Seltenes Wetterphänomen: Sahara-Staub sorgt in Kassel für dreckige Autos und roten Himmel

Ein seltenes Wetterphänomen hat auch in Nordhessen seine Spuren hinterlassen. Der Sahara-Staub sorgte für dreckige Autos und roten Himmel.
Kassel – Mehr Menschen als sonst haben vermutlich am Donnerstagabend mit ihrem Handy Fotos auf Kassels Straßen gemacht. An vielen Orten in der Stadt waren Leute zu sehen, die den wunderschönen roten Sonnenuntergang festhalten wollten.
Mehr Autofahrer als sonst an einem Freitag waren gestern unterwegs, um ihren Wagen in einer der Kasseler Waschstraßen reinigen zu lassen. Verantwortlich für das vermehrte Fotografieren und Autowaschen ist der Sahara-Staub, der in der Nacht zum Donnerstag Nordhessen erreicht hat. Am Mittwoch war der Staub nur in Süddeutschland zu sehen, wo er zum Beispiel eine gelbliche Schicht auf dem Schnee in den Alpen hinterlassen hat.

Der Sahara-Staub komme immer dann nach Europa, wenn über Westeuropa ein Tief und über Osteuropa ein Hoch bestehe, sagt Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt, Geschäftsführer der WetterKontor GmbH. Normalerweise befinde sich Sahara-Staub in Schichten zwischen zwei und vier Kilometer Höhe. Wenn es regne, werde der Staub aus den höheren Schichten ausgewaschen und auf den Autos sichtbar. „Die Betreiber von Waschstraßen können sich dann die Hände reiben“, so der Meteorologe.
Als am Donnerstagabend der Regen weg war, da ging es bei uns los“, sagt Bettina Diler, stellvertretende Niederlassungsleiterin von Mr. Wash an der Leipziger Straße. Die ersten Autofahrer kamen, um ihre Fahrzeuge von dem gelblichen Staub zu befreien.
Auch ohne Sahara-Staub sind Waschanlagen an Frei- und Samstagen sehr gut frequentiert. Aber gestern kamen wegen des Staubs aus Afrika noch mehr Fahrzeuge. „Wir bewältigen das gar nicht mehr“, sagte Niederlassungsleiter Christoph Dähn. Die Autos warten schon auf der Leipziger Straße. Für das Geschäft wäre es eigentlich besser gewesen, wenn der Sahara-Staub einen Tag früher in Kassel angekommen wäre. Dann wären Wochenend-Kunden und Sahara-Staub-Kunden nicht zusammengefallen, so Dähn. Er will aber nicht meckern. Schließlich gibt es noch den Pollenflug. „Der Pollenflug ist ein Waschstraßensegen.“

Kann der Staub aus der Sahara eigentlich Schaden am Lack anrichten? Auf den Scheiben bestehe die Gefahr, dass durch den Einsatz der Scheibenwischer feine Kratzer entstehen“, sagt Dähn. Von daher ist es besser, den Staub abzuwaschen zu lassen. Das hat gestern auch Rainer Hühn aus Kaufungen gemacht. Normalerweise fahre er einmal im Monat mit seinem Auto in die Waschstraße. „Und wenn es nötig ist“, sagt Hühn. Gestern war es das.
Vor neuem Sahara-Staub müssen sich Kassels Autofahrer aktuell nicht fürchten. Mit der Kaltfront vom Donnerstag sei der Staub nach Süden weggedrückt worden, sagt Schmidt. Es gebe jedes Jahr im Schnitt drei bis fünf Mal Sahara-Staub, sagt der Meteorologe. „An solch eine extreme Lage wie jetzt kann ich mich in den letzten Jahren aber nicht erinnern.“ Die Konzentration und die Intensität seien schon ein seltenes Ereignis gewesen.
Dieser Staub hat gezeigt, dass Schmutz auch schön sein kann. „Je mehr Partikel in der Luft, desto schöner sind die Sonnenuntergänge“, sagt Schmidt. Und von dem Sonnenuntergang über Kassel wurden am Donnerstagabend zahlreiche Fotos aus vielen Perspektiven gemacht.
