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Protest muss nicht (nur) laut sein

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Von: Christina Hein

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Eindrucksvoller Protest muss nicht immer laut sein: FFF-Demonstranten am vergangenen Freitag.
Eindrucksvoller Protest muss nicht immer laut sein: FFF-Demonstranten am vergangenen Freitag. © Andreas Fischer

Fridays for Future Kassel hat ein Konzept für Barrierearmut entwickelt und zur Demo einen Ruheblock eingeführt

Kassel. An einem Freitag im Januar 2019 demonstrierten zum ersten Mal in Kassel fünf Schüler für Fridays for Future. Sie standen – Greta Thunberg im Sinn – frierend, Handschuhe an den Händen und Mützen auf dem Kopf, vor dem Rathaus und hielten selbst gemachten Plakate hoch. Darauf war zu lesen: „Uns läuft die Zeit davon“ und „There is no planet B“. Wenige Monate später waren es bei FFF-Demonstrationen in Kassel mehrere Hundert und bald mehrere Tausend. Es wurde eine mächtige Bewegung, die in Kassel von ein paar jungen Leuten, die meisten noch minderjährig, auf die Beine gestellt und als Veranstaltung organisiert wurde.

Auch am Freitag waren 2000 Menschen durch Kassel gezogen und forderten sofortige Maßnahmen für eine Klimawende. Dass es bei vorangegangenen Klimastreiks auch schon mal weniger Teilnehmer waren, lag nicht an den Organisatoren von FFF, sondern an anderem – vielleicht schlicht am Wetter.

Mit großer Professionalität hat FFF-Kassel, ein loser Verbund von engagierten Jugendlichen, die Organisation der Demonstrationen immer weiter verbessert und nebenbei eine besondere, achtsame Demonstrationskultur eingeführt. Von Anfang an werden Anhänger, die die Lautsprecherboxen transportieren, konsequent von Fahrrädern gezogen. Stets wird darum gebeten, die Demo nicht mit Fahnen von Parteien zu fluten, sondern ihr den Charakter der Überparteilichkeit zu lassen.

Beeindruckende Neuerungen hat FFF Kassel jetzt mit seinem Konzept für „Barrierearmut“ eingeführt. Nicht nur, dass die Reden auf dem Podium in Gebärdesprache übersetzt wurden. Es gab bei der Demo einen Ruheblock. Während vorneweg beim Zug durch die Stadt laute Musik und Sprechchöre die Motivation der Marschierer anheizte, konnten sich am Ende die Menschen anschließen, die empfindlich auf Lärm reagieren, aber trotzdem gerne mitstreiken wollten. Das waren nicht nur Eltern mit kleinen Kindern, Menschen mit Beeinträchtigung und solchen, die Probleme mit akustischer Umweltverschmutzung haben. Darunter waren angesichts dieser Rücksichtnahme viele dankbare Mitdemonstranten. Vielleicht war ja der eine oder andere auf Demos in der Vergangenheit inmitten von Trillerpfeifenkonzerten nur knapp einem Tinnitus entgangen.

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