1. Startseite
  2. Kassel

Königstor wird zu Fahrradstraße: Poller gegen Auto-Schleichweg

Erstellt:

Von: Axel Schwarz

Kommentare

Radler haben Vorrang: So soll das Königstor im Frühjahr 2024 als Fahrradstraße markiert werden. Auch Fußgänger erhalten mehr Raum.
1koenigs.jpg © Privat

Ab Frühjahr 2024 wird kein durchgehender Kraftfahrzeugverkehr durch das Königstor mehr möglich sein: Die Umgestaltung zur Fahrradstraße wird mit einem Verkehrsversuch verbunden, der auf ein Jahr angelegt ist.

Kassel – Am Königstor beginnt nach den Sommerferien der Umbau zur Fahrradstraße als Teil einer durchgängigen Radroute, die einmal vom Bahnhof Wilhelmshöhe bis zur Uni am Holländischen Platz führen soll. Im Ortsbeirat Mitte, wo die Planung jetzt vorgestellt wurde, gab es grundsätzlich Sympathie für das Projekt, aber auch Vorbehalte wurden laut. Anlass auch hier: der als inflationär empfundene Einsatz neuer Fahrradbügel.

Sachgebietsleiter Markus Funke vom Straßenverkehrs- und Tiefbauamt erläuterte das Vorhaben, das gegenüber anderen Kasseler Fahrradstraßen mehrere Besonderheiten aufweist. Zum einen führen ab der Sporthalle Königstor zwei alternative Radrouten in westliche Richtung: Entweder geht es über Luisen- und Nebelthaustraße zur Goethestraße weiter oder am Autohaus Glinicke entlang in Richtung Ingenieurschule bis auf die Wilhelmshöher Allee.

Diese beiden Anschlüsse sollen laut Funke aber erst später hergerichtet werden. Zunächst gehe es um den Abschnitt zwischen Westend- und Friedrichstraße, wo nach dem Abschluss von Leitungsarbeiten Fahrbahndecken erneuert, Randstreifen und Einmündungsbereiche neu gestaltet würden. Dies könne bis Ende dieses, Anfang nächsten Jahres erledigt sein, schätzte der Planer. Im Frühjahr 2024 werde die Route dann als Fahrradstraße markiert.

Zeitgleich mit der Markierung soll das Königstor nicht mehr durchgängig von Autos befahren werden können und so im Sinne des Radverkehrs entlastet werden, erläuterte Funke. Dieser Verkehrsversuch sei auf ein Jahr angelegt – also bis Frühjahr 2025 – und solle danach von den stadtpolitischen Gremien beurteilt und weiter entschieden werden.

Damit der Durchgangsverkehr auf der Friedrich-Ebert-Straße und der Wilhelmshöher Allee bleibt, statt sich durchs Königstor zu schlängeln, soll laut Funke eine Doppelreihe von Pollern im kurzen Abschnitt zwischen den Einmündungen Weigel- und Friedrich-Engels-Straße angebracht werden. Diese Stelle biete sich an, weil es dort keine Grundstückseinfahrten gebe. Radler können die Poller ungehindert passieren – im Verkehrsplaner-Jargon ist stets kryptisch von „Modalfiltern“ die Rede, wenn schlicht Durchfahrtssperren für Kraftfahrzeuge gemeint sind.

Im Zuge der Umgestaltung sollen entlang der neuen Fahrradstraße 59 Autostellflächen wegfallen, die meisten davon entlang der Nebelthau- und der Luisenstraße, wo jeder dritte Stellplatz entfällt. Stattdessen sollen gut 80 neue Fahrradbügel mit insgesamt 163 Anschließmöglichkeiten aufgestellt werden.

Während die Planung von der grünen Mehrheit im Ortsbeirat einhellig begrüßt wurde, reagierten andere Stadtteilvertreter reserviert. Die Zahl der vorgesehenen Fahrradständer „erscheint mir sehr viel“ sagte Bettina Dodenhöft (Freie Wähler) und votierte mit Enthaltung.

Der zur Sitzung verhinderte SPD-Mann Dieter Seidel hatte dem Kollegium im Vorfeld mitgeteilt, er halte den gepanten Austausch von Parkflächen gegen Fahrradbügel für „einen Schildbürgerstreich“, der in diesem Umfang „weder dringend geboten noch sinnvoll“ sei. Er habe im nahen Vorderen Westen beobachtet, dass der allergrößte Teil der neuen Fahrradständer erstens verwaist bleibe und dass zweitens oft „die Dinger an total falschen Stellen montiert wurden“.

Über Standortvorschläge will der Ortsbeirat laut Ortsvorsteherin Julia Herz in seiner nächsten Sitzung beraten.

Auch interessant

Kommentare