Polizei sucht diesen Mann: Mehr als 30 Fälle des Sexualstraftäters registriert

Kassel. Mehr als 30 Fälle von sexueller Nötigung junger Mädchen gehen vermutlich auf das Konto eines Mannes, nach dem die Polizei inzwischen auch mit einem Phantombild fahndet.
Der Täter, der in Kassel und im Raum Fulda sein Unwesen treibt, hatte zuletzt am Freitagnachmittag eine 14-Jährige vor einem Hauseingang an der Landgraf-Karl-Straße in Bad Wilhelmshöhe gegen ihren Willen berührt.
In diesem wie in den meisten anderen Fällen gibt sich der Mann gegenüber seinen Opfern als Polizist aus. Bei einer angeblichen Durchsuchung auf Drogen fasst er die jungen Frauen dann unsittlich an. Bisher konnte er immer entkommen. So auch am Freitag, nachdem sich die 14-Jährige heftig zur Wehr gesetzt hatte und in den Hausflur geflüchtet war.
Ähnliche Fälle in Fulda
Allein in Kassel sind seit Frühjahr 2011 insgesamt elf Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren von dem Mann belästigt worden, sagt Polizeisprecherin Sabine Knöll. In einigen Fällen hatte sich der Täter auch als Bademeister oder Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ausgegeben und gesagt, er müsse die Opfer auf mögliche Viren und Krankheitserreger untersuchen. Mehr als 20 Taten nach ähnlichem Muster hätten sich laut Polizei bereits in Fulda und dem Fuldaer
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Vorort Petersberg abgespielt.
Die beiden Phantombilder, die in Kassel und Fulda mithilfe der betroffenen Frauen angefertigt wurden, ähneln sich so sehr, dass die Ermittler davon ausgehen, dass es sich um denselben Täter handelt. Möglicherweise sei der Mann ein Pendler zwischen Kassel und Fulda, vielleicht benutze er dazu auch öffentliche Verkehrsmittel.
Am Freitag war er seinem 14-jährigen Opfer ab dem Bahnhof Wilhelmshöhe gefolgt. Das Mädchen war zuvor in einem Cantus-Zug von Guxhagen nach Kassel gefahren. In der Bahn war ihr der Mann noch nicht aufgefallen. Erst in der Einkaufsgalerie am Bahnhof war dem Mädchen aufgefallen, dass sich der Mann hinter ihr befand und ihr dann Richtung Landgraf-Karl-Straße folgte. Seit Mitte Januar wird öffentlich nach dem Täter gefahndet. Zuvor hatte der falsche Polizist Anfang Dezember eine junge Frau an der Herkulesstraße bei einer angeblichen Drogenkontrolle begrapscht. Bisher seien mehr als ein Dutzend Hinweise eingegangen, sagt Polizeisprecherin Knöll. „Eine heiße Spur ist aber noch nicht dabei.“
Täterbeschreibung: 20 bis 25 Jahre alt, 1,75 Meter groß, kurze braune Haare, Dreitagebart, Muttermale oder Pickel im Gesicht, am Freitag bekleidet mit grau-schwarzer, zu großer Trainingsjacke.
Chronologie der Fälle
Elf Taten in Kassel
Seine Opfer sind jedes Mal junge Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren, deren Körper er berühren will. Schon elf Taten des Sexualstraftäters sind in Kassel angezeigt worden.
Wir dokumentieren, wann und wo sie sich ereignet haben. Dabei gab der Mann sich meist als Polizist aus, die anderen Fälle sind in unserer Liste gekennzeichnet.
• 15. März 2011, Tatzeit 14.10 Uhr, Tatort am Fürstengarten hinter der Murhardschen Bibliothek auf dem Weinberg.
• 30. Mai 2011, 17.30 Uhr, am Falkenweg in Harleshausen an einem Spielplatz-Zugang.
• 27. Juni 2011, 16.30 Uhr, Feldweg am Rammelsberg Richtung Prinzenquelle. Hier gab der Mann vor, er müsse bei dem Mädchen eine EHEC-Kontrolle vornehmen. Damals verunsicherte eine EHEC-Epidemie die Menschen.
• 7. Dezember 2011, 17.45 Uhr, Am Heimbach in Wehlheiden.
• 20. Januar 2012, 17.50 Uhr, Kunoldstraße in Bad Wilhelmshöhe.
• 24. Februar 2012, 17.50 Uhr, Obere Königsstraße. In dem Modegeschäft Wicky fasst der Mann im Vorbeigehen den Po eines Mädchens an. Die Täterbeschreibung deckt sich mit den anderen Fällen.
• 23. Mai 2012, 16 Uhr, Baunsbergstraße, vor dem Freibad Wilhelmshöhe. Der Mann gibt sich als Schwimmbadangestellter aus, der eine Kontrolle auf Viren und Krankheitserreger nach dem Baden vornehmen müsse.
• 29. Mai 2012, 13.55 Uhr, Aschrottpark, Tannenkuppenstraße.
• 20. November 2012, 17.15 Uhr, Eberhard-Wildermuth-Straße, Auefeld.
• 4. Dezember 2012, 18.45 Uhr Herkulesstraße, gegenüber Diakonissenkrankenhaus.
• 25. Januar 2013, 14.55 Uhr, Landgraf-Karl-Straße.
Tipps zum richtigen Verhalten: Öffentlichkeit suchen, Polizei rufen
Wie sollten sich Mädchen und junge Frauen verhalten, falls der Täter sie ansprechen sollte? Dazu ließen wir uns Tipps von der Polizei geben.
• Zunächst einmal solle man den angeblichen Polizisten bestimmt dazu auffordern, den Dienstausweis zu zeigen, sagt Polizeisprecherin Sabine Knöll. Polizisten können sich immer ausweisen und sind in der Regel mindestens zu zweit. Frauen werden immer nur von Polizistinnen durchsucht, nie von männlichen Beamten.
• Wer sich von einem Mann verfolgt fühlt, sollte die Öffentlichkeit suchen. Zum Beispiel an eine Haltestelle gehen, wo sich mehrere Menschen aufhalten, oder in ein Geschäft. Wenn man sich bedroht fühlt, gezielt andere Menschen ansprechen und um Hilfe bitten.
• Im Zweifelsfall lieber einmal zu viel die Polizei unter 110 rufen. Möglicherweise schreckt es den Täter auch ab, wenn er sein Opfer telefonieren sieht.
• Sollte es zu einem Übergriff des Täters kommen, laut um Hilfe rufen und so schnell wie möglich die Polizei alarmieren. Nur dann gibt es eine Chance, den Täter in der Nähe zu fassen.
• Wenn möglich auf Details des Täters achten (Aussehen, Kleidung, Sprache. Auffälligkeiten). Das können entscheidende Hinweise bei der Fahndung sein.
Von Katja Rudolph