Kassel. Wer in diesen Tagen Anrufe von angeblichen Service-Mitarbeitern von Software-Firmen wie Microsoft erhält, sollte wachsam sein.
Die Polizei warnt vor einer Masche, mit der Betrüger derzeit in Kassel und Umgebung versuchen, sich Geld zu erschleichen. In zwei Fällen seien die Kriminellen kürzlich erfolgreich gewesen.
Bei Telefonaten mit Geschädigten in Lohfelden und Niestetal hätten die Unbekannten zusammen etwa 1000 Euro erbeutet, berichtete Polizeisprecher Torsten Werner. Ein weiterer Versuch sei erfolglos geblieben, weil ein Mann in Kassel nicht darauf hereingefallen sei.
Zuletzt seien in den allermeisten Fällen Firmen von der so genannten Service-Masche betroffen gewesen, sagte Werner. Mittlerweile würden sich die angeblichen Service-Techniker vermehrt aber auch bei Privatpersonen melden.
In den beiden aktuellen Fällen, in denen die Betrüger ihr Ziel erreichten, hätten sie ihre Opfer per Telefon davon überzeugt, Geld für den Kauf und die Installation von angeblicher Sicherheitssoftware zu überweisen. Die Täter hätten die Gespräche sehr geschickt und in englischer Sprache geführt. Zuvor sei den Opfern vorgegaukelt worden, dass der Grund für die Anrufe angebliche Sicherheitsprobleme auf ihrem Computer gewesen seien. Im Vertrauen darauf, dass ihnen geholfen werde, hätten sich die Geschädigten schließlich auf die betrügerische Service-Masche eingelassen.
In einem Fall soll dies über die Internet-Suchmaschine Google gelungen sein. In dem anderen Fall sei eine entsprechende Software installiert worden, sagte Polizeisprecher Werner. Arglistig sei den Opfer vorgetäuscht worden, dass ein zweistelliger Euro-Betrag überwiesen wurde. Tatsächlich seien aber jeweils etwa 500 Euro von den Konten der Geschädigten geflossen.
Täter könnten überall sein
Hinweise auf die möglichen Täter gebe es noch nicht. Zudem sei völlig unklar, von wo aus die Kriminellen ihr Geschäft betreiben, sagte Werner. Theoretisch sei jeder Ort auf der Welt mit einer Internetverbindung denkbar.
Hintergrund
So läuft die Service-Masche
Mit Hilfe des Angerufenen verschaffen sich Betrüger während der Telefonate Zugang zu dem jeweiligen Computer. Nach den Erfahrungen der Ermittler im Zentralkommissariat 50 im Polizeipräsidium Nordhessen rufen die Täter dabei oft unter manipulierten Telefonnummern an. Dann geben sie vor, ihren „Kunden“ bei der Lösung verschiedener PC- und Softwareprobleme behilflich sein zu wollen. Sie versuchen die Opfer zu überreden, Programme wie beispielsweise „Teamviewer“ oder „Ammyy“ aus dem Internet herunterzuladen und zu installieren. Diese Software ermöglicht es den Tätern aus der Ferne auf den jeweiligen PC zuzugreifen. Ist die Software installiert, erscheint beim Opfer auf dessen Monitor eine Maske mit Verbindungsdaten, die dem Anrufer mitgeteilt werden sollen. „Passiert das, nimmt das Unheil seinen Lauf“, sagt Polizeisprecher Torsten Werner. Denn dann könne der Täter den gekaperten PC von jedem Ort der Welt fernsteuern. Mit dem Programm seien Täter auch in der Lage, Aktivitäten wie zum Beispiel Überweisungen über Online-Banking an dem Computer des Opfers für diesen verborgen vorzunehmen.
Das sollten Geschädigte tun
Computer sofort vom Netz nehmen
Die Polizei rät zu größter Vorsicht: „Microsoft ruft nicht an!“, sagte Sprecher Torsten Werner. Sollte man einem Täter dennoch Zugang zu seinem Rechner verschafft haben, sollte der Computer sofort heruntergefahren oder vom Netz genommen werden. Da der Täter alles Erdenkliche auf den Rechner aufgespielt haben könnte, sollte man sich sicherheitshalber mit einer Fachfirma in Verbindung setzen und den Rechner erforderlichenfalls wieder reinigen lassen.
Weitere Hilfe finden Betroffene im Polizeiladen, Wolfsschlucht 5, 34117 Kassel, Tel. 0561/17171 sowie unter www.polizei-beratung.de
Von Claas Michaelis