so aus, dass sich der Umbau bis ins Jahr 2023 hinzieht. Wie berichtet, soll der Straßenraum zwischen den beiden Campusteilen einen platzartigen Charakter bekommen. Nach dem Umbau wird die Moritzstraße als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen mit einem Tempolimit von 20 km/h. (Katja Rudolph)