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Psychisch fit in Familien: Projekt des Emstaler Vereins und des Gesundheitsamts Kassel unterstützt Betroffene psychischer Erkrankungen

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Von: Evelina Kern

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Stigma brechen: Michael Ullrich (links) und Timo Ringelberg vom Projekt Pfif wollen über psychische Krankheiten aufklären und Betroffene unterstützen.
Stigma brechen: Michael Ullrich (links) und Timo Ringelberg vom Projekt Pfif wollen über psychische Krankheiten aufklären und Betroffene unterstützen. © Evelina Kern

Über psychische Erkrankungen muss gesprochen werden - davon sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts des Emstaler Vereins und des Gesundheitsamts Kassel überzeugt. Mit „Psychisch fit in Familien“ haben sie ein Beratungs- und Präventionsangebot ins Leben gerufen, das genau das tut und Betroffene in schwierigen Lebenssituationen unterstützt.

Kassel – Oft werden sie in Schweigen gehüllt: Psychische Erkrankungen sind auch heute noch oftmals ein Tabu-Thema. Und das, obwohl besonders seit der Corona-Pandemie immer mehr Personen davon betroffen sind. Dem wollen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Beratungsangebots „Psychisch fit in Familien“ (Pfif) des Emstaler Vereins und des Gesundheitsamts Kassel entgegenstellen.

Bereits seit Anfang des Jahres unterstützt das Projekt Familien bei verschiedenen Herausforderungen der Psyche. „Denn wegen der Stigmatisierung wissen Menschen oft nicht, an welche Stellen sie sich wenden können, wenn sie oder ihr Kind psychisch erkrankt sind“, so der Fachbereichsleiter der Kinder- und Jugendhilfe des Emstaler Vereins Timo Ringelberg.

Das Projekt möchte gegen dieses Unwissen vorgehen und gleichzeitig entstigmatisieren. Wie die kostenlose Hilfe des Projekts genau aussieht, variiert dabei von Fall zu Fall: „Gemeinsam mit den Hilfesuchenden rufen wir Therapeuten an, suchen Kliniken, sprechen mit dem Partner oder erklären den Kindern das Krankheitsbild ihrer Eltern“, sagt Sozialpädagoge Michael Ullrich.

Auch entscheiden die Hilfesuchenden selbst, ob diese Beratung im Schutz der eigenen vier Wände oder im Sitz des Pfif, Königstor 2 in Kassel, stattfindet. Ziel sei es, Familien präventiv kurz zu versorgen und ihnen so die Hürden für den künftigen Weg zu nehmen. Doch mit dem Ende der Beratungstermine endet die Unterstützung der Betroffenen durch die Fachleute nicht. „Wir bleiben auch nach der Zeit gerne Ansprechpartner“, sagt Ullrich. Trotz des kurzen Bestehens des Projekts konnten die Mitarbeitenden des Pfif bereits erfolgreich helfen: „Eine Frau hatte sich bei uns gemeldet, weil ihre Tochter nicht mehr in die Schule gehen wollte.“ Mit der Unterstützung des Pfif wechselte das Mädchen die Schule und erhält nun auch therapeutische Hilfe. „Jetzt geht sie wieder gerne zur Schule“, betont der Sozialpädagoge. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden des Projekts stellte auch die Mutter fest, dass sie eigenen therapeutischen Hilfsbedarf hat. „Momentan arbeite ich mit der Mutter zusammen und gucke, wo ich ihr unter die Arme greifen kann“, sagt Michael Ullrich.

Aber nicht nur Familien können von den Angeboten des Projekts profitieren: Das Pfif unterstützt auch Schulsozialarbeiter, Pfarrer oder Trainer. Mit dem richtigen Wissen können auch diese Personen anschließend bei Auffälligkeiten Hilfe zur Selbsthilfe leisten.

Unterrichtseinheiten zum Thema „Psyche“ und Besuche in Kitas sollen auch Kinder und Jugendliche selbst für Krankheiten der Psyche sensibilisieren. „Wir wollen ihnen schon früh zeigen, dass dies nichts ist, wofür sie sich schämen müssen“, so Ullrich. Auch solle jungen Betroffenen klar gemacht werden, dass sie über all ihre Probleme reden können. Für akute Fälle bietet Pfif auch eine Chat-Funktion über ihre Internetseite an. Dort können sich Betroffene anonym Beistand und Informationen von Mitarbeitenden der Beratungsstelle einholen.

Auch in den Kliniken selbst setzt das Pfif seine Hilfe fort: Im Kasseler Ludwig-Noll Krankenhaus und der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Wilhelmshöhe bieten sie regelmäßig Unterstützungsangebote für die Patientinnen und Patienten an. Hier sollen zum Beispiel Eltern auf die Zeit nach ihrem Klinikaufenthalt vorbereitet werden.

Momentan sind die Angebote des Projekts auf die Stadt Kassel beschränkt. Ziel sei es aber, die Hilfen bald auch für den Landkreis Kassel auszuweiten, so Ringelberg.

Weitere Informationen zum Projekt und Hilfen unter: www.pfif-kassel.de

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