Wo Henschel lebendig bleibt - Rundgang zur Geschichte von Familie und Firma

Kassel. Das Haus Henschel auf dem Weinberg war legendär, der Abriss der riesigen Villa mit ihrer luxuriösen Ausstattung im Jahr 1932 ein Politikum.
Im Henschel-Museum, das ehrenamtlich betrieben wird, kann man auch zu diesem Thema interessante Details erfahren.
„Wir haben gerade einen Fensterflügel, der beim Abriss gerettet wurde, bekommen“, sagt Helmut Weich, der das Museum leitet. Der große Holzrahmen mit einem Löwenkopf auf dem massiven Griff ist eine Spende von Privatleuten. Jetzt ergänzt er die umfangreichste Ausstellung, die es zur Henschel-Dynastie und dem ehemals größten Lokbauer Europas gibt.
Die ermöglicht nach einer Erweiterung erstmals einen kompletten Rundgang mit zahlreichen Stationen aus der Firmen- und Familiengeschichte. „Wir sind sehr froh, dass wir das mit unseren bescheidenen Mitteln realisieren konnten“, sagt Helmut Weich.
Der spannende Rundgang beginnt im Jahr 1777, als der 18-jährige S

tückgießergeselle Georg Christian Carl Henschel nach Kassel kam. „Er hat die Tochter seines Meisters geheiratet und sich 1810 selbstständig gemacht“, sagt Weich. Der Rundgang im Museum orientiert sich an den sechs Generationen der Familie und der technischen Entwicklung. Der Fundus ist enorm. Im Jahr 2004 übergab Bombardier als Henschel-Nachfolger im Lokomotivbau dem Museum das Henschel-Firmenarchiv, auch das Familienarchiv ist in dem ehemaligen Verwaltungsgebäude am Standort Rothenditmold untergebracht.
Modelle ab dem Drache
Für Lokomotivfans dürften zwei Räume besonders interessant sein, die

die Entwicklung vom Drache aus dem Jahr 1848 bis zum ICE und der Entwicklung des Transrapid dokumentieren. Hier stehen jede Menge Modelle und das Original eines bei Henschel produzierten Drehgestells. Dessen Technik trägt bis heute dazu bei, dass Züge nicht nur starre Achsen haben, sondern leichter um Kurven fahren können.
Komplettiert wurde der Rundgang durch einen Raum, in dem Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit von den Henschel-Nachfolgefirmen gezeigt werden.
Ganz zum Schluss geht es noch mal zurück zum Weinberg. Von den ehemaligen Henschelhäusern ist nur noch das frühere Kutscherhaus übrig. Das wurde für das Museum für Sepulkralkultur ausgebaut. Wenig bekannt ist, dass die großen Bögen oberhalb der Frankfurter Straße auch zu der Gesamtanlage gehörten. Die seien früher Henschelbögen genannt worden, sagt Helmut Weich. Auch daran erinnert das Museum.
Service
Henschelmuseum, Wolfhager Str. 109, heute und morgen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt frei, Spende erbeten. Das Museum ist an jedem ersten Wochenende im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Sonderöffnungen möglich, Tel. 0172520577.
Lexikonwissen: Mehr zu Henschel gibt es im HNA-Regiowiki