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OB-Wahl in Kassel: CDU will zunächst Stichwahl abwarten

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Von: Thomas Siemon

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Stellte sich den Fragen: Eva Kühne-Hörmann kam mit 16,75 Prozent der Stimmen nur auf Platz drei. Im Hintergrund rechts ist der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael von Rüden zu sehen.
Stellte sich den Fragen: Eva Kühne-Hörmann kam mit 16,75 Prozent der Stimmen nur auf Platz drei. Im Hintergrund rechts ist der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael von Rüden zu sehen. © Andreas Fischer

Das Ergebnis für die CDU-Kandidatin war ernüchternd. 16,75 Prozent der Stimmen holte Eva Kühne-Hörmann, die in ihrer Heimatstadt wahrlich keine Unbekannte ist.

Kassel – Wie oft hat die CDU schon nach einem Zugpferd für die Oberbürgermeister-Wahl gesucht? Wie oft traten chancenlose Kandidaten an? Auch die langjährige Landtagsabgeordnete und Ministerin schaffte es nicht, an den bislang einzigen Erfolg durch Georg Lewandowski vor mehr als 30 Jahren anzuknüpfen.

„Ich hatte mir mehr erhofft“, räumt der ebenfalls sehr erfahrene Fraktionsvorsitzende Michael von Rüden ein. Zusammen mit anderen CDU-Kommunalpolitikern erlebte er die Stellungnahme des amtierenden Oberbürgermeisters Christian Geselle. Als der verkündete, er werde zu Stichwahl nicht mehr antreten, flackerte bei einigen aus der CDU die Hoffnung auf, Eva Kühne-Hörmann könnte für Geselle aufrücken. Und dann womöglich aus dessen Lager Wähler für sich gewinnen. Nachrücker sieht das Wahlrecht allerdings nicht vor.

Und wie geht es jetzt mit der CDU weiter? Die hat ja laut Vertrag in der Jamaika-Koalition mit Grünen und FDP immerhin das Vorschlagsrecht für zwei neue Magistratsmitglieder. Wer soll die beiden SPD-Dezernenten Ilona Friedrich und Dirk Stochla ablösen? Das ist angeblich noch völlig offen. Man habe bisher nur über Inhalte und nicht über Namen gesprochen, sagt Eva Kühne-Hörmann.

Über alles, was jetzt komme, müssten die Parteigremien entscheiden. Ist es wirklich denkbar, dass es in der CDU bislang keine Gespräche zu den vakanten Posten gab? Auch Michael von Rüden hält sich da bedeckt. Auf Nachfrage sagt er lediglich, dass der langjährige Fraktionsgeschäftsführer Dominique Kalb keine Option als Dezernent gewesen sei.

Es gebe sicherlich geeignete Kandidaten in den Reihen der CDU. Namen werde er aber nicht nennen. Zudem sei es durchaus möglich, Posten auch mit Kandidaten von außerhalb zu besetzen. Ein Beispiel sei der ehemalige Kulturdezernent Thomas-Erik Junge, der aus Wiesbaden kam. Junge hat sich vor 14 Jahren aus Kassel verabschiedet.

Wie geht es also weiter? Zunächst einmal müsse man abwarten, wie die Stichwahl am 26. März ausgehe, sagt Eva Kühne-Hörmann. Da tritt zwar nach dem Rückzug von Christian Geselle nur noch Sven Schoeller (Grüne) an. Aber auch der müsse erst einmal mit mehr als 50 Prozent der Ja-Stimmen gewählt werden.

Unterdessen gibt es bereits interne Kritik aus der Jungen Union (JU). Das enttäuschende Ergebnis von Eva Kühne-Hörmann müsse innerhalb der CDU Konsequenzen haben, sagt der JU-Vorsitzende Maximilian Schäfer. Um für die Wähler wieder eine Alternative zu bieten, sei es nötig, personelle und thematische Entwicklungen zuzulassen. Die Junge Union setzt sich für eine „ergebnisoffene Aufarbeitung“ der Wahl ein.

Gewohnt deutlich äußert sich dazu Jürgen Gehb. Der ehemalige Parteivorsitzende, Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete spricht sich für personelle Veränderungen aus. Trotz der internen Querelen in der SPD habe Eva Kühne-Hörmann ein denkbar schwaches Ergebnis erzielt. Selbst frühere „Alibi-Kandidaten“ der CDU hätten besser abgeschnitten. Für einen Neuanfang an der Spitze der Partei sei es jetzt nötig, den Weg freizumachen, meint Gehb.

Der Verwaltungsrechtler ärgert sich zudem über den Rückzug von Christian Geselle. Das sei ein Affront nicht nur den eigenen Wählern gegenüber. Das Verhalten bezeichnet er als larmoyant und feige.

Als aktiver Politiker habe auch er Anfeindungen aushalten müssen und Polizeischutz bekommen. Wer da zurückweiche, ermutige die Aggressoren nur. Aus seiner Sicht habe Geselle den Rückzug gewählt, um einer Niederlage zu entgehen. Das sei „Selbstmord aus Angst vor dem Tod“.

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