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Bäume ohne Erlaubnis gefällt: Rodung an der Dönche in Kassel sorgt für Ärger

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Von: Bastian Ludwig

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Eine illegale Rodung auf dem Grundstück des ehemaligen Restaurants „Zur Sonnenblume“ sorgt für Unmut in Kassel-Nordshausen.

Nordshausen - Rita und Holger Böhnecke aus Kassel-Nordshausen spüren Fassungslosigkeit und Ärger, wenn sie auf das Grundstück des ehemaligen Gasthauses „Zur Sonnenblume“ am Rand der Dönche blicken. „Dazu fällt mir nur eins ein: Ach herrje“, sagt Rita Böhnecke. Sie meint damit die Rodung des bis vor Kurzem dicht bewachsenen Gartengrundstücks an der Straße „Auf der Dönche“. 30 bis 40 Bäume wurden dort in den vergangenen Wochen gefällt.

Für deren Fällung hätte der Eigentümer nach Auskunft der Stadt eine naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung gebraucht. Die hatte er aber nicht. Eigentümer und Immobilienentwickler Philipp Heitmann verteidigt sein Vorgehen.

„Vernichtung eines Biotops“: Ehepaar aus Kassel wütet nach Rodung - Restaurant „Zur Sonnenblume“ bereits seit Jahren geschlossen

Holger Böhnecke erinnert sich noch gut an die Zeit, als er mit seiner Frau vor ungefähr 15 Jahren selbst noch häufiger Gast war im Biergarten des seit Jahren geschlossenen griechischen Restaurants „Zur Sonnenblume“. „Man saß schön unter den Bäumen.“ Von mehreren Dutzend Bäumen – einige mit 40 Zentimeter Stammdurchmesser – sind eine Handvoll übrig. Deshalb moniert auch der Verein Zentrum für Biologische Vielfalt die „Vernichtung eines Biotops“.

Sind verärgert über die Rodung: Das Ehepaar Rita und Holger Böhnecke aus Nordshausen sehen den Kahlschlag am ehemaligen Restaurant „Zur Sonnenblume“ an der Dönche kritisch.
Sind verärgert über die Rodung: Das Ehepaar Rita und Holger Böhnecke aus Nordshausen sehen den Kahlschlag am ehemaligen Restaurant „Zur Sonnenblume“ an der Dönche kritisch. © Bastian Ludwig

„Das ist ein Spekulationsobjekt“, glaubt Böhnecke. Vor einiger Zeit wurde das fast 10.000 Quadratmeter große Grundstück bei einer Zwangsversteigerung angeboten. Später kursierte es für eine Million Euro bei Ebay Kleinanzeigen. Weil das Grundstück Teil eines von der Stadt geplanten Neubaugebiets am Dönche-Rand ist, wurde es für Investoren interessant. „Ein gerodetes Grundstück lässt sich besser verkaufen. Hier wollte wohl jemand Fakten schaffen“, sagt Böhnecke.

Rodung in Kassel ohne Genehmigung - Stadt leitet Verfahren gegen Investor ein

Bisher ist der Bebauungsplan aber noch nicht rechtskräftig. Darauf verweist auch die Stadt. Daher liege das Grundstück nach wie vor im planungsrechtlichen Außenbereich nach Paragraf 35 Baugesetzbuch. Wer im Außenbereich Bäume fällen wolle, benötige eine naturschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung nach Bundesnaturschutzgesetz. Dabei ist es unerheblich, dass die Rodungen vor der Nist- und Brutzeit am 1. März erfolgte. Eine Genehmigung habe nicht vorgelegen, so der Stadtsprecher. Daher laufe nun ein Verfahren gegen den Eigentümer.

War bis vor wenigen Wochen stark bewachsen: Das Grundstück auf Google Earth. Illustration: Google Earth
War bis vor wenigen Wochen stark bewachsen: Das Grundstück auf Google Earth. Illustration: Google Earth © Illustration: Google Earth

„Die gesamte Entwicklung ist traurig“, findet Rita Böhnecke. Der Niedergang der Gastronomie mit dem lauschigen Biergarten sei ein Verlust für den Stadtteil.

„Unrat beseitigt“: Investor verteidigt Rodung - Keine Baupläne für gekauftes Areal in Kassel

Der Immobilienentwickler Heitmann teilt gegenüber der HNA mit, dass er das Grundstück privat gekauft habe. Für eine Sanierung der Gebäude habe er Platz schaffen wollen. „Wir haben Unrat beseitigt, aber keine gesunden Bäume gefällt“, sagt Heitmann. Die größeren Bäume seien krank gewesen. Um das eingeleitete Verfahren der Stadt mache er sich keine Sorge. Darum kümmerten sich nun seine Anwälte.

Nach Auskunft der Stadt hat der Eigentümer derzeit keine eigenen Baupläne. Es liege weder eine Bauvoranfrage noch ein Bauantrag vor, heißt es von der Stadt. (Bastian Ludwig)

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