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Ausbaupläne in Kassel: Mattenberg wird an Fernwärme-Netz angeschlossen

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Von: Andreas Hermann

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Im Vordergrund die Wohngebäude an der Mattenbergstraße in Kassel, vorne rechts die Flächen des Kleingartenvereins.
Soll ab der Heizperiode 2023/2024 mit Fernwärme versorgt werden: Die Mattenberg-Siedlung im Kasseler Stadtteil Oberzwehren. Unser Foto zeigt im Vordergrund die Wohngebäude an der Mattenbergstraße, vorne rechts die Flächen des Kleingartenvereins. © Andreas Fischer/Skypic

Baustart für den Anschluss der Mattenberg-Siedlung soll bereits im Jahr 2023 sein. Anschlüsse weiterer Stadtbereiche sind aber vorerst nicht möglich.

Kassel – Die Mattenberg-Siedlung im Stadtteil Oberzwehren wird an das Kasseler Fernwärmenetz angeschlossen. Das kündigen Stadt und Städtische Werke Energie + Wärme GmbH (EWG) an. Der EWG-Aufsichtsrat habe die Freigabe von 9,6 Millionen Euro zum Bau einer rund sechs Kilometer langen Versorgungsleitung, der rund 80 Hausanschlüsse für etwa 250 Gebäude und der Lieferung der benötigten Übergabestationen beschlossen, teilte das Unternehmen mit.

Der Baubeginn ist für das Jahr 2023 geplant. Die Fernwärmeversorgung von rund 1100 Haushaltskunden und städtischen Liegenschaften könne in der Heizperiode 2023/2024 beginnen. Aktuell laufen die Planungen, im nächsten Schritt werden die Genehmigungsbehörden eingebunden und die Baumaßnahmen beantragt, berichtete Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD). „Vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs und der Klimakrise ist das ein wichtiger und richtiger Schritt zur klimaschonenden innerstädtischen Wärmeversorgung.“ Geselle weiter: „Wir handeln jetzt, um unabhängiger von fossilen Energieträgern zu werden und um schädliche Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren.“ Deshalb solle der Ausbau der Fernwärmeversorgung in Kassel weiter vorangetrieben werden.

„Fernwärme zählt zu den saubersten Arten der Wärmeversorgung“, betonte Michael Maxelon, Vorstandsvorsitzender der Städtischen Werke. In Kassel stamme sie hauptsächlich aus Anlagen, die in Kraft-Wärme-Kopplung arbeiteten. Maxelon: „Das steigert den Brennstoffausnutzungsgrad auf über 80 Prozent, weil wir Strom und Wärme in einem Prozess produzieren. Konventionelle Kraftwerke liegen bei nur rund 50 Prozent.“

Nach Einschätzung von Olaf Hornfeck, Vorstand der Städtischen Werke, rechne sich der Fernwärmeausbau auch wirtschaftlich: „Seitens der Stadt Kassel, der GWG, der Wohnstadt und privater Abnehmer liegen bereits konkrete Bestellungen und Absichtserklärungen vor.“ Man gehe aktuell von einer Anschlussleistung von knapp acht Megawatt und einem Jahresverbrauch von über 12 000 Megawattstunden aus. „So können wir bei einem Invest von fast zehn Millionen Euro mit einer Amortisation innerhalb von etwa 13 Jahren rechnen“, meinte Hornfeck.

Während Bewohner am Mattenberg in absehbarer Zeit mit Fernwärme versorgt werden, müssen andere Kasseler, die sich dies wünschen, Geduld haben. So auch die Bewohner der documenta urbana im Stadtteil Süsterfeld-Helleböhn. Dort hatte kürzlich der Ortsbeirat gefordert, die Wohnhäuser der Siedlung an das Fernwärmenetz der Stadt anzuschließen.

„Ein Anschluss in der kommenden Heizsaison ist aufgrund der aktuell hohen Nachfrage nach Fernwärme nicht möglich. Weder Material noch Baufirmen sind im notwendigen Umfang vorhanden, um alle Anfragen zeitnah und nach Auftragseingang abarbeiten zu können“, lautet dazu die Antwort der Städtischen Werke auf HNA-Anfrage. Technisch wäre ein Anschluss der documenta-urbana-Siedlung zwar möglich. Unter den aktuellen Bedingungen und der derzeitigen „Anfragenwelle“ sei dieser aber wirtschaftlich nicht darstellbar, betonte Unternehmenssprecher Ingo Pijanka. Für nur etwa 160 Ein- und Zweifamilienhäuser mit vergleichsweise geringem Verbrauch und einem unterstellten Anschlussgrad von 70 Prozent wären Investitionen von knapp fünf Millionen Euro notwendig. Diese Mittel hätten an anderer Stelle höhere positive Auswirkungen auf Energieeinsparungen und das Klima.

Ausschließen will Pijanka den Anschluss jedoch nicht. Sollten sich Rahmenbedingungen ändern und etwa neue Fördermöglichkeiten ergeben, könne eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu einem anderen Ergebnis führen. Als öffentliches Unternehmen könne man derzeit aber nur Projekte umsetzen, die kein negatives Ergebnis erzielten und so den Ausbau wirtschaftlicherer Projekte gefährdeten, so Pijanka.

Mit Umstellung des Fernwärmekraftwerks Dennhäuser Straße von der Verbrennung von Kohle auf die von Klärschlamm und Altholz (ab 2025) wird das Biomasse-Heizkraftwerk im Industriepark Mittelfeld nicht mehr benötigt und daher zum 1. August geschlossen. Die rund 30 Mitarbeiter wechseln in das Fernwärme- und das Müllheizkraftwerk, sagte Gudrun Stieglitz, technische Geschäftsführerin der EWG. Die bisher im Werk Mittelfeld erzeugten Fernwärme- und Strommengen würden an den anderen Standorten miterzeugt.

Laut Stieglitz ging bereits vor zwei Jahren im Fernwärmekraftwerk die Klärschlammbandtrocknung in Betrieb. Zurzeit werde eine Turbine zur flexiblen Strom- und Fernwärmeauskopplung installiert. Der Umbau des Kessels und der Bau einer neuen Rauchgasreinigung folgen, um das bisher im Werk Mittelfeld eingesetzte Altholz zu verwerten. (Andreas Hermann)

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