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OB-Wahl in Kassel: So präsentieren sich die Kandidaten auf Social Media

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Von: Lara Thiele, Matthias Lohr, Marie Klement

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Die Kasseler OB-Kandidaten bei Instagram: Sven Schoeller (Grüne), Eva Kühne-Hörmann (CDU), Violetta Bock (Linke), Isabel Carqueville (SPD), Stefan Käufler (Die Partei) und Amtsinhaber Christian Geselle (unabhängig).
Die Kasseler OB-Kandidaten bei Instagram: Sven Schoeller (Grüne), Eva Kühne-Hörmann (CDU), Violetta Bock (Linke), Isabel Carqueville (SPD), Stefan Käufler (Die Partei) und Amtsinhaber Christian Geselle (unabhängig). © Instagram-Screenshots

Vor allem Jüngere informieren sich in Sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram über den OB-Wahlkampf in Kassel. Was bieten die Kandidaten dort?

Kassel – Dieser Oberbürgermeisterwahlkampf ist der erste, bei dem Social Media eine größere Rolle spielt. Auftritte bei Facebook und Instagram sind für die Bewerber ähnlich wichtig geworden wie ein Wahlkampfstand in der Innenstadt. Wir haben uns die Profile der sechs Kandidaten angeschaut.

Sven Schoeller

Inhalte: Am häufigsten finden sich Ankündigungen von Wahlkampfterminen und Bilder von diesen. Über die auf den Terminen besprochenen Inhalte erfährt man allerdings wenig. Eine herausstechende Idee ist der „AdSVENskalender“: Jeden Tag im Dezember ist Schoeller auf ein Thema eingegangen, das er umsetzen will. Das ist gelungen.

Formate: Bild-Posts überwiegen. Auf denen gibt sich Schoeller volksnah. Videos, die ihn in Aktion zeigen, gibt es nur wenig. Mit gelegentlichen Selfies schafft er es, mehr Nähe zu erzeugen als durch seine grafischen Beiträge. In Story-Highlights bündelt er Themen zur Wahl.

Optik: Es gibt ein Layout für Ankündigungs- und Wahlaufruf-Posts. Bei aktuellen Terminen findet sich das allerdings nicht wieder.

Auffälligkeit: In seiner Profilbeschreibung bei Instagram verweist Schoeller auf die Infoseite der Stadt Kassel zur Briefwahl, nicht auf seine eigene Website, auf der man mehr über ihn erfahren oder Kontaktinformationen bekommen könnte.

Wir stellen Sven Schoeller im Video vor (auch auf Instagram):

Eva Kühne-Hörmann

Inhalte: Was die CDU-Kandidatin verändern will, geht aus ihrem Account nicht wirklich hervor. Ohnehin gibt es nur wenige aktuelle Posts (drei bisher im Februar). Im Kandidaten-Vergleich passiert bei ihr in den Sozialen Netzwerken am wenigsten.

Formate: Kühne-Hörmann postet bei Facebook vor allem Link-Beiträge, verweist also auf Websites mit mehr Infos. Ein Video in ihren Accounts verrät einige Details über sie als Privatperson – inklusive Kinderbildern. In einem Story-Highlight bei Instagram finden Nutzer Posts zur Wahl.

Optik: Es gibt kein einheitliches Layout der Posts. Viele zeigen ihr Bild vom Wahlkampfplakat in verschiedenen Varianten. Bilder vom Wahlkampf gibt es kaum.

Auffälligkeit: Kühne-Hörmann teilt bei Instagram im Beitragstext Links, die nicht klickbar sind. Bei Facebook bekommt man zunächst ihr privates Profil angezeigt, wo es ebenfalls einige Wahlkampf-Posts gibt. Ein Hinweis dort oder eine Verlinkung zu ihrer Facebook-Seite wären sinnvoll.

Wir stellen Eva Kühne-Hörmann im Video vor (auch auf Instagram):

Violetta Bock

Inhalte: Man erfährt bei vielen Posts mehr zu dem Thema, das abgebildet ist. Zu finden ist nicht nur der OB-Wahlkampf, sondern auch Themen aus ihrer Arbeit als Stadtverordnete.

