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Regionale Offensive soll Wandel in der Fahrzeugindustrie befördern

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Von: Axel Schwarz

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E-Autos werden mit weniger Aufwand gebaut: Bei Volkswagen in Baunatal werden für die Modelle ID.3 und ID.4 Elektromotoren gefertigt, die aus viel weniger Teilen bestehen als Verbrennungsmotoren. Im Bild: Unterabteilungsleiterin Mahsuma Mohssemi und Meister Patrick Kaminski. Archi
E-Autos werden mit weniger Aufwand gebaut: Bei Volkswagen in Baunatal werden für die Modelle ID.3 und ID.4 Elektromotoren gefertigt, die aus viel weniger Teilen bestehen als Verbrennungsmotoren. Im Bild: Unterabteilungsleiterin Mahsuma Mohssemi und Meister Patrick Kaminski. Archi © Sven Kühling

Zehntausende Jobs in Nordhessen hängen von der Fahrzeugindustrie ab: Im Raum Kassel sind es über 20.000 Menschen, die bei Volkswagen in Baunatal und dem Daimler-Achsenwerk als größte Arbeitgeber dieser Branche beschäftigt sind.

Kassel – Hinzu kommt aber noch ein Mehrfaches an Personal kleiner und mittlerer Betriebe, die den Fahrzeugbauern in irgendeiner Weise zuarbeiten.

Nicht ganz klar ist momentan der genaue Umfang dieses Wirtschaftszweigs in der Region, wenn man jede auch indirekte Arbeits- und Dienstleistung dazuzählt. Fest steht aber, dass die zunehmende Elektromobilität viele Arbeitsschritte überflüssig machen wird. Es wird davon ausgegangen, dass sich E-Autos mit 30 Prozent weniger Aufwand herstellen lassen. Das hat dann Auswirkungen auch auf die Beschäftigungssituation bei Zulieferern, Transporteuren und Dienstleistern.

Um qualifizierte Arbeitskräfte in der Region zu halten und Beschäftigte fit für zukunftssichere Jobs zu machen, wurde jetzt unter dem Dach des Regionalmanagements Nordhessen der Weiterbildungsverbund „Mobility Shift“ ins Leben gerufen. Innerhalb von drei Jahren soll ein Netzwerk geknüpft werden aus Bildungsträgern, Verantwortlichen der Fahrzeugindustrie, von Zulieferbetrieben sowie weiteren Akteuren.

Das Ziel: Firmen, die im Geschäft mit E-Fahrzeugbauern künftig weniger zum Zuge kommen, sollen Impulse für neue, ergänzende, zukunftsweisende Geschäftsfelder erhalten und ihr Personal entsprechend qualifizieren lassen können.

Beispielhaft wurden etwa Leichtbau, Wasserstoff- und Wärmepumpentechnik genannt, als das Projekt am Dienstag vorgestellt wurde. Die IHK Kassel-Marburg, die Handwerkskammer Kassel, das Regierungspräsidium und das Bildungsinstitut ItF arbeiten dabei mit dem Regionalmanagement zusammen.

Gefördert wird der Aufbau des Weiterbildungsverbundes über drei Jahre mit 980 000 Euro durch das Bundesarbeitsministerium. Die regionalen Bundestagsabgeordneten Timon Gremmels (SPD) und Boris Mijatovic (Grüne) hatten sich bei Bundesarbeitsminister Hubertus Heil für die Berücksichtigung Nordhessens mit seiner starken Fahrzeugbranche eingesetzt.

Anders als beim Autogiganten Volkswagen, wo ganze Abteilungen für den E-Auto-Bau umgeschult werden, sei die Erfordernis des Wandels bei kleineren Zulieferern „teils erschreckend wenig“ angekommen, sagte Vera Lieder vom ItF-Institut nach ersten Kontaktgesprächen für die regionale Qualifizierungsoffensive: „Das Thema wird oft erst mal weggedrückt.“

Regionalmanager Kai Georg Bachmann sagte, für die kommenden Jahre sei ein großer Popularitätsschub für rein batteriebetriebene Fahrzeuge zu erwarten, der Anteil von Hybrid-Autos mit ihrer immer noch sehr arbeitsintensiven Fertigung werde entsprechend abnehmen: „Ende der 2020er-Jahre werden wir eine ganz andere Produktionswelt haben.“

Bereits in drei Jahren, so hoffen die Partner des Projekts, soll es nicht nur Instrumente geben, um Arbeitnehmer aus der Mobilitätsindustrie fit für Zukunftsaufgaben zu machen. Sondern auch einen nordhessenweiten Überblick, welche und wie viele Profis zur Verfügung stehen, um auch auf anderen Gebieten den Wandel zu befördern.

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