Die Plattformen: Alle Kandidaten geben an, dass ihnen die beiden größten Plattformen Facebook und Instagram gleich wichtig sind. Eva Kühne-Hörmann (CDU) sagt: „Instagram und Facebook haben im Prinzip denselben Stellenwert, da ich darüber alle Altersgruppen erreichen kann. Die jüngeren Altersgruppen sind häufiger auf Instagram anzutreffen, die älteren bei Facebook.“
Vor sechs Jahren spielte Instagram im Wahlkampf noch kaum eine Rolle. Heute sind selbst Stadtverordnete im Rentenalter auf der einstigen Foto-Plattform unterwegs.
So verwundert es nicht, dass Isabel Carqueville (SPD) bei den Nutzerzahlen „einen deutlichen Trend weg von Facebook“ bemerkt hat. Die Sozialdemokratin ahnt zudem, welche Social-Media-Trends wichtig werden: „Ich glaube, TikTok wird in zukünftigen Wahlkämpfen eine größere Rolle spielen.“ Bislang nutzt kein Kandidat die chinesische Plattform.
Auch auf Twitter wird in Kassel kein Wahlkampf gemacht. Die einzige Bewerberin, die eine andere Plattform als Facebook und Instagram nutzt, ist Violetta Bock. Die Linken-Stadtverordnete teilt ihre Inhalte auch bei Telegram.
Die Teams: Das Gute bei Social Media ist, dass jeder zum Sender werden kann. Anders als früher braucht niemand mehr eine TV-Anstalt oder einen Verlag, um seine Meinung in die Welt zu bringen. Das heißt jedoch nicht, dass alle Kandidaten rund um die Uhr am Smartphone hängen. Die meisten haben mehr oder weniger große Teams hinter sich, die sich um die Auftritte dort kümmern.
Beim Grünen-Kandidaten Sven Schoeller sind es sieben ehrenamtliche Parteimitglieder: „Ich sende Fotos und Texte in mein Team. Dort wird das Rohmaterial zu Posts oder Stories verarbeitet.“
Die Größe der Social-Media-Teams variiert: Bei Carqueville sind es zehn Menschen, bei Bock zwölf, bei Geselle vier. Der Amtsinhaber versichert: „Es wird kein einziger Post veröffentlicht, den ich nicht gesehen und freigegeben habe.“
Nur Kühne-Hörmann macht fast alles selbst. Die Christdemokratin wird „teilweise durch eine Person ehrenamtlich unterstützt“. Das könnte erklären, warum sie vergleichsweise wenig Inhalte teilt.
Und auch wenn Social Media immer wichtiger wird, ist die Linke Bock überzeugt: „Das persönliche Gespräch ist trotz allem nicht zu ersetzen.“ Dort geht es in der Regel auch zivilisierter zu als im Nachrichteneingang bei Facebook und Instagram.
Carqueville weist darauf hin, dass sich „ein fleißiger Genosse um die Moderation der Kommentare“ kümmere und ihren Posteingang reinige, denn: „Als Frau erhält man ohnehin viele fragwürdige Anfragen. Meine Kandidatur hat das bei mir leider vervielfacht.“
Alle Kandidaten versichern, dass man direkt mit ihnen kommunizieren könne. Auch Mails würden persönlich beantwortet.
Kassel Memes: Wie sehr sich die Kandidaten auf Social Media Mühe geben, sieht man auch bei „Kassel Memes“, einem Instagram-Account, der vor allem mit lustigen Fotos sowie Videos aus der Stadt bestückt wird und stattliche 34.000 vor allem jüngere Follower hat. Alle Kandidaten schickten kurze Videos an die Account-Betreiber, um die Zielgruppe anzusprechen.