Formate: Stories sind eher selten, auch Videos nutzt sie kaum. Schade eigentlich, denn in einem der wenigen Videobeiträge spricht sie mit Betroffenen eines Themas und veranschaulicht dieses dadurch gut.

Optik: Eine einheitliche Optik gibt es nicht. Themen werden genauso häufig abgebildet wie sie selbst.

Auffälligkeit: Bei Facebook gibt Bock in ihrem Profil deutlich sichtbar die Möglichkeit, sie direkt zu verschiedenen Themen zu kontaktieren und Fragen zu stellen.

Wir stellen Violetta Bock im Video vor (auch auf Instagram):

Isabel Carqueville

Inhalte: Erst seit Oktober 2022 wird ihr Instagram-Account mit Inhalten zur OB-Kandidatur gefüllt, alle älteren Beiträge drehen sich vor allem ums Stricken und Spinnen. In ihren Posts bezieht sie Stellung zu aktuellen Themen und erklärt, was sie ändern will.

Formate: Carqueville hat im Januar mit der SPD mit dem Format „100 Tage 100 Stimmen“ begonnen, aber nur vier Grafiken von Menschen geteilt, die sie wählen wollen. Alle weiteren Beiträge dazu hat die SPD auf ihrem Account geteilt, man findet sie in Carquevilles Story-Highlights. Sie postet immer wieder Selfies, was Nähe erzeugt.

Optik: Auch sie hat keine feste Optik, was daran liegt, dass die Posts oft von Terminen stammen. Die meisten Fotos sind sehr professionell.

Auffälligkeit: Bei Facebook ist sie als Personen-Account unterwegs, nicht als Politikerseite. Sie hat also keine Follower, sondern Freunde.

Wir stellen Isabel Carqueville im Video vor (auch auf Instagram):

Stefan Käufler

Auffälligkeit: Anders als alle anderen Bewerber hat Käufler keine eigenen Social-Media-Accounts, die für den Wahlkampf verwendet werden. Daher haben wir uns nicht näher mit ihm befasst.

Wir stellen Stefan Käufler im Video vor (auch auf Instagram):

Christian Geselle

Inhalte: Was Christian Geselle ändern will und wo seine Themen-Schwerpunkte liegen, wird in seinen Accounts nicht klar. Er zeigt Bilder von Wahlkampfterminen und kündigt diese an, ähnlich wie seine Mitstreiter. Hinzu kommen noch Statements, etwa zu Zeitungsberichten.

Formate: Kein anderer Kandidat kann auf Instagram mit so vielen Story-Highlights dienen wie Geselle – zu jedem Stadtteilspaziergang hat er eins erstellt. Sein erfolgreichstes Video ist übrigens nicht ein kürzlich erstelltes zum Wahlkampf, sondern das des Weihnachtsmannes, der über Kassel fliegt: Es hat 13.700 Nutzer erreicht.

Optik: Ein einheitliches Layout gibt es nicht. Grafiken sind teilweise nicht extra für Social Media erstellt worden, sodass die Schrift auf dem Smartphone nicht optimal lesbar ist.

Auffälligkeit: Geselle hat von allen Kandidaten die meisten Follower. In seinen Profilbeschreibungen wird nicht erwähnt, dass er OB ist.

Wir stellen Christian Geselle im Video vor (auch auf Instagram):

Das Gesamtfazit

Ankündigungen und Bilder von Wahlkampfterminen überwiegen bei allen Kandidaten, Inhalte stehen dahinter zurück. Als Follower würde man gern mehr über Schwerpunktthemen und die Ziele der Kandidaten erfahren. Auch bei den Formaten dürfen die Bewerber gern mutiger sein.

Einige schalten auch Werbung bei Facebook und Instagram – diese wird allerdings nur der ausgewählten Zielgruppe angezeigt, sodass der Inhalt nicht für jeden zugänglich ist.

