Kassel / Baunatal. Seit der Neujahrsnacht 2003 sind drei Menschen gestorben, weil sie auf den Bahnschienen zwischen Kassel-Oberzwehren und Baunatal unterwegs waren und dabei von Straßenbahnen erfasst wurden.
Zuletzt starb am Montagabend ein 48-jähriger Mann aus Kassel, der zwischen der Stadtgrenze Kassel und der Straßenbahn-VW-Werk-Schleife auf den Schienen lief.
Dass sich in diesem Bereich Menschen in Lebensgefahr begeben, indem sie auf den Gleisen spazieren, scheint kein Einzelfall zu sein.
Frauen mit Kleinkindern
Andreas Roth aus Baunatal, der täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit nach Kassel und zurück fährt, berichtet, dass er immer wieder Fußgänger auf den Schienen in diesem Bereich beobachtet. Erst kürzlich habe er zwei junge Frauen angesprochen, die mit zwei Kleinkindern auf den Gleisen unterwegs gewesen seien. Nachdem er die Frauen auf ihr gefährliches Verhalten aufmerksam gemacht habe, hätten diese nur geantwortet, dass sie schließlich den Fahrplan im Kopf hätten und wüssten, wann eine Bahn kommt.
Andreas Roth fragt sich, ob es mit Blick auf die tödlichen Unfälle nicht sinnvoll wäre, einen Fuß-Radweg parallel zur Bahnstrecke zu bauen, der den Mattenberg und Baunatal komplett miteinander verbindet. Während bis zur Kasseler Stadtgrenze solch ein Weg neben der Bahnstrecke vorhanden ist, hört dieser ab der Haltestelle „Mattenberg-Siedlung“ auf. Von dort müssen Fußgänger die Straßenseite wechseln und einen Weg wählen, der zum Teil hinter Büschen liegt und irgendwann in Nähe des VW-Werks endet (siehe auch Grafik). Einige Fußgänger scheinen diesen Weg offenbar als zu umständlich zu empfinden.
Lesen Sie auch:
- Mann wurde in Oberzwehren von Straßenbahn erfasst und getötet
- Nach tödlichem Tram-Unfall: Polizei sucht jetzt nach Zeugen
Nach Angaben von Polizeisprecher Torsten Werner komme es hin und wieder vor, dass Polizeibeamte Menschen auf den Gleisen in diesem Bereich erwischten. Das sei aber nicht regelmäßig der Fall. Nach dem tödlichen Unfall am Montag hat er sich mit Kollegen von der Verkehrsdirektion die Stelle angeschaut. Da sich auf dieser Höhe ein Fußweg befindet, handele es sich um keine besondere Gefahrenstelle, sondern um einen individuellen Unfall.
Aber da es sich um einen tödlichen Unfall gehandelt hat, wird sich die Polizei demnächst mit der Stadt Baunatal und der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) zusammensetzen, um zu schauen, ob er vermeidbar gewesen wäre, zum Beispiel durch weitere Verkehrsschilder.
Nach dem dritten tödlichen Unfall sehe man schon Handlungsbedarf zu prüfen, ob es eine Notwendigkeit gibt, den Fußwegverlauf in irgendeiner Form zu ändern, sagt Thomas Briefs, Sprecher der Stadt Baunatal.
Ingo Pijanka, Sprecher der KVG, appelliert indes an den gesunden Menschenverstand, keine Gleise zu betreten.
Von Ulrike Pflüger-Scherb
Tödlicher Bahnunfall in Oberzwehren



