Rarität für das Henschelmuseum in Rothenditmold

Der funktionierende Miniherd war 1957 ein Weihnachtsgeschenk von ihrem Opa. Jetzt hat die 74-jährige Barbara van Hook die Rarität dem Henschelmuseum übergeben.
Kassel – Im Henschelmuseum kann sie den Herd im Miniaturformat schlecht vorführen. Da würden sich die Rauchmelder sofort lautstark bemerkbar machen. Aber Barbara van Look hat Fotos dabei, auf denen man den Qualm aus der Feuerstelle über ein Rohr abziehen sieht. 65 Jahre lang war sie stolze Besitzerin eines außergewöhnlichen Herdes, der in Handarbeit für die Puppenstube hergestellt wurde. Jetzt trennt sie sich und überlässt das gute Stück dem Henschelmuseum. „Ich habe keine Kinder, und hier passt er doch gut hin“, sagt die 74-Jährige.
In der Tat schließt sich damit ein Kreis. Denn der Opa von Barbara van Look hat den Herd inklusive Suppenkellen, Töpfen und sogar Topflappen in Miniaturformat bei Henschel hergestellt. Im Jahr 1957 war das. „Mein Opa ist jeden Morgen mit dem Fahrrad von Heckershausen an die Arbeit gefahren“, sagt die Enkelin. Im Jahr 1913 begann Wilhelm Wulff seine Lehre als Schlosser bei Henschel. Als junger Mann wurde er im 1. Weltkrieg eingezogen und machte nach der Militärzeit im Werk Mittelfeld weiter.
Der Herd aus Stahlblech war ein Weihnachtsgeschenk. Und was für eins. „Ich habe mich riesig gefreut und den Herd bis ins Erwachsenenalter immer in Ehren gehalten“, sagt Barbara van Look. Bei einem Vortrag über die Geschichte von Henschel in Wolfsanger hat sie vor einem Jahr Helmut Weich kennengelernt. Mit dem mittlerweile verstorbenen langjährigen Leiter des ehrenamtlich betriebenen Museums hat sie eine Vereinbarung getroffen. Das Museum sollte den Herd bekommen und ihn an einem attraktiven Platz ausstellen „Das machen wir auch“, sagt Rainer Konrath, der sich schon lange im Trägerverein engagiert.
Er weiß auch, dass die alten Henschelaner stolz auf ihre handwerklichen Fähigkeiten waren. Die Vorgesetzten hätten es toleriert, wenn in den Werkstätten auch mal Dinge wie der Herd von Wilhelm Wulff hergestellt wurden. Das sei schließlich eine Art Training gewesen. Jedenfalls ist dem ambitionierten Schlosser ein kleines Meisterwerk gelungen. Mit dem kleinen Feuerhaken kann man heute noch die Herdplatte hochheben und nachschauen, ob das Feuer richtig brennt. Einen Rest Holzkohle habe sie noch in der Feuerstelle gelassen, sagt die Spenderin. Sie ist froh, dass das außergewöhnliche Weihnachtsgeschenk einen guten Platz in der Ausstellung gefunden hat.