Neues Tempo 30 in Kassel soll kommen – „katastrophal schwer zu überqueren“
Der Ortsbeirat des Kasseler Stadtteils Wehlheiden fordert eine weitere Fußgängerampel sowie Tempo 30 auf der gesamten Kohlenstraße in Wehlheiden.
Kassel – Ende März eröffnete der neue Lidl-Markt an der Kohlenstraße im Kasseler Stadtteil Wehlheiden. Viele Menschen suchen seitdem den neuen Discounter auf. Mit dem Auto, aber auch zu Fuß. Für Fußgänger sei es seitdem „katastrophal schwer, die Straße zu überqueren“, sagte Ortsvorsteherin Anna Wienhausen (Grüne) bei der jüngsten Sitzung des Stadtteilgremiums. Es sei daher dringend erforderlich, einen sicheren Überweg an dieser Stelle zu schaffen.
Was ist ein sicherer Überweg? Ein Zebrastreifen oder eine Fußgängerampel, die auf Knopfdruck reagiert? Nach einigen Diskussionen einigten sich die Mitglieder des Ortsbeirats auf eine Fußgängerampel, die in Höhe der Pettenkoferstraße errichtet werden soll. Dort befindet sich auch die Bushaltestelle.
Darüber hinaus wünschen sich die Mitglieder des Ortsbeirats auch, dass auf der Kohlenstraße künftig Tempo 30 gelten soll, vom Wehlheider Kreuz bis zur Ortsgrenze nach Bad Wilhelmshöhe. Diesem Antrag stimmten alle anwesenden Mitglieder zu. Nur Roman Krollpfeiffer (FDP) enthielt sich seiner Stimme.

Lidl-Neueröffnung in Kassel-Wehlheiden: „Lidl muss ein Interesse daran haben, dass seine Kunden überleben“
Norbert Sprafke (SPD) erinnerte daran, dass der Ortsbeirat bereits beim Bau des alten Lidl-Markts an der Kohlenstraße einen Überweg gefordert hatte. 2010 wurde schließlich ein Provisorium in Form einer Verkehrsinsel auf die Kohlenstraße in Höhe der Pettenkoferstraße geklebt. Sprafke, damals selbst noch Ortsvorsteher, bezeichnete es vor 13 Jahren als bedauerlich, dass sich Lidl an den Kosten für die Verkehrsinsel nicht beteiligt hatte. Und dass es damals keine Ampellösung gegeben hat. „Wir konnten uns nicht durchsetzen.“ Sprafke hofft, dass das bei der aktuellen Diskussion anders läuft. „Lidl muss ein Interesse daran haben, dass seine Kunden überleben.“
Unterstützung für die Ampellösung kommt auch von dem CDU-Stadtverordneten Christoph Frank aus Wehlheiden. Seiner Ansicht nach ist die Insel für Fußgänger „lebensgefährlich“. Oft höre er hier „quietschende Reifen“. Viele Autofahrer seien hier auf der Kohlenstraße auch mit Tempo 70 unterwegs, so Frank. Um den Verkehr zu entschleunigen und sicherer zu machen, sei Tempo 30 angebracht.
Diesen Vorschlag hat die Ortsvorsteherin gern aufgegriffen, zumal ja vor dem Kindergarten auf der Kohlenstraße ohnehin Tempo 30 gilt. Letztlich einigten sich die Mitglieder darauf, den Magistrat aufzufordern, auf der gesamten Straße in Wehlheiden Tempo 30 anzuordnen. Ob das so kommen wird, steht derweil noch in den Sternen. „Die Voraussetzungen, um an der Kohlenstraße beidseitig auf der gesamten Länge durchgehend Tempo 30 anzuordnen, werden derzeit nicht erfüllt“, sagt ein Sprecher der Stadt.
Lidl-Neueröffnung in Kassel-Wehlheiden: Keine Unfälle mit Fußgängern auf der Kohlenstraße
Und wie sieht es mit einer weiteren Fußgängerampel in Höhe Pettenkoferstraße aus? „Lichtsignalanlagen erfordern genau wie andere Verkehrszeichen eine verkehrsrechtliche Anordnung durch die Straßenverkehrsbehörde“, so der Stadtsprecher. Bisher werde der Bedarf an der genannten Stelle nicht gesehen. Wenn der Ortsbeirat eine Bitte zur Prüfung beschlossen habe, werde aber eine Prüfung vorgenommen.
Ortsvorsteherin Wienhausen merkte an, dass ein Ausweichen auf die in der Nähe liegenden Fußgängerampeln an der Kohlenstraße vor allem für ältere und behinderte Menschen unvorteilhaft sei.
Ob der Verkehr auf dem Lidl-Parkplatz nach der Neueröffnung zugenommen hat, diese Frage hat Lidl gestern nicht beantwortet. Fest steht indes: Seit der Eröffnung des neuen Marktes hat es laut Polizeisprecher Matthias Mänz keine Unfälle mit Fußgängern auf der Kohlenstraße gegeben. Anfang Januar 2023 sei ein Fußgänger, der in Höhe der Esso-Tankstelle über die grüne Fußgängerampel gegangen ist, von einem Auto angefahren worden. Davon abgesehen habe es in den vergangenen drei Jahren auf der gesamten Straße keine Unfälle mit Fußgängern gegeben.
Auf der Kohlenstraße gebe es aktuell auch keine Unfallhäufungsstelle. Die Einstufung als Unfallhäufungsstelle erfolge dann, wenn sich innerhalb eines Jahres auf einem Streckenabschnitt von 300 Metern Länge oder an einem Knotenpunkt mindestens fünf Unfälle gleichen Typs beziehungsweise mindestens drei Unfälle mit schwerem Personenschaden innerhalb von drei Jahren ereignet haben, so der Polizeisprecher. (use)