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Radentscheid warnt: Umbau der Friedrich-Ebert-Straße wird zu noch mehr Konflikten führen

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Von: Matthias Lohr

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Hier gilt Vorsicht: Schon jetzt kommen sich Radfahrer und Fahrgäste der Straßenbahnen auf der Friedrich-Ebert-Straße oft in die Quere.
Hier gilt Vorsicht: Schon jetzt kommen sich Radfahrer und Fahrgäste der Straßenbahnen auf der Friedrich-Ebert-Straße oft in die Quere. © Andreas Fischer

Ab Montag wird ein weiterer Teil der Friedrich-Ebert-Straße umgebaut. Auch Radfahrer freuen sich, warnen aber, dass es wegen der Wegeführung zu noch mehr Konflikten kommen wird.

Kassel – Radfahrer haben mitunter ein ambivalentes Verhältnis zur umgebauten Friedrich-Ebert-Straße. Einerseits freuen sie sich, dass der östliche Teil durch den Umbau 2014/15 zu einem ansehnlichen Boulevard mit Radstreifen geworden ist. Andererseits müssen sie sich den Platz an den Straßenbahnhaltestellen mit wartenden Fahrgästen teilen und besonders langsam und vorsichtig fahren – und das auf einer der wichtigsten Radrouten in der Stadt.

Auch deswegen kritisierten Verkehrsexperten 2019 bei der Ausstellung „Fahr Rad!“ in der documenta-Halle die drei Jahre zuvor erfolgte Auszeichnung der Straße mit dem Deutschen Verkehrsplanungspreis. Auch viele Fußgänger sind genervt von Radfahrern, die an den Haltestellen auf sie zufahren müssen. Ist die „beispielhafte Verkehrslösung“, wie die „Fritze“ in der Begründung des Preises genannt wurde, also gar nicht so toll?

Auch bei der Initiative Radentscheid ist man gespalten angesichts des nun beginnenden Umbaus von der Annastraße bis zur Friedenskirche. Zwar freut man sich laut Sprecher Thomas Hofmann „über die Erweiterung der Infrastruktur auf der Friedrich-Ebert-Straße“. Aber auch dort werden sich nach der Fertigstellung im Juni Radfahrer und Fußgänger in die Quere kommen. „Die Wegeführung zwischen sich öffnenden Autotüren auf der einen Seite und Trams und vorbeirauschenden Autos auf der anderen wird unsichere, aber motivierte Menschen weiterhin nicht auf das Fahrrad locken“, sagt Hofmann.

Um Konflikte zwischen Radfahrern sowie ein- und aussteigenden Fahrgästen der Straßenbahnen zu vermeiden, hätte es der Radentscheid besser gefunden, die Radwege hinter die Haltestellen zu verlegen. Dies entspreche auch den Qualitätsstandards der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen. Bereits im November 2020 habe man Nachbesserungen gefordert – ohne Erfolg.

Aus Sicht der Stadt sprechen mehrere Punkte gegen eine andere Wegeführung, wie ein Sprecher mitteilt. So würde sich bei einem Radweg hinter den Haltestellen „die potenzielle gegenseitige Gefährdung oder Behinderung nur örtlich verschieben“. Bei der gewählten fahrbahnnahen Lösung befänden sich Radfahrer dagegen immer „im direkten Blickfeld der Fahrgäste“. Zudem stünden auch drei schützenswerte Beuys-Bäume der Verlegung des Radverkehrs im Weg.

Stadtbaurat Christof Nolda verweist zudem auf den besonderen Charme einer belebten Straße: „Wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, brauchen wir umso mehr auch ein rücksichtsvolles Verhalten für ein konfliktfreies Miteinander.“

Einige Radfahrer haben jetzt schon Konsequenzen getroffen, um Konflikte zu vermeiden: Sie fahren lieber durchs Königstor als über den Pracht-Boulevard. (Matthias Lohr)

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