„Deutlicher Trend weg von Facebook“: Die meisten Kandidaten haben eigene Social-Media-Teams hinter sich

Wir haben uns nicht nur die Social-Media-Auftritte der Kandidaten selbst angeschaut, sondern die Bewerber auch gefragt, wie sie die Plattformen bestücken. Allen ist bewusst, wie wichtig Instagram und Co. sind, um die Wähler zu erreichen.

Die Plattformen: Alle Kandidaten geben an, dass ihnen die beiden größten Plattformen Facebook und Instagram gleich wichtig sind. Eva Kühne-Hörmann (CDU) sagt: „Instagram und Facebook haben im Prinzip denselben Stellenwert, da ich darüber alle Altersgruppen erreichen kann. Die jüngeren Altersgruppen sind häufiger auf Instagram anzutreffen, die älteren bei Facebook.“

Vor sechs Jahren spielte Instagram im Wahlkampf noch kaum eine Rolle. Heute sind selbst Stadtverordnete im Rentenalter auf der einstigen Foto-Plattform unterwegs.

So verwundert es nicht, dass Isabel Carqueville (SPD) bei den Nutzerzahlen „einen deutlichen Trend weg von Facebook“ bemerkt hat. Die Sozialdemokratin ahnt zudem, welche Social-Media-Trends wichtig werden: „Ich glaube, TikTok wird in zukünftigen Wahlkämpfen eine größere Rolle spielen.“ Bislang nutzt kein Kandidat die chinesische Plattform.

Auch auf Twitter wird in Kassel kein Wahlkampf gemacht. Die einzige Bewerberin, die eine andere Plattform als Facebook und Instagram nutzt, ist Violetta Bock. Die Linken-Stadtverordnete teilt ihre Inhalte auch bei Telegram.

Die Teams: Das Gute bei Social Media ist, dass jeder zum Sender werden kann. Anders als früher braucht niemand mehr eine TV-Anstalt oder einen Verlag, um seine Meinung in die Welt zu bringen. Das heißt jedoch nicht, dass alle Kandidaten rund um die Uhr am Smartphone hängen. Die meisten haben mehr oder weniger große Teams hinter sich, die sich um die Auftritte dort kümmern.

Beim Grünen-Kandidaten Sven Schoeller sind es sieben ehrenamtliche Parteimitglieder: „Ich sende Fotos und Texte in mein Team. Dort wird das Rohmaterial zu Posts oder Stories verarbeitet.“

Die Größe der Social-Media-Teams variiert: Bei Carqueville sind es zehn Menschen, bei Bock zwölf, bei Geselle vier. Der Amtsinhaber versichert: „Es wird kein einziger Post veröffentlicht, den ich nicht gesehen und freigegeben habe.“

Nur Kühne-Hörmann macht fast alles selbst. Die Christdemokratin wird „teilweise durch eine Person ehrenamtlich unterstützt“. Das könnte erklären, warum sie vergleichsweise wenig Inhalte teilt.

Und auch wenn Social Media immer wichtiger wird, ist die Linke Bock überzeugt: „Das persönliche Gespräch ist trotz allem nicht zu ersetzen.“ Dort geht es in der Regel auch zivilisierter zu als im Nachrichteneingang bei Facebook und Instagram.

Carqueville weist darauf hin, dass sich „ein fleißiger Genosse um die Moderation der Kommentare“ kümmere und ihren Posteingang reinige, denn: „Als Frau erhält man ohnehin viele fragwürdige Anfragen. Meine Kandidatur hat das bei mir leider vervielfacht.“

Alle Kandidaten versichern, dass man direkt mit ihnen kommunizieren könne. Auch Mails würden persönlich beantwortet.

Kassel Memes: Wie sehr sich die Kandidaten auf Social Media Mühe geben, sieht man auch bei „Kassel Memes“, einem Instagram-Account, der vor allem mit lustigen Fotos sowie Videos aus der Stadt bestückt wird und stattliche 34.000 vor allem jüngere Follower hat. Alle Kandidaten schickten kurze Videos an die Account-Betreiber, um die Zielgruppe anzusprechen.

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