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„Es hat einen wahnsinnigen Schlag gegeben“: Unbekannte werfen erneut Einkaufswagen aus Hochhaus

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Von: Kathrin Meyer

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Froh, dass nicht mehr passiert ist: Rosmarie Ludloff vor dem Haus. Auf dem Vordach im Hintergrund liegt der demolierte Einkaufswagen, der von Unbekannten aus den oberen Stockwerken geworfen wurde.
Froh, dass nicht mehr passiert ist: Rosmarie Ludloff vor dem Haus. Auf dem Vordach im Hintergrund liegt der demolierte Einkaufswagen, der von Unbekannten aus den oberen Stockwerken geworfen wurde. © Andreas Fischer

In Oberzwehren fliegt erneut ein Einkaufswagen vom Balkon eines Hochhauses. „Kiesel, die auf dem Vordach liegen, sind gegen unser Fenster geflogen“, schildert eine Anwohnerin.

Oberzwehren – Fast 50 Jahre wohnt Rosmarie Ludloff jetzt schon mit ihrem Mann in der Wohnung in der Heinrich-Plett-Straße 67 in Kassel, aber so etwas hat sie noch nicht erlebt. „Man kann froh sein, dass noch nicht mehr passiert ist. Es hätte Tote geben können“, sagt die 69-Jährige. Am Ostersonntag (1.04.2022) hatten erneut Jugendliche einen Einkaufswagen von einem Balkon aus den obersten Stockwerken des 16-stöckigen Hochhauses in Oberzwehren geworfen. Es hat bereits zwei weitere Fälle in der Brückenhof-Siedlung gegeben: Am 1. März flog ein Einkaufswagen direkt vor den Eingang des Hochhauses an der Brückenhofstraße 76, am 19. März landete ein weiterer auf dem Vordach unmittelbar vor dem Küchenfenster von Rosmarie Ludloff.

Die Bewohnerin hatte die drei Jugendlichen noch im Treppenhaus angetroffen, nachdem am Sonntag gegen 19.30 Uhr erneut ein Einkaufswagen auf das Vordach des Hauses aufgeprallt war. „Es hat einen wahnsinnigen Schlag gegeben und die Kiesel, die auf dem Vordach liegen, sind gegen unser Fenster geflogen“, schildert die Anwohnerin das Ereignis. Daraufhin sei sie ins Treppenhaus gegangen, weil sie dort auch Personen gehört habe. Die Unbekannten hätten sich dann erst wieder nach oben verzogen. Gemeinsam mit anderen Hausbewohnern hat Ludloff versucht, die drei Ausgänge des Hauses zu versperren und die Polizei alarmiert. Die Jugendlichen hätten es aber doch nach draußen geschafft. Die unmittelbare Fahndung der Polizei blieb erfolglos.

Kassel: Unbekannte werfen Einkaufswagen aus Wohnhaus – Kamerabilder sollen Täter überführen

Man ermittele gegen unbekannt, so Polizeisprecher Matthias Mänz. In den kommenden Tagen sollen möglicherweise auch Bilder der Überwachungskameras aus dem Gebäude mit 96 Mietparteien gesichtet werden. Die sind unter anderem im Eingangsbereich und in den Aufzügen angebraucht.

Durch den Aufprall verformt: der Einkaufswagen auf dem gekiesten Vordach des Hochhauses direkt vor dem Fenster von Rosmarie Ludloff.
Durch den Aufprall verformt: der Einkaufswagen auf dem gekiesten Vordach des Hochhauses direkt vor dem Fenster von Rosmarie Ludloff. © privat

Regelmäßig werden Einkaufswagen in den Fluren des Hochhauses abgestellt, berichtet Rosmarie Ludloff. Sie wundere sich, dass die Hausverwaltung da noch nicht tätig geworden sei. Um so einen gut 15 Kilo schweren Wagen aus Stahldraht und Metall über die Brüstung der Zwischenbalkone zu heben, sei aus ihrer Sicht schon einiges an Kraft notwendig. Das schafft man nicht mal eben alleine. Sie glaubt nicht, dass die Täter im Haus selbst wohnen. Dann hätten sie nach der Aktion Schutz in der Wohnung gesucht und wären nicht geflüchtet, vermutet sie. Früher sei der Brückenhof eine noble Wohngegend gewesen, aber die Situation habe sich in den vergangenen Jahren etwas verändert. Dass immer mal was von den Balkonen geworfen werde, sei keine Seltenheit, so der Eindruck der Anwohnerin. Mal ein Ball, mal eine Flasche oder andere Gegenstände, berichtet Ludloff.

Anders als bei den vorherigen Fällen lägen im aktuellen Fall aber verwertbare Kameraaufnahmen und Zeugenaussagen vor, sodass man zuversichtlich sei, dass die Polizei die Täter vom Ostersonntag ermitteln könne, heißt auf Anfrage von der Wohnungsgesellschaft GWH, der das Hochhaus gehört.

Kassel: Offenen Balkone Teil des Brandschutzkonzepts

Das Problem aus Sicht der GWH: Die offenen Balkone im Gebäude dienen im Notfall als Fluchtweg und sind Teil des Brandschutzkonzeptes des Hochhauses, weshalb man den Zugang nicht ohne Weiteres abriegeln könne. Aufgrund der Vorkommnisse werde man jetzt jedoch Möglichkeiten prüfen, wie solche gefährlichen Vorfälle künftig verhindert werden könnten, so eine Sprecherin. „Vandalismus ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat.“ Glücklicherweise sei bisher niemand verletzt worden.

Laut GWH-Hausordnung ist es untersagt, die Flure, die als Fluchtwege dienen, im Haus mit Gegenständen jeglicher Art zu versperren – dies gelte selbstverständlich auch für Einkaufswagen. Darüber hinaus seien diese aber Eigentum der Einzelhändler und dürften eigentlich nicht vom jeweiligen Marktgelände entfernt werden. Trotzdem komme es offenbar vor, dass solche Einkaufswagen im Wohngebäude stehen. Auch hier prüfe man derzeit, wie man das unterbinden könne. (Kathrin Meyer)

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