Kassel. Auf dem ehemaligen Unterstadtbahnhof zwischen der Wolfhager Straße und der Mombachstraße soll sich in den nächsten Jahren vor allem Kleingewerbe ansiedeln.
Den Weg dafür hatten jetzt die Stadtverordneten mit ihrer Zustimmung zum Bebauungsplan frei gemacht. Mit dem Künstler Stephan Balkenhol, der dort sein Atelierhaus errichtet und den Moschee-Plänen einer türkischen Gemeinde hat die Entwicklung des etwa 15 Fußballfelder großen Geländes (11,4 Hektar) bereits begonnen.
Die Umwidmung der Flächen laufe bereits seit vielen Jahren, sagt Carl Flore vom Stadtplanungsamt. Nachdem die Bahn die Anlage nicht mehr benötigt habe, sei mit dem Rückbau der Gleise begonnen worden. Die ehemalige Bahntochter Aurelis vermarkte die Flächen. Auch der Baustoffhandel Dietrich sei im Eigentum von Grundstücken.
Nach dem Bebauungsplan für den Unterstadtbahnhof ist der größte Teil des Geländes als reines Gewerbegebiet ausgewiesen. Einzelhandel ist nicht zugelassen. Im östlichen Teil, in Richtung Holländische Straße, gibt es ein Mischgebiet. Dort ist unter anderem die türkische Gemeinde „Kasseler Stadt Moschee“ beheimatet. Sie will ihre bereits bestehende Moschee am Westring durch einen Neubau ersetzen. Der Vereinsvorsitzende Seyfettin Eryörük sagte auf HNA-Anfrage, dass es bereits Architektenentwürfe gebe. Auch bei der Stadt wurden diese bereits erörtert. Noch in diesem Jahr, so Eryörük, sollten die Planungen öffentlich vorgestellt werden.
Bereits im Bau befindet sich das Atelierhaus des Künstlers Stephan Balkenhol. Der aus Fritzlar stammende Bildhauer sorgte zuletzt im documenta-Jahr 2012 für Aufsehen, als er auf dem Turm der Sankt-Elisabeth-Kirche eine männliche Figur platzierte. Die documenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev hatte sich seinerzeit durch Balkenhols Figur „bedroht“ gefühlt.
Um das Gewerbegebiet zu erschließen, wird eine Straße aus Richtung Wolfhager Straße auf das Gelände gebaut. Mit einem Rad- und Fußweg wird auch erstmals eine direkte Verbindung zwischen dem Schillerviertel und der Mombachstraße entstehen.
Die vor allem von Studenten genutzte Veranstaltungsstätte „Das Haus“ in der Mombachstraße 47 bleibt von den Plänen für das Gewerbegebiet unberührt. Nach Auskunft des Stadtteilplaners Frank Kresse steht es unter Denkmalschutz. Geschützt werden müssen auch die Wildbienen, die auf dem Bahngelände heimisch sind. Für sie wurde ein Schutzstreifen eingerichtet, der nicht bebaut werden darf.
Von Bastian Ludwig