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„Kassel soll Heimat werden“: Neues Projekt in der Nordstadt für Menschen aus Osteuropa

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Von: Peter Dilling

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Beim Stöbern im Outlaw-Kleiderladen ins Gespräch kommen: Iskra Ivanova vom Schlachthof (vorn links) und Projektteilnehmerin Fikrie Ramizova schauen einen Karton mit Spenden durch. Anne Müller (hinten von links), Anastasia Cristoi und Marion Wundersamer (Outlaw, Fünfte von links) sowie Anne Nagel (Siebte von links) und Wolfgang Pramann (rechts hinten) vom Kulturzentrum betreuen das Projekt „BraVo“.
Beim Stöbern im Outlaw-Kleiderladen ins Gespräch kommen: Iskra Ivanova vom Schlachthof (vorn links) und Projektteilnehmerin Fikrie Ramizova schauen einen Karton mit Spenden durch. Anne Müller (hinten von links), Anastasia Cristoi und Marion Wundersamer (Outlaw, Fünfte von links) sowie Anne Nagel (Siebte von links) und Wolfgang Pramann (rechts hinten) vom Kulturzentrum betreuen das Projekt „BraVo“. © Peter Dilling

„Bravo“ (Beratung als Vorbereitung zur Integration) heißt ein neues Projekt in der Nordstadt, das sich vor allem an zugewanderte Menschen aus Rumänien und Bulgarien richtet.

Kassel – Ferid Aliev und Nazmiye Juseinova sind mit ihren vier Kindern vor zwei Jahren aus einer armen Gegend in Bulgarien nach Kassel gekommen. „Dort gab es keine Arbeit für mich“, sagt Aliev. Der 33-Jährige fährt Pizzen aus, wie er berichtet. Sein größter Wunsch: „Ein besseres Leben. Kassel soll unsere Heimat werden. Ich will einen besser bezahlten Job finden. Die Kinder sollen in der Schule erfolgreich sein“, sagt er.

Bis dahin ist es noch ein Weg. Erst jetzt hat das Ehepaar – nach Absagen von anderen Trägern – im Kulturzentrum Schlachthof einen Sprachkurs ergattert. Auch bei der Einschulung der Kinder hat der Schlachthof geholfen.

Die bulgarische Familie gehört zu denjenigen EU-Bürgern, die es nach ihrer Ankunft in Kassel besonders schwer haben, „anzukommen“, weil sie in armen Gegenden gelebt haben und dort wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe – wie beispielsweise der Roma – ausgegrenzt wurden. In der Nordstadt zählen dazu unter anderem viele Bulgaren und Rumänen.

Mit einem Rundum-Angebot will die - hier federführende - gemeinnützige Bildungsgesellschaft (gGmbH) Outlaw Kassel in Zusammenarbeit mit dem Schlachthof zugewanderten Neu-Kasselern aus der EU das Fußfassen erleichtern. Das vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundesarbeitsministerium geförderte Projekt namens BraVo (Beratung als Vorbereitung zur Integration) soll Bildungs- und Jobchancen erhöhen, beraten und zugleich diesen Neubürgern praktische Alltagshilfen anbieten.

Der Verein Outlaw hat dafür in seinen Räumen an der Holländischen Straße ein Kontaktcafé eingerichtet. Nebenan können sich die Zuwanderer gespendete Kleidung für jede Altersgruppe aussuchen, in der benachbarten Nähstube selbst ihre Kleidung anfertigen oder stricken.

Auch ihre Wäsche können die Zuwanderer, die oft in beengten Wohnverhältnissen leben, dort waschen. Außerdem gibt es handwerkliche Geräte, die Bedürftige kostenlos ausleihen können, um ihre vier Wände zu verschönern. „Unser Ziel ist, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten“, sagt Iskra Ivanova, Mitarbeiterin des Fachbereichs „Aktive Eltern“ des Kulturzentrums Schlachthof.

Im Café hätten die Neubürger die Möglichkeit, sich auszutauschen und in lockerer Atmosphäre ins Gespräch zu kommen, ergänzt Anne Müller von Outlaw. Dabei stehen Mitarbeiter von Outlaw und Schlachthof bereit, um beispielsweise Tipps zu geben, wo die Neubürger Hilfe zum Lebensunterhalt, Kindergeld oder berufliche Eingliederungsmaßnahmen beantragen können. Es sei auch geplant, Experten zu Vorträgen ins Café einzuladen.   (Peter Dilling)

Kleiderspenden: Tel. 05 61 /85 01 15 59 (montags bis freitags 10 bis 15 Uhr).

Beratung des Schlachthof-Fachbereichs „Aktive Eltern“, Holländische Str. 72, Tel. 05 61 / 2 20 71 25 09

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