Breiter Gehweg an der Ysenburgstraße in Kassel

Zur Ysenburgstraße hat Ortsvorsteherin Annli Lattrich eine besondere Beziehung. Die Grafik-Designerin hat neun Jahre an der Ysenburgstraße im Stadtteil Wesertor gelebt. Die Straße ist damals auch Teil ihrer Examensarbeit geworden. Jetzt wurde der Gehweg an der Ysenburgstraße saniert.
Kassel – 1978 war Annli Lattrich in ein Haus an der Ysenburgstraße gezogen. Ihre Nachbarin war damals knapp 80 Jahre alt und und hatte schon ihre Kindheit dort verbracht. Die alte Dame konnte sich noch an die Zeit erinnern, als Pferdekutschen über die Straße holperten, berichtete Annli Lattrich während der offiziellen Freigabe des sanierten Gehwegs an der viel befahrenen Ysenburgstraße.
Die Worte, die die Redner sprachen, waren bei Grünphasen der Ampeln schwer zu verstehen. Denn statt Pferdekutschen bretterten Autos und Lastwagen über die Straße. Deshalb sollten mit der Gehweg-Sanierung insbesondere die schwächsten Verkehrsteilnehmer geschützt werden, die Kinder und Jugendlichen. Denn von vielen führt der Weg zum Hort der Unterneustädter Grundschule oder der Carl-Schomburg-Schule entlang der Ysenburgstraße.
Die Stadt hatte die Schüler im Vorfeld in die Planungen mit eingebunden. Ein Ergebnis: drei bunte Y, die nun am Gehweg liegen. Auch dass sie rot, gelb und orange sind, geht auf die Kinder zurück: „Die Kinder haben sich Farbe gewünscht“, berichtet Sabine Baier, Stadtteilplanerin Wesertor.
Ein weiterer Wunsch war ein Spielplatz am Josephsplatz. Aber die Planer entschieden sich dagegen, weil der Platz zu dicht an der viel befahrenen Ysenburgstraße liegt.
Dafür gibt es nun 16 neue Fahrradständer mit 32 Stellplätzen – auch ein Wunsch der Kinder und Jugendlichen. Neue Fahrradständer gibt’s unter anderem an der Emil-Junghenn-Halle. „Denn die Kinder hatten berichtet, dass sie ihre Räder lieber mit in die Halle nehmen als einfach an der Straße abzustellen“, berichtet Volker Mohr, Amtsleiter der Stadt.
Die Bauarbeiten hatten zwei Monate gedauert und damit zwei Wochen länger als geplant. Denn die großen Y aus Betonelementen und die Betonplatten mit Fußabdrücken hatten Lieferschwierigkeiten. Letztere sollen die Aufmerksamkeit der Kinder im Straßenverkehr erhöhen, sagt Amtsleiter Mohr. Stellenweise wurde der Gehweg auf bis zu dreieinhalb Meter verbreitert. Das soll die Aufenthaltsqualität der Passanten verbessern. Am Josephsplatz gibt es außerdem zwei halbrunde Bänke um die große Weide. Im Frühjahr 2023 sollen weitere Bäume gepflanzt werden, kündigt Mohr an.
Mit den drei großen Y-Sitzflächen auf dem Gehweg sei „eine kleine Vision“ Wirklichkeit geworden, sagt Ortsvorsteherin Annli Lattrich. Während ihrer Examensarbeit habe sie sich mit der Lebensqualität im Stadtteil beschäftigt. Sie hatte vor der Ysenburgstraße 35, wo damals ein türkischer Kulturverein war, Mobiliar auf dem Bürgersteig montiert. Für ihre Arbeit machte sie ein Foto von einem kleinen Jungen, der dort verweilte. „Und genau dort ist heute ein gelbes Y zum kurzweiligen Verweilen.“ (Claudia Feser)