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Kasseler Wohnungsbaugesellschaft GWG will mit Hybridheizungen weg vom Gas

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Von: Andreas Hermann

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GWG-Siedlung an der Mommenröder Straße im Stadtteil Philippinenhof.
Auch sie soll mit einer Hybridheizung ausgestattet werden: Die GWG-Siedlung an der Mommenröder Straße im Stadtteil Philippinenhof. Unser Foto zeigt die Gebäude mit den Hausnummern 19 und 21. © GWG Kassel/Jörg Lantelme

Die GWG will in 145 Wohnobjekten in Kassel Luft-Wasser-Wärmepumpen installieren. Mietern sollen dadurch keine Nachteile entstehen.

Kassel – Wegen des enormen Preisanstiegs und die durch den Krieg in der Ukraine überdeutlich gewordene Abhängigkeit von russischem Öl und Gas will die Stadt Kassel den Umbau der Energieversorgung vorantreiben. Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) kündigt dazu mittel- und langfristige Projekte an, die mit Hilfe der städtischen Unternehmen umgesetzt werden sollen.

Aktuelles Beispiel dafür ist ein millionenschweres Investitionsvorhaben der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG). Die 100-prozentige Tochter der Stadt verfügt laut Geselle über rund 9500 Wohnungen in Kassel, von denen etwa 4700 an das Fernwärmenetz angeschlossen sind. Um vom Gas wegzukommen, sollen weitere Wohnungen mit Fernwärme versorgt werden. Für rund 2300 GWG-Wohnungen sei dies aber baulich beziehungsweise technisch nicht möglich, berichtete Geselle. Deshalb sei für sie eine andere Lösung vorgesehen: eine sogenannte Hybridheizung.

Die Hybridheizung ist ein System aus Luft-Wasser-Wärmepumpen, die in insgesamt 145 Wohnobjekten der GWG installiert werden und die bestehenden Gas-Kesselanlagen ergänzen sollen (siehe Bericht rechts). Das System werde dann durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach vervollständigt. Der Hybrid funktioniere auch bei komplettem Erdgasausfall, erklärte Geselle. „Nach und nach sollen die erneuerbaren Energien den bestehenden Energieträger Gas dann ersetzen.“ Für die GWG-Mieter würden dadurch keine finanziellen Nachteile entstehen.

Nach Geselles Angaben muss die GWG für dieses Vorhaben eine „achtstellige Investition“ tätigen. Um diese zu schultern, muss die GWG einen Kredit aufnehmen, für den die Stadt Kassel zu bürgen hat. In der Sitzung am Montag hat die Stadtverordnetenversammlung der Übernahme einer Bürgschaft in Höhe von 4,5 Millionen Euro für die GWG zugestimmt. Nach Angaben der Stadt entspricht dies 80 Prozent der Darlehenssumme (6,2 Millionen Euro) und stellt das gesetzliche Maximum dar, das die Stadt bei einer Bürgschaft für ihre Unternehmenstochter übernehmen darf. Zudem sei eine 20-prozentige Eigenkapitalaufstockung der GWG vorgesehen. Die Stadt steuere dazu rund zwei Millionen Euro bei, so Geselle.

Der Beschluss über die Bürgschaft ist gefasst. Der Startschuss für die Umrüstung der GWG-Wohnungen kann aber erst fallen, wenn die Stadtverordneten auch dem nun vorliegenden Nachtragshaushalt 2022 zugestimmt haben. Laut Zeitplan soll dieser am 6. Juli im Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft und Grundsatzfragen beraten und am 18. Juli in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden.

Die geplanten Hybridheizungen in den GWG-Wohngebäuden sieht Oberbürgermeister Geselle genauso wie das von ihm initiierte Einwohner-Energie-Geld für die Kasseler als Teil einer „Gesamtstrategie zur Energieversorgungssicherheit“. Weitere Maßnahmen der städischen Unternehmen sind demnach bereits in Vorbereitung. So werde die Städtische Werke AG ihr Produktportfolio verstärkt in Richtung Photovoltaik-Anlagen, E-Mobilität und Wärmepumpen entwickeln, kündigte Geselle an. Forciert werde der Ausbau des Fernwärmenetzes im Stadtgebiet.

Mit Investitionen von rund 20 Millionen Euro soll zudem im Kasseler Müllheizkraftwerk eine neue Linie eingerichtet werden, um künftig (noch) mehr Abfall verbrennen und mehr Fernwärme produzieren zu können. Dazu müsse mehr Müll aus anderen Regionen zur Verbrennung nach Kassel geholt werden. Ziel all dieser Maßnahmen, so Geselle: „Die Energieversorgung für die Menschen in Kassel soll sicher und bezahlbar sein“.

(Andreas Hermann)

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