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Hip-Hop-Stars zollen Tony Brown „Respekt“

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Von: Christina Hein

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Der Rapper Tony Brown und  Sascha Haupt in ihrem Headquarter in Philippinenhof-Warteberg, „Nobbis Bude“.
Der Stein ist im Rollen: Tony Brown (links) und Sascha Haupt in ihrem Stammtreffpunkt in Philippinenhof, „Nobbis Bude“. © Christina Hein

Der Kasseler Rapper Tony Brown startet mit prominenter Unterstützung durch.

Kassel – „Ich starte gerade voll durch“, sagt der Kasseler Rapper Tony Brown und schwebt dabei sichtlich auf Wolke sieben. Vor Kurzem ist er mit seiner Gang aus Berlin zurückgekehrt, wo er mit keinem Geringeren als mit dem Hip-Hop-Star und Multimillionär Frauenarzt einen Song aufgenommen hat. Als Nächstes steht ein gemeinsamer Videodreh dazu an. Viel mehr Ruhm und Adrenalin gehen für ihn kaum.

Seine Energie kann Tony Brown auch bei einer Cola am Stammplatz in seinem geliebten Stadtteil Philippinenhof, „Nobbis Bude“, nicht unterdrücken. Er strotzt vor Tatendrang. Aber: Wann hat Tony eigentlich nicht Vollgas gegeben? Seitdem er 14 ist, macht er Musik. Anfangs rappte er noch mit seinem Zwillingsbruder. Seit ein paar Jahren ist er mit seinem Kasseler Produzenten Lares solo unterwegs.

Tony Browns Produktivität ist enorm. Er schreibt und schreibt und schreibt, sagt Sascha Haupt, Tonys rechte Hand, ein ruhiger Bär, Typ Fels in der Brandung. Tony nennt ihn „Bro“ und sagt: „Ohne ihn geht nichts.“ Alles zusammen hat Tony gut und gerne 100 Songs geschrieben, überschlagen sie kurz.

Auch Erfolg im Netz kann Tony Brown aufweisen. „Ich bin unter allen deutschen Rappern, die nicht unter Vertrag stehen, der am besten gestreamte“, sagt er. Sein schneller, harter Song „Schwarze Hoodies“, ein Hit aus dem Jahr 2021 („Ich mach Alarm mit der Gang – wir kommen in schwarzen Hoodies“), wurde 350 000 Mal gestreamt. Insgesamt kommt er auf 800 000 Streams seiner Songs. „Ohne Push, ohne Deal. Einfach weil sie gut sind“, sagt Brown selbstbewusst.

So, als sei die Zeit jetzt reif für die ganz große Nummer, bekommt Brown mit einem Mal eine Menge hochkarätiger „Props“, wie er sagt. Der Ausdruck, mit dem in der Hip-Hop-Szene Anerkennung ausgedrückt wird, kommt vom Englischen „proper respect“ und bedeutet „Respekt!“. Der Höhenflug nahm im vergangenen Sommer seinen Anfang. „Da ist was Krasses passiert“, sagt Brown: Bonez MC von der Hamburger Hip-Hop-Gruppe 187 Straßenbande hatte auf seinem Instagram-Account „Schwarze Hoodies“ gepostet. Ein Jahr nach der Veröffentlichung. Da sei er platt gewesen: „Eyh, das sind Megastars, Multimillionäre, und die feiern dich!“, habe er sich gesagt. „Bonez ist eine Legende. Ich bin vor Freude durch die Wohnung gesprungen.“

Viele aus der Szene hätten ihn, den Rapper aus Kassel-Philippinenhof, in der Story von Bonez MC wahrgenommen. Schließlich meldete sich der Star persönlich: „Wir haben uns jeden Song von dir angehört, jeder ist geil. Wir wollen dich kennenlernen, komm mal zur Party nach Berlin.“ Das ließen sich Brown und seine Jungs aus Kassel nicht zweimal sagen. Schließlich sei Berlin der „Place to be, wenn du Mucke machst“.

Der Kontakt zu Bonez MC hat einen Stein ins Rollen gebracht. Seitdem wurden einige Songs mit bekannten Rappern wie Solo439 aus Frankfurt von Tony aufgenommen.

Tony Brown (links) im Studio bei den Aufnahmen mit Frauenarzt in Berlin.
Bekannte Geste: Tony Brown (links) im Studio bei den Aufnahmen mit Frauenarzt in Berlin. © privat

Dann wurde alles noch mal getoppt: Beim Musikmachen hatte Tony zuletzt Beats (im Miamy-Base-Style) produziert, die ihn an den Hip-Hop-Helden seiner Jugend, Frauenarzt, erinnerten. „Die schicke ich ihm jetzt einfach mal“, entschied Tony. Die Reaktion des Stars kam prompt: „Lass uns das zusammen aufnehmen.“ „Da war ich platt“, sagt Tony. „Du hast eben Talent“, erklärt Sascha, nachdem er lange ruhig zugehört hatte.

Die Stärke seiner Songs, die ihm „einfach so“ im Alltag einfielen, sei ihr Wortwitz, meint Tony. „Ich war schon immer ein Sprüche-Klopfer, will die Leute mit Worten unterhalten und beeindrucken.“

Natürlich geht es auch bei ihm im Gangsta-Rap-Stil textlich nicht gerade zimperlich zu. Da reimt sich „Nasenbruch“ auf „Nazispruch“, und „Blut von dir auf meinen weißen Nikes“, zählt noch zu den harmlosen Bildern in seinen Bad-Boy-Songs. Das gehöre eben im Rap dazu und sei künstlerische Freiheit, erklärt er.

Deshalb solle man auch Frauenarzt, der mit den „Atzen“ berühmt wurde und dessen Song „Das geht ab“ 2009 ein Sommerhit war, seine politisch unkorrekten Texte nachsehen – darunter viele, die seine Kritiker als frauenfeindlich und gewaltverherrlichend geißeln.

In einem ist Tony schon jetzt wie sein Held: Nichts werde er über sein Privatleben öffentlich preisgeben: weder über Beziehungen noch über Geld. Auch Frauenarzt sei stets diskret und nirgendwo ohne Sonnenbrille abgebildet.

Für die Tageszeitung seiner Heimatstadt lässt sich Tony Brown aber dann doch ohne Sonnenbrille fotografieren. Wir werden seine Karriere von hier aus verfolgen.

Service: instagram.com/tonybrownmusik Youtube.com/tonybrownmusik

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