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Ehemaliger Drogendealer: Dank Jesus hilft er nun Menschen auf der Straße

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Von: Matthias Lohr

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Fahrende Werbung für Gott: Diethard und Nora Kumpf betreiben den Jesus-Treffpunkt im Schillerviertel und haben auf ihren Autos „Danke Jesus“ stehen.
Fahrende Werbung für Gott: Diethard und Nora Kumpf betreiben den Jesus-Treffpunkt im Schillerviertel und haben auf ihren Autos „Danke Jesus“ stehen. © Matthias Lohr

Früher war Diethard Kumpf Drogenhändler, dann wurde er erfolgreicher Software-Unternehmer. Heute hilft er mit seinem Glauben Menschen auf der Straße. Seine Autos sorgen in Kassel für Aufsehen.

Kassel – Wenn Diethard Kumpf mit dem Auto unterwegs ist, bekommt er in der Regel drei Reaktionen. Die einen lächeln, andere strecken den Daumen nach oben und andere zeigen ihm den Vogel. Kumpf ist Geschäftsführer der Software-Firma Dimari und hat drei Firmenwagen mit der eindeutigen Botschaft „Danke Jesus“ beschriftet.

Die „fahrende Werbung für Gott“, wie der 63-Jährige seinen kleinen Fuhrpark aus VW und Mercedes nennt, fällt sofort ins Auge. Die allermeisten Menschen würden seine Aktion gut finden, sagt er: „95 Prozent der Rückmeldungen sind positiv.“

Kumpf ist ein positiver Mensch. Im Schillerviertel betreibt er mit seiner Frau Nora den Jesus-Treffpunkt. Schon 2015 begann das Paar, mit Junkies und anderen Menschen von der Straße ins Gespräch zu kommen und ihnen etwas zum Essen zu geben – vor allem am Lutherplatz, einem Treffpunkt der Szene.

Seit 2017 laden die beiden in ein ehemaliges Sportgeschäft im Grünen Weg. Sonntags ab 16.30 Uhr wird miteinander geredet und gesungen, dienstags gibt es ein Bibel-Seminar und freitags ein gemeinsames Essen. „Wir holen auch die Prostituierten vom Drogenstrich zu uns. In den meisten evangelischen Gemeinden ist für diese Menschen kein Platz“, sagt Kumpf, der sonst in der Freien Evangelischen Gemeinde aktiv ist und den einige Hobbypastor nennen.

Bis dahin war es ein langer Weg, denn Kumpf hat eine Drogenvergangenheit. Als Jugendlicher in Borken im Schwalm-Eder-Kreis verkaufte er alles – von Haschisch über LSD bis Heroin. Er dealte etwa in Discos wie der „Hazienda“ in Treysa und dem „Speak Easy“ in Nassenerfurth. „Ich wollte ausbrechen aus der Langeweile in Borken und habe auch selbst Drogen konsumiert“, sagt Kumpf.

Mit 23 flog er auf. Er kam in U-Haft und musste Arbeitsstunden ableisten. Das Erweckungserlebnis hatte er wenig später im Haus seines Onkels, wo er eine Bibel aufschlug. Er las zunächst das Matthäus-Evangelium und konnte das Buch nicht mehr weglegen: „Jesus hat mich sofort fasziniert. Ich wollte sein Jünger werden.“

Man könnte sagen: Mit seinem Treffpunkt ist Kumpf tatsächlich zu einem Jünger Jesu geworden. Er schenkt vor allem jenen Aufmerksamkeit, von denen der Rest der Gesellschaft nichts wissen will. „Es war schon immer mein Wunsch, Menschen die Möglichkeit zu geben, den Ausstieg aus der Szene zu schaffen“, sagt der zum zweiten Mal verheiratete Familienvater.

Nach seinem Ausstieg aus der Drogenszene holte Kumpf das Abitur nach, studierte in Kassel Elektrotechnik, arbeitete für den Mobilfunkanbieter E-Plus und gründete sein Start-up. In Kassel beschäftigt Dimari zwölf Mitarbeiter, dazu kommen weitere in Indien. Den Treffpunkt finanziert der Unternehmer vor allem aus eigener Tasche.

Auch seine Frau Nora fand erst spät zu Gott, nachdem sie den Bürgerkrieg in ihrer Heimat Liberia überlebt hatte. Für ihren Mann ist Westafrika ein Vorbild. Dort stünden an vielen Häusern Botschaften wie „God bless you“. In Deutschland, kritisiert Kumpf, „verbannt man das Christentum dagegen in den Keller“. Auch deswegen fährt er mit „Danke Jesus“-Autos durchs Land.

Auf dem Youtube-Kanal des Jesus-Treffpunkts gibt es einen Mitschnitt seiner Rede vom 15. Januar. Darin zitiert er Psalm 50, in dem es heißt, dass jeder sein Heil finde, der dem Herrn danke. Und er sagt: „Im Danken liegt das Geheimnis.“

Kumpf findet, dass in Deutschland eine Mentalität des Forderns und des Klagens herrsche: „Wir setzen bewusst die Dankbarkeit dagegen.“ Im besten Fall bedanken sich die Menschen dann auch bei ihm. Ein Mann, der auf der Straße lebte, fand durch Kumpf wieder zurück in ein geregeltes Leben. Heute spielt er in der Jesus-Treffpunkt-Band Schlagzeug. In einem Youtube-Video der Formation sieht man ihn mit montierten Engelsflügeln. (Matthias Lohr)